«Olaf ist ein Narr»: So reagiert Kanzler Scholz im ARD-Interview auf Elon Musks Tweet
Er finde sich «etwas cooler» als Friedrich Merz, «wenn es um Staatsangelegenheiten betrifft» (sic). Der grammatikalische Fehler kann Bundeskanzler Olaf Scholz im mit Spannung erwarteten Auftritt in derARD-Talkshow von Caren Miosgagetrost verziehen werden. Der eigentliche Newsgehalt in der Sonntagabend-Sendung blieb nach einer turbulenten Politwoche hingegen dünn.
Scholz könne sich vorstellen, noch vor Weihnachten die Vertrauensfrage im Parlament zu stellen; und nicht wie von ihm zuerst angekündigt am 15. Januar. Das war vermutlich seine wichtigste inhaltliche Aussage. Zu einem früheren Termin war er nach dem Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition von Oppositionsführer Friedrich Merz gedrängt worden.
«Dass ich noch vor Weihnachten die Vertrauensfrage stelle, wenn das alle gemeinsam so sehen, ist für mich überhaupt kein Problem», antwortete Scholz auf die entsprechende Frage der Talk-Gastgeberin. Formal müsse zwar er als Kanzler diesen Schritt auslösen. Doch wenn es eine Übereinkunft zwischen SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich und Merz gebe, werde er diese umsetzen.
Dazu wolle er wegen des Ukraine-Krieges «demnächst» mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefonieren. Was den neuen US-Präsidenten Donald Trump angeht, setzt Scholz laut eigener Aussage auf eine weiterhin gut funktionierende transatlantische Zusammenarbeit: «Mein Prinzip ist immer, wenn ich das so flapsig sagen darf: Getanzt wird mit denen, die im Saal sind. Und das gilt auch für den künftigen Präsidenten der USA.»
«Ich kommentiere keine Tech-Milliardäre»
Dass Caren Miosga dem Kanzler im 60-minütigen Gespräch sehr angriffslustig begegnen wollte, wurde spätestens dann klar, als sie den Tweet von Elon Musk einblendete. «Olaf ist ein Narr» hatte der X-Besitzer am vergangenen Donnerstag in seinem Kurznachrichtenkanal das Auseinanderbrechen der Ampel kommentiert.
Auf die Frage, ob ihn eine solche Beleidigung irritiere, erwiderte der Bundeskanzler spontan mit einem Lächeln: «Es adelt mich.» Um danach weitere Nachfragen abzublocken: «Ich kommentiere keine Tech-Milliardäre. Ein Staatschef ist er nicht, auch wenn man manchmal den Eindruck hat, mancher Tech-Konzern sei mächtiger als Staaten.»
Bereits Ende vergangener Woche hatte sich die Bundesregierung alle Mühe gegeben, Musks Provokation möglichst cool zu begegnen: «Es herrscht eben auf X Narrenfreiheit», sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Freitag in Berlin. Von X zurückziehen wie die Schweizer Bundesräte Beat Jans und Elisabeth Baume-Schneider wolle sich die Bundesregierung deswegen nicht.
Nach den Reaktionen im Netz zu urteilen, kam der Sonntagabend-Auftritt des Bundeskanzlers je nach Parteicouleur unterschiedlich gut an. Naturgemäss erzielten die Verrisse in den sozialen Netzwerken höhere Einschaltquoten. «Totalausfall», «Selbstbeweihräucherung», «erbärmlich» waren typische Ausdrücke, mit denen Scholz nachträglich bedacht wurde.
Der ehemalige CDU-Gesundheitsminister und Mitglied im Parteipräsidium, Jens Spahn, folgerte aus dem Interview, dass Scholz nicht einmal bei seinem Abgang Führungsstärke zeige: «Der Bundeskanzler lebt in seiner eigenen kleinen Welt.»