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Rechtsextremismus in der AfD? Diese 21 Zitate sprechen für sich

Im Vorfeld der deutschen Bundestagswahlen hat das Magazin «Katapult» 40 Zitate von AfD-Mitgliedern gesammelt und in einem Heft als das «echte Wahlprogramm» der AfD publiziert. Das Ziel: den Rechtsextremismus innerhalb der Partei offenlegen.

Am 23. Februar 2025 finden die Wahlen zum 21. Deutschen Bundestag der Bundesrepublik Deutschland statt. Die AfD liegt in den Umfragen klar auf Platz zwei. Zwar deutlich hinter der Union (CDU und CSU) – aber auch deutlich vor den drei Ampelparteien SPD, Grüne und FDP.

Alice Weidel, wohnhaft in der Schweiz, ist die offizielle Kanzlerkandidatin der AfD.
Bild: Keystone

Eine Regierungsbeteiligung der AfD gilt dennoch als sehr unwahrscheinlich, da die etablierten Parteien bisher nicht mit der AfD zusammengearbeitet haben und eine künftige Zusammenarbeit von den «Altparteien» bis anhin auch immer kategorische ausgeschlossen wurde. Grund dafür sind die Verbindungen der AfD zu rechtsextremen Personen und Organisationen.

Was ist Rechtsextremismus?

Die AfD-Bundestagsfraktion beschäftigt laut einer im März 2024 veröffentlichtenRecherche des Bayerischen Rundfunksmehr als 100 Mitarbeitende, die in Organisationen aktiv sind, die vom deutschen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft werden. Die AfD-Landesverbände der deutschen Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt wurden zudem vom deutschen Verfassungsschutz als «gesichert rechtsextrem» eingestuft. Weitere sechs Landesverbände sind rechtsextreme Verdachtsfälle.

GemässDefinition des deutschen Verfassungsschutzesist der Rechtsextremismus kein einheitliches Phänomen, zeichnet sich aber immer durch die Überbewertung der ethnischen Zugehörigkeit und einer damit einhergehenden Ablehnung des Gleichheitsprinzips aller Menschen aus. Der Rechtsextremismus steht zudem im Konflikt mit dem deutschen Grundgesetz und der freiheitlichen demokratischen Grundordnung.

Wachsende Beliebtheit der AfD

Dieser Tatsachen zum Trotz konnte die AfD in den vergangenen vier Jahren stetig neue Wählerinnen und Wähler hinzugewinnen. So hatte die AfD bei den Bundestagswahlen 2021 noch einen Wähleranteil von 10,4 Prozent und ist damit bis heute nur fünftstärkste Partei im Bundestag. Schon bei den Europawahlen 2024 konnte die AfD ihr Ergebnis aber auf 15,9 Prozent verbessern und ist seitdem hinter der Union die zweitstärkste deutsche Partei im Europaparlament.

Laut Umfragen konnte die AfD seither in der Bevölkerung noch weiter an Zustimmung gewinnen. Die Alternative für Deutschland liegt je nach Umfrage derzeit zwischen 18 und 21,5 Prozent Wähleranteil.

Das «echte Wahlprogramm»

Um auf die Nähe der AfD zum Rechtsextremismus aufmerksam zu machen, und damit mögliche Wählerinnen und Wähler von einer Wahl abzubringen, veröffentlichte das deutsche Magazin«Katapult» das sogenannte «echte Wahlprogramm»der AfD. Es enthält 40 Zitate von ehemaligen und aktiven Mitgliedern und Abgeordneten der AfD. In den Zitaten wird unter anderem zu Gewalt gegen politische Gegner und Menschen nicht-deutscher Herkunft aufgerufen.

Auch rassistische, frauenverachtende und menschenverachtende Äusserungen sind in der Zitatensammlung enthalten. Wir haben 21 dieser Zitate ausgewählt und stellen sie hier vor. Wer sich mit den oben genannten Inhalten schwertut, sei an dieser Stelle gewarnt.

Die Zitate

Marcel Grauf, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter zweier baden-württembergischer AfD-Landtagsabgeordneter:

«Ich wünsche mir so sehr einen Bürgerkrieg und Millionen Tote. Frauen, Kinder. Mir egal. (…) Es wäre so schön. Ich will auf Leichen pissen und auf Gräbern tanzen. SIEG HEIL!»

Björn Höcke, AfD-Fraktionsvorsitzender im Thüringer Landtag:

«Das grosse Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt.»

Höcke darf laut Gerichtsentscheid als rechtsextrem bezeichnet werden.
Bild: Keystone

Alexander Gauland, Gründungsmitglied der AfD und Ehrenvorsitzender:

«Wir müssen die Grenzen dichtmachen und dann die grausamen Bilder aushalten.»

Petr Bystron, Mitglied des EU-Parlaments,laufende Ermittlung wegen Bestechlichkeit:

«Solche Menschen müssen wir selbstverständlich entsorgen.»

Laut tschechischen Ermittlern soll Bystron von russischen Netzwerken Geld erhalten haben.
Bild: Keystone

Johannes Biesel, zweiter Vorsitzender der Saarländer Jungen Alternative (JA) und AfD-Parteimitglied:

«Das Problem an Fasching ist, dass du nicht sagen kannst, ob sie 14 oder 18 ist. Wenn du dann Pech hast, kommste an die 18-jährige.»

Michael Klonovsky, Mitarbeiter des Leipziger Bundestagsabgeordneten Matthias Moosdorf (AfD):

«Wer sich allzu sehr feminisiert, ob Mann oder Land, sollte sich nicht wundern, wenn er schliesslich auch gefickt wird.»

Dubravko Mandic, ehemaliger AfD-Stadtrat in Freiburg im Breisgau, inzwischen nicht mehr AfD-Parteimitglied:

«Eine Vergewaltigung findet nicht unabhängig von sexuellen Reizen statt und die seien hier gesetzt worden. Der Mensch ist nicht immer Herr seiner Triebe.»

Günter Lenhardt, AfD-Kreisvorsitzender:

«Dem Flüchtling ist doch egal, an welcher Grenze, an der griechischen oder deutschen, er stirbt.»

Andreas Winhart, Bayrischer Landtagsabgeordneter für die AfD:

«Ich möchte wissen, wenn mich in der Nachbarschaft ein Neger anküsst oder anhustet, dann muss ich wissen, ist er krank oder ist er nicht krank.»

Marcel Grauf, AfD-Mitglied:

«Dass sie generell eher zu untermenschlichem Verhalten neigen, liegt schon an der Rasse.»

Jens Maier, ehemaliger Bundestagsabgeordneter für die AfD:

«Die ganze Entwicklung, die jetzt gerade stattfindet, die Herstellung von Mischvölkern, um die nationalen Identitäten auszulöschen, und damit die Abgabe der Souveränität an die EU – das ist einfach nicht zu ertragen …»

Andreas Gehlmann (ehemaliger AfD-Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt) zum Thema Gefängnisstrafen für Homosexualität:

«Das sollten wir in Deutschland auch machen!»

André Poggenburg, ehemaliges AfD-Mitglied:

«Nehmen Sie die linksextreme Bedrohung ernst und beteiligen Sie sich an allen möglichen Massnahmen, um diese Wucherung am deutschen Volkskörper endgültig loszuwerden!»

Egbert Ermer, ehemaliges AfD-Parteimitglied:

«Drecksack-Antifakindern bekiffter Eltern gehört eine verpasst und sie in den Dreck geworfen. Ihnen gehört gedroht, dass sie das nächste Mal unter der Erde liegen!»

Alexander Gauland über Aydan Özoğuz (SPD):

«Das sagt eine Deutsch-Türkin. Ladet sie mal ins Eichsfeld (Region in Thüringen) ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können.»

Gauland war vor seiner Zeit bei der AfD Mitglied der CDU.
Bild: Keystone

Holger Arppe, Landtagsabgeordneter in Mecklen-Vorpommern, ehemals in der AfD-Fraktion:

«Ich habe jetzt eine Vision: Wenn es hier in Deutschland gut läuft, werden wir am Ende so eine Art Apartheidstaat haben wie damals in Südafrika, wo die Weissen den Rest einfach nur irgendwie in Schach halten.»

Edwin Hübner, ehemaliger stellv. Kreisvorsitzender für die AfD:

«Wir Deutsche sind einfach zu gut. Das ging ja schon mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Ich unterstell einfach, dass wir in den Krieg getrieben wurden. Warum hätten wir Polen angreifen sollen? Für mich ist Deutschland auch – oder Ostdeutschland – hinter der Oder! Von Ostdeutschland, wo wir immer sprechen, ist für mich Mitteldeutschland.»

Holger Arppe, wurde 2015 wegen Volksverhetzung verurteilt:

«Wir müssen ganz friedlich und überlegt vorgehen, uns gegebenenfalls anpassen und dem Gegner Honig ums Maul schmieren, aber wenn wir endlich so weit sind, dann stellen wir sie alle an die Wand. (…) Grube ausheben, alle rein und Löschkalk oben rauf.»

Marcel Grauf, ehemaliges NPD-Mitglied:

«Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde.»

Mirko Welsch, ehemaliger Kreistagsabgeordneter für die AfD:

«Abschiebung der Antifa nach Buchenwald (KZ). Arbeit statt Linksterror.»

Dubravko Mandic, war in der AfD-Gruppierung «Der Flügel»:

«Von der NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschland) unterscheiden wir uns vornehmlich durch unser bürgerliches Unterstützer-Umfeld, nicht so sehr durch Inhalte.»

Neues Pro-Demokratie-Programm

Nach der Veröffentlichung des «echten Wahlprogramms» der AfD wurde «Katapult» von verschiedenen Seiten kritisiert, wie das Magazin selbst bekanntgab. Die Kritik fokussierte sich dabei auf die Behauptung, dass Wählerinnen und Wähler die AfD nicht trotz, sondern wegen solcher Aussagen wählen würden und dass eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD wenig Wirkung zeige. Diese Einschätzung wird laut «Katapult» durch die Ergebnisse der Radikalisierungs- und Extremismusforschung gestützt.

Dies führte bei«Katapult» zu einer intensiven Diskussionmit Rückmeldungen aus Wissenschaft, Aktivismus und Gedenkstättenarbeit.

Die Idee einer grösseren Aktion wurde dabei von allen Seiten grundsätzlich begrüsst. Die meisten Expertinnen und Experten empfahlen jedoch, die Zitate zu kontextualisieren und zu kommentieren. Ihrer Meinung nach würde ihre blosse Verbreitung weder Wählerinnen und Wähler umstimmen noch wesentlich zur Aufklärung beitragen. Stattdessen wurde vielfach dafür plädiert, sich auf die Stärkung demokratischer Kräfte zu konzentrieren, da Studien und Einschätzungen zeigen, dass radikalisierte Personen am ehesten durch ihr soziales Umfeld beeinflusst werden können.

Vor diesem Hintergrund entwickelt «Katapult» nun ein Pro-Demokratie-Programm, das «praktische Ansätze zur Förderung demokratischer Werte und zum Umgang mit Radikalisierung» bietet. Die Zitatensammlung bleibt bestehen, soll aber durch kontextualisierende Begleittexte ergänzt werden, um als gezielte Argumentationshilfe gegen Rechtsextremismus zu dienen.

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