Die UBS übernimmt die Credit Suisse – die Fusion schafft eine Banken-Gigantin
Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS entsteht eine noch grössere Bank. Die Bilanzsumme addiert sich auf 1,6 Billionen Franken. Das ist zweimal so viel, wie die ganze Schweiz in einem Jahr erwirtschaftet (BIP). Eine Journalistin will wissen, ob das Risiko mit Blick auf «too big to fail» nun nicht noch grösser wird für die Schweiz. Karin Keller-Sutter und auch Marlene Amstad von der Bankenaufsicht Finma erklären, dass ein Konkurs der CS ein noch grösseres Risiko dargestellt hätte. Zudem sei es hier nicht um eine klassische «too big to fail»-Situation gegangen sei.
Der Bundesrat begrüsse die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, sagte Bundespräsident Alain Berset am Sonntagabend. Die Übernahme sei nicht nur für die Schweiz sondern auch für den Internationalen Finanzplatz von grosser Bedeutung, um das Vertrauen wiederherzustellen.
«Es ging darum, den Finanzplatz und die Volkswirtschaft der Schweiz zu schützen», sagt Finanzministerin Keller-Sutter. Es ging darum, die Liquidität der Credit Suisse zu sichern.
Zwei Dinge hat der Bundesrat am Donnerstag in Kraft gesetzt: Erstens hat der Bundesrat die nötigen rechtlichen Grundlagen geschaffen, damit die SNB der Credit Suisse zusätzliche Liquiditätshilfen gewähren kann. Konkret hat der Bundesrat für diese zusätzlichen Liquiditätshilfen ein Konkursprivileg geschaffen. Die SNB erhält dadurch die notwendige Sicherheit, um der Credit Suisse substanzielle zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen zu können.
Um die Credit Suisse mit jederzeit ausreichend Liquidität zu versorgen, hat der Bundesrat zweitens entschieden, der SNB darüber hinaus eine Ausfallgarantie für Liquiditätsdarlehen zu gewähren. Beide Massnahmen erfolgten gestützt auf die Art. 184 und Art. 185 der Bundesverfassung (Notrecht).
Bund verlangt Garantien
Um das Risiko für die Nationalbank und den Bund angesichts der Liquiditätshilfe zu minimieren, werden seitens Bund Garantien verlangt, so Keller-Sutter.
Aber auch die UBS geht Risiken ein. Der Bund spricht deshalb zugunsten der UBS eine Garantie im Umfang von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten bestimmter Aktiven, die die UBS im Rahmen der Transaktion übernimmt. Dies sofern in Zukunft allfällige Verluste eine bestimmte Schwelle überschreiten sollten.
Karin Keller-Sutter bedauert, dass es die Credit Suisse nicht geschafft hat, die Probleme selbst zu lösen. Auch weil viele Tausend Arbeitskräfte involviert sind. Der Bundesrat bedauert auch, dass die Credit Suisse, einst ein Stolz der Schweiz, in diese Lage gekommen ist. Mit der Übernahme durch die UBS soll Vertrauen wieder hergestellt werden.
Karin Keller-Sutter bleibt vorsichtig: Denn auch diese Lösung habe Risiken, doch die Risiken für die Schweiz, die Finanzwelt, die Schweizer Wirtschaft und für die Gesellschaft seien ungleich kleiner als bei einem Ende der Credit Suisse. Der Ausfall einer systemrelevanten Bank hätte unabsehbare Verwerfungen in der Schweiz und international gehabt. Hier hat die Schweiz Verantwortung übernehmen müssen, über ihre Grenzen hinaus.
Die Nationalbank wird nun uneingeschränkte Liquidität bereitstellen für die Credit Suisse und die UBS. Laut SNB-Präsident Thomas Jordan geschieht dies basierend auf das Notrecht des Bundesrats, beide Banken können zusammen bis 100 Milliarden Franken beziehen, um die Geldflüsse zu sichern.
Gemäss Thomas Jordan werden dadurch das Vermögensverwaltungsgeschäft und die Volkswirtschaft geschützt, das sei nicht zuletzt für Haushalte und Firmen wichtig. Die SNB arbeite weiterhin eng mit Bund und Bankenaufsicht, Finma, zusammen.
UBS-Präsident hält sich bedeckt
UBS-Präsident Colm Kelleher hält sich zu den Details bedeckt. Aber die UBS werde als führende Universalbank gestärkt. Er glaubt, dass die Integration der Credit Suisse effizient über die Bühne gehen wird. Er werde Verwaltungsratspräsident bleiben, CEO bleibe Ralph Hamers. Kelleher begrüsst die Kolleginnen und Kollegen der Credit Suisse auf der ganzen Welt.
Credit Suisse-Chef Axel Lehmann spricht von einem traurigen Tag. Man habe zuletzt alles unternommen, um die Credit Suisse zum Erfolg zu führen. Doch die Ereignisse der letzten Tage, ausgehend vom Kollaps der Silicon Valley Bank, hätten bei der CS nicht mehr aufgefangen werden können. Der Vertrauensverlust sei zu gross geworden.
Lehmann zeigt sich überzeugt: Die Übernahme bringe nachhaltige Stabilität für Kundinnen und Kunden, die Mitarbeitenden und die Finanzmärkte. Es sei kein leichter Entscheid. Es sei aber der unter den gegebenen Umständen bestmögliche.