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Die mit den grössten Hupen sind eindeutig die Holländer

Ich verbringe sehr viel Zeit auf der Terrasse. Und zwar nicht nur, weil ich Raucher bin! Ich füttere auch gerne Spatzen mit viel zu grossen Brotstücken, an denen sie sich zu meinem Vergnügen Ewigkeiten abrackern müssen. Oder ich schaue den Elstern beim Nestbau zu und den Raben, die die Elstern nach Beendigung des Baus zum Teufel jagen und das Nest übernehmen.

Umsonst als Hintergrundgeräusch geniesse ich die A2, auf der in rund zweihundert Metern Luftlinie Entfernung alles vorbeidonnert, was in den Süden will und von da zurückkommt. Nachts, vor allem am Wochenende, gibt’s Spezialdarbietungen auf der Autobahn, das ist die Zeit der mit Sportwagen und fetten Motorrädern bewaffneten Hirnamputierten. So einen Sportwagen höre ich in Brittnau bei Westwind bereits, wenn er in Oftringen beschleunigt, bevor er rund ein Dutzend Mal hochschaltet (so tönt’s wenigstens), bis er ausgangs Reiden endlich aus meinen Ohren verschwindet.

Seit gut einem Jahr gibt mir die Autobahn allerdings ein Rätsel auf: Zwischen fünf und sechs Uhr abends geht genau auf meiner Höhe ein gewaltiges Hupkonzert los – zwar nicht jeden Tag, aber bestimmt zwei bis drei Mal pro Woche. Besonders die Lastwagenfahrer überbieten sich gegenseitig mit Hornen, die ich spontan eher einem Hochseefrachter als einem LkW zuordnen würde. Warum tun die das? Grüssen so Brittnauer Brummi-Fahrer ihre Familien daheim? Wohl kaum. Dann kam mir der Mattensteg in den Sinn, eine Fussgängerbrücke, die in Sichtweite meiner Wohnung über die A2 führt. Hängt da jemand abends ein Transparent dran, auf das die Auto- und Lastwagenfahrer reagieren? Sind es Kinder, die lustige Vorführungen zum Besten geben? Ich gestehe, die Huperei erheiterte mich mit jedem Mal mehr, obwohl – oder gerade weil – ich keine Ahnung hatte, was der Grund dafür war. Irgendwann war ich mir sicher, dass da nackte Haut mit im Spiel war. Flitzer-Alarm auf dem Mattensteg! Selbstverständlich hätte ich die ganze Zeit hindurch nur aufs Fahrrad zu steigen brauchen und drei Minuten später wäre das Rätsel gelöst gewesen. Bis vor zwei Wochen konnte ich widerstehen, dann knickte ich eines Abends ein. Ab aufs Velo zum Mattensteg! Als ich die beiden Gestalten auf der Brücke erblickte, bereute ich meine Neugierde bereits. Da standen nämlich zwei junge Damen um die 20, vollständig bekleidet notabene, und die taten nichts anderes als winken. Ein sehr zurückhaltendes Winken, muss ich betonen, das jedoch gewaltiges Echo erzeugte. Nachdem ich mir meine Fantasien nun gründlich verdorben hatte, fragte ich die beiden anstandshalber, welches Transportunternehmen denn die hupfreudigsten Chauffeure angestellt habe. Ganz klar die vom Galliker, sagte die eine, von denen kommen am meisten vorbei, die sind ja in Altishofen stationiert, die kennen uns mittlerweile. Aber die mit Abstand grössten Hupen, ergänzte die andere, haben die Holländer. Zehn Sekunden später bestätigte sich ihre Theorie eindrücklich, untermalt von einer bombastischen Lichthup-Orgie. Aha. Geheimnis gelüftet. Spass verdorben.

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