Sie sind hier: Home > Schweiz und Welt > Er floppte bei Charles Vögele und arbeitete für die Benko-Buddies: Trotzdem angelt sich André Maeder einen neuen Traumjob

Er floppte bei Charles Vögele und arbeitete für die Benko-Buddies: Trotzdem angelt sich André Maeder einen neuen Traumjob

Der Schweizer Manager steht seit kurzem einer der prestigeträchtigsten Warenhausgruppen als Chef vor. Insider haben eine Erklärung dafür.

Die Detailhandelswelt ist ein Dorf. Und so tauchen immer wieder die gleichen Namen auf, wenn es darum geht, einen frei gewordenen Chefposten zu besetzen – ganz egal, wie durchzogen ihre bisherige Bilanz ist. Neustes Beispiel: André Maeder. Er sei «sehr glücklich und stolz darauf», seit Anfang Mai CEO der Selfridges Group in London zu sein, teilte dieser am Mittwoch via Linkedin mit.

Die ursprünglich britische Selfridges-Gruppe ist mittlerweile mehrheitlich im Besitz der Central Group aus Bangkok, der hierzulande auch die Hälfte der Globus-Warenhäuser gehört und die als Retterin ebendieser gehandelt wird, nachdem die mitbesitzende Signa-Gruppe des gestrauchelten René Benko pleite ist.

Neben dem namensgebenden ikonischen Selfridges-Geschäft an der Oxford Street in London betreibt Selfridges drei weitere Warenhäuser, zwei in Manchester und eines in Birmingham. Ebenfalls zur Gruppe gehören die sieben DeBijenkorf-Warenhäuser in den Niederlanden und weitere sieben in Irland unter der Marke von Brown Thomas und Arnotts.

Das berühmte Londoner Warenhaus Selfridges an der Oxford Street hat neu einen Schweizer als Chef: André Maeder. 
Bild: Jose Sarmento Matos/Bloomberg

Die Verantwortung für die 18 eher hochpreisig positionierten Häuser und ihre Onlineshops liegt also nun neu beim Schweizer André Maeder, der bis Ende 2023 im Globus-Verwaltungsrat Einsitz nahm.

Ebenfalls bis im November 2023 war dieser Chef der deutschen KaDeWe-Gruppe, die im Benko-Strudel Insolvenz anmelden musste und heute ebenfalls mehrheitlich der thailändischen Central-Gruppe gehört. Noch vorher war er Chef der mittlerweile gefühlt dauerinsolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof – und des nicht mehr existierenden Modehauses Charles Vögele.

Die Cruz-Sisters und Til Schweiger

Für den Untergang von Vögele ist Maeder allerdings nicht ganz unschuldig. Er war es, der 2009 als Chef die Verantwortung beim bereits schlingernden Modehändler übernahm und ihm eine komplett neue Ausrichtung verpasste. Maeder richtete mit der grossen Kelle an, um das angestaubte Image von Vögele zu modernisieren. Seine Strategie lautete Glamour: Für viel Geld engagierte er die Hollywood-Schauspielerin Penélope Cruz und ihre Schwester Mónica Cruz. Sie machten auf die Frauen-Kollektionen aufmerksam, der deutsche Schauspieler Til Schweiger auf die Herren-Mode.

Doch mit diesem abrupten Facelifting stiess Maeder die treue Kundschaft vor den Kopf, sie blieb den Filialen fern, die Umsätze schrumpften weiter, die Verluste stiegen. Und 2011 nahm Maeder den Hut. Zur Misere, die 2016 im Verkauf an den italienischen Konzern OVS enden sollte, äusserte sich sogar Agnes Vögele, Witwe von Charles und Mitgründerin des Traditionsunternehmens. Gegenüber der Zeitung «Der Sonntag» sagte sie damals: «Mir blutet das Herz.» Sie sei froh, dass ihr verstorbener Ehemann den Misserfolg ihres gemeinsamen Lebenswerkes nicht mehr erleben müsse.

Maeder gilt als «Warenhaus-Profi»

Den Vögele-Flop haben die Branchenkenner Maeder schnell verziehen. Schliesslich sei das Geschäft mit preisgünstiger Mode etwas ganz anderes, als ein hochpreisig positioniertes Warenhaus zu führen. Maeder sei nun mal ein «Warenhaus-Profi», wie es ein Insider ausdrückt. Und solche gebe es nicht viele. Zudem kenne er aus seinen Anfangszeiten bei Harrods vor rund 25 Jahren auch den britischen Markt. Deshalb sei Maeder, der seit 2021 auch den Warenhausverband Intercontinental Group of Department Stores (IGDS) präsidiert, eine sehr gute Wahl für Selfridges.

Das KaDeWe-Debakel hingegen wird in der Branche nicht ihm angelastet. Ebenso problemlos scheint seine beruflich enge Verbindung zum gefallenen Benko und zu seinen Mitstreitern zu sein, die Maeder mit seinen Posten bei KaDeWe und Globus hatte. Im Gegenteil: Vielleicht hat diese ihm sogar geholfen.

Es scheint jedenfalls so, dass er sich so das Vertrauen der thailändischen Central Group erarbeitet hat, die einst als Juniorpartnerin von Benko ins europäische Warenhausgeschäft eingestiegen ist und nun nach und nach dessen Anteile übernimmt. Vermutet wird, dass die Central Group in nächster Zeit auch die Mehrheit an den Globus-Warenhäusern übernimmt.