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Putin hat den Gashahn komplett abgedreht – Uniper braucht weiteren Milliardenkredit

Russland liefert nun gar kein Gas mehr über die bestehende Pipeline Nord Stream 1. Das bringt den wichtigsten deutschen Energiekonzern Uniper in weitere Schwierigkeiten. Er dürfte weitere staatliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen.

Wegen der hohen Gaspreise gerät der Düsseldorfer Energieversorger weiter in Schieflage. Offenbar hat der Konzern – eine deutsche Tochter des finnischen Energieriesen Fortum – den vom Staat gewährten Kreditrahmen von neun Milliarden Euro bereits aufgebraucht. Laut dem «Handelsblatt» braucht der Konzern weitere vier Milliarden Euro Finanzspritze, um über die nächsten Monate zu kommen.

Erst im Juli hatte die Bundesregierung für Uniper ein 15 Milliarden Euro schweres Hilfspaket geschnürt. Die Hilfe setzt sich aus Krediten und dem Einstieg des Staates mit rund 30 Prozent an dem Konzern zusammen.

Unipers Hauptproblem: Der Konzern muss wegen der Drosselung der russischen Lieferungen das Gas anderswo teuer beschaffen. Uniper muss dabei Verträge mit über 100 Stadtwerken und Industrieunternehmen erfüllen. Die Verträge wurden vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine abgeschlossen und sehen Gaslieferungen an die Uniper-Kundschaft zu früheren, weit günstigeren Preisen vor.

Uniper verliert 100 Millionen Euro pro Tag

Uniper beschafft nun teures Gas in den Niederlanden oder in Norwegen, um die Verpflichtungen zu erfüllen. Dadurch ist der Konzern in Liquiditätsprobleme geraten. Durch die hohen Gaspreise fahre der Konzern täglich Verluste von mehr als 100 Millionen Euro ein, sagte Uniper-Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach vor wenigen Wochen: «Wir sprechen Stand Mitte August von insgesamt über fünf Milliarden Euro – und seitdem weiter anwachsend.»

Die Probleme dürften sich weiter verschärfen. Derzeit fliesst über die russische Ostseepipeline Nord Stream 1 gar kein Gas mehr an die deutsche Ostseeküste. Der russische Staatskonzern Gazprom begründet den kompletten Lieferstopp mit einen Ölleck an einer der Maschinen.

Nach Einschätzung des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) ist diese Begründung vorgeschoben. Habeck rechnet nicht damit, dass Russland die Lieferung über Nord Stream 1 wieder aufnehmen wird. In einem ZDF-Interview sagte er am Montag:

«Es kommt noch ein bisschen Gas über die Ukraine-Pipeline, aber dass Nord Stream 1 wieder aufgemacht wird, gehört nicht zu den Szenarien, von denen ich ausgehe.»

Trotz aktuell grosser Schwierigkeiten rechnet Uniper damit, in zwei Jahren die Delle überwunden zu haben. Dabei helfen soll auch die von der deutschen Regierung beschlossene Gas-Umlage. Per 1. Oktober wird in Deutschland der Gaspreis pro Kilowattstunde um fast 2,5 Cent erhöht. Durch die Gaspreiserhöhung kommen insgesamt zusätzlich 34 Milliarden Euro zusammen. Mit den Geldern will die Bundesregierung Konzerne wie Uniper stützen.