92 bekannt gewordene Fälle von Gewässerverschmutzung im Kanton Luzern
2021 gab es im Kanton Luzern 92 bekannte Fälle von Gewässerverschmutzungen. Das sind gleich viele Vorkommnisse wie im Vorjahr, wie die Luzerner Staatskanzlei am Freitag mitteilte.
Die Zahl der durch Industrie und Gewerbe verursachten Vorfälle ist gegenüber 2020 zwar leicht rückläufig. Indes hat die Anzahl der Gewässerverschmutzungen durch Landwirte deutlich zugenommen.
Hauptursache für die Gewässerverschmutzungen durch Landwirte ist Jauche, die in 31 Fällen in die Gewässer gespült wurden. Die Zahl der Güllevorfälle ist gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel gestiegen.
Das vergangene Jahr habe wegen der häufigen Niederschläge und der oft durchnässten Böden eine besondere Herausforderung beim Ausbringen von Gülle dargestellt, hat man beim Kanton festgestellt. Ist der Boden nass oder kommt es nach dem Güllen zu grösseren Niederschlägen, wird die Jauche weggeschwemmt und gelangt in die Gewässer. Allerdings wurde als Ursache der meisten Gülleunfälle «menschliches Versagen» wie Güllen zum falschen Zeitpunkt, Fehlmanipulationen oder ungenügende Überwachung notiert.
Regen verdünnte auch den Dreck
Der viele Regen könnte in einem anderen Bereich eine segensreiche Wirkung gehabt haben. Entwässerungen und Kanalisationen haben nur noch in zwei Fällen für Gewässerverschmutzungen gesorgt. 2020 waren sie noch für 17 Vorfälle verantwortlich. Die aussergewöhnlichen hohen Abflussmengen könnten verschmutztes Wasser stark verdünnt haben.
Aus dem Bereich Industrie- und Gewerbe wurden schliesslich sechs Verschmutzungen gemeldet. Durch Baustellenabwässer kam es in 18 Fällen zu einer Gewässerverschmutzung, vier weniger als noch im Vorjahr.
Beim Fischereiverband des Kantons Luzern läuten nun die Alarmglocken. «Die Zahl der Gewässerverschmutzungen ist katastrophal hoch», sagt Präsident Markus Fischer. «2021 und 2020 sind im langfristigen Vergleich zwei traurige Rekordjahre». Im Schnitt habe man in jüngerer Vergangenheit im Kanton Luzern pro Jahr nämlich nur 76 Gewässerverschmutzungen gezählt.
Zu denken gibt Fischer, dass ein Drittel der Gewässerverschmutzungen (30) durch unbekannte oder «diverse» Gründe ausgelöst werden. Die Beobachtung der Ereignisse müsse genauer und aussagekräftiger geschehen, um Massnahmen gegen die Verschmutzung ergreifen zu können, fordert der Fischereiverbandspräsident, der eigentlich auch Anlass zu Freude hätte.
Es kam nämlich im vergangenen Jahr nur in neun Fällen zu einem Fischsterben – gegenüber 18 im Jahr 2020 und 8 im Jahr 2019. «Aber es sind einfach zu viele Fische, die sterben und zu viele Lebensräume, die kaputt gehen», sagt Fischer. Die Anzahl der Vorfälle sage nichts über das Ausmass des Fischsterben aus. Schliesslich seien 2021 auf acht Kilometern entlang von Bächen Wasserlebewesen vernichtet worden.
Alle Bauernhöfe werden auf Gewässerschutz hin geprüft
Allerdings anerkennen die Luzerner Fischer durchaus auch Fortschritte bei der Vermeidung von Gewässerverschmutzungen.
In den letzten zwei Jahren wurde die Hälfte der Landwirtschaftsbetriebe zum Thema Gewässerschutz kontrolliert, in den nächsten zwei Jahren folgt die andere Hälfte. Der Kanton zielt so auf Behebung von baulichen Mängeln, rechnet aber auch damit die Bauern besser für den Gewässerschutz sensibilisieren zu können.Diese toten Bachforellen fotografierten Polizisten im vergangenen Frühling im Krienser Schlossbach. Ein Anwohner hatte Innendispersion ausgewaschen und die Farbreste weggekippt.Bild: zvg
Für Baubewilliungen und Kontrollen von Umweltauflagen sind eigentlich die Gemeinden zuständig. Eine Mehrheit ist indes bereit, die Kontrolltätigkeit an den Kanton abzutreten. Zusammen ist man nun, daran ein Pilotprojekt auszuarbeiten, dass Risikobaustellen ausfindig zu machen hilft und die Zahl der Kontrollen zu erhöhen helfen soll. Es soll noch in diesem Jahr starten.
Eine Herausforderung dürfte die bessere Information von Privaten bleiben, damit Vorfälle wie jener von vergangenem April in Kriens nicht mehr vorkommen. Dort spülte jemand nach dem Streichen seiner Wohnung einen Farbtopf aus und leerte das mit Resten versetzte Wasser in einen Abwasserschacht. Hunderte von Bachforellen verendeten im nahen Schlossbach.