Migros Luzern will kleinere Läden – und stimmt bald über Alkoholverkauf ab
Die Genossenschaft Migros Luzern hat auch das zweite Pandemiejahr mehr oder weniger erfolgreich hinter sich gebracht – wenn auch die Bilanz in den verschiedenen Bereichen erneut sehr unterschiedlich ausfällt. Während sich das Kerngeschäft im Detailhandel positiv entwickelte, verzeichneten die bereits 2020 stark von der Pandemie betroffenen Sparten Gastronomie, Freizeit und Klubschulen weitere Umsatzeinbussen.
Die Kursgelderlöse der Klubschule etwa hinweg um 5,5 Prozent zurück. Die Gastronomie musste infolge des Lockdowns und der Zertifikatspflicht ein Umsatzminus von 14,5 Prozent hinnehmen. Aus Rentabilitätsgründen wurde Anfang 2021 bereits das Migros-Restaurant an der Ladengasse in Ebikon geschlossen; dasselbe Schicksal ereilte kürzlich auch das Restaurant in der Mall of Switzerland in Ebikon.
Über alle Sparten hinweg erzielte die Migros Luzern 2021 einen Nettoverkaufsumsatz von 1,52 Milliarden Franken, was einem Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Beim Gewinn musste das Unternehmen dagegen einen Rückschritt von 52,8 Millionen auf 41,8 Millionen Franken hinnehmen.
Nachteil gegenüber Coop
Das Management sprach am Donnerstag dennoch von einem «sehr guten Geschäftsergebnis». 2021 feierte die Migros Luzern ihr 80-jähriges Bestehen und honorierte ihre Belegschaft, die in der Zentralschweiz inzwischen mehr als 6500 Mitarbeitende zählt, mit einer Jubiläumsprämie von total 3 Millionen Franken sowie einer Erfolgsprämie von 1,9 Millionen Franken.
Insgesamt 10,3 Millionen Franken investierte die Migros Luzern 2021 in den Ausbau und die Modernisierung ihrer Standorte. Das Filialnetz wurde um 1251 Quadratmeter erweitert. Damit wolle sie dem «fortschreitenden Trend hin zu kleineren Ladenformaten Rechnung tragen, welche das schnelle regionale Einkaufen begünstigen», so das Management.
Die historisch bedingte Ladenstruktur des Migros-Konzerns mit vielen grossen, zentral gelegenen Filialen hatte sich insbesondere in der Pandemie als Nachteil gegenüber der grossen Konkurrentin Coop erwiesen, die ein vergleichsweise dichteres Netz mit kleineren Filialen betreibt. So kauften die Menschen während der Lockdowns lieber in ihrem Quartier ein, als weiter weg in einen grösseren Laden zu fahren.
Nun macht sich dieser Trend also auch bei der Migros bemerkbar, wobei man in der Zentralschweiz betreffend Filialnetz bereits heute auf Augenhöhe mit Coop ist. Im vergangenen Jahr wurde etwa die Filiale Weinbergli Luzern neu eröffnet. Im laufenden Jahr kommen mit Hünenberg-Dorf, Wesemlin Luzern, Hergiswil und Root vier weitere Standorte zum Filialnetz der Migros Luzern dazu. Im Herbst werden zudem die Filialen an der Allmend und im Wohncenter Emmen revitalisiert.
Pflanzenbasierte Ernährung wird wichtiger
Beim Engagement für die Nachhaltigkeit sieht sich die Migros Luzern auf einem guten Weg. Seit dem Start des Plastik-Recycling-Programms im Mai des letzten Jahres hat das Unternehmen in der Zentralschweiz nach eigenen Angaben 180 Tonnen Plastik gesammelt. Zusammen mit der App «To Good To Go» gegen Essensverschwendung habe man in den letzten drei Jahren zudem rund 100’000 Lebensmittelpakete gerettet.
Die Migros Luzern plant, bis zum Jahr 2030 den Energieverbrauch in den Filialen und der Logistik um 10 Prozent zu reduzieren. Hierzu hat die Genossenschaft unter anderem einen Wasserstoff-Lastwagen in Betrieb genommen. Dieser legte seit Juni des letzten Jahres insgesamt 43’000 Kilometer zurück.
Beim Biosortiment lag der Umsatz erneut über dem Niveau vor der Pandemie. Dieser belief sich auf inzwischen 117 Millionen Franken und legte damit um über 10 Prozent gegenüber 2020 zu. Weiter zugenommen hat auch die Bedeutung der pflanzenbasierten Ernährung – besonders bei jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten, wie die Migros Luzern mitteilt. Entsprechend wurde das Sortiment ausgebaut und umfasst neu rund 860 Produkte.
Moderate Preiserhöhungen erwartet
Auch im laufenden Jahr dürften die Migros Luzern und den Detailhandel im Allgemeinen die schlechten Ernten sowie die Verwerfungen in den Lieferketten beschäftigen. Der Mutterkonzern hat bereits am Dienstag Preiserhöhungen im Sommer angekündigt – diese dürften allerdings moderat ausfallen, auch dank des starken Schweizer Frankens. Im vergangenen Jahr hatten die Kundinnen und Kunden in den Zentralschweizer Migros-Supermärkten noch von 1,7 Prozent tieferen Preisen profitiert.
Für die Genossenschafterinnen und Genossenschafter der Migros Luzern steht im Sommer zudem die lang antizipierte und seit Monaten kontrovers diskutierte Urabstimmung über den Verkauf alkoholischer Getränke in den Supermärkten und Restaurants der Migros an. Trotz vielfach geäusserter Kritik empfiehlt die Verwaltung und der Genossenschaftsrat der Migros Luzern den insgesamt 204’623 Genossenschaftern, die Statutenänderung anzunehmen und damit das Alkoholverbot aufzuheben. Die Abstimmung findet am 4. Juni statt.