Die Wiggertalstrasse beschäftigt: GLP, EDU und der Regionalverband Zofingenregio äussern sich zum geplanten Projekt
Bis 16. August lief die öffentliche Anhörung zur Wiggertalstrasse in Rothrist. Nun äusserten sich noch die GLP Aargau, die EDU Aargau und der Regionalverband Zofingenregio zur geplanten Umfahrungsstrasse.
Zofingenregio: «Wird in Rothrist zu massiv weniger Durchgangsverkehr führen»
Der Regionalverband Zofingenregio erklärt sich sowohl mit dem Bau des neuen Strassenabschnitts als auch mit dessen Finanzierung völlig einverstanden. Vor allem, weil Bund und Kanton finanzielle Mittel für die Infrastruktur in der Region zur Verfügung stellen. Zudem seien die Grundsätze des Projekts seit langem bekannt und der Grosse Rat habe die Linienführung des Vorhabens bereits im Dezember 2016 im kantonalen Richtplan festgesetzt, heisst es in der Stellungnahme des Regionalverbandes.
«Der neue Strassenabschnitt wird in Rothrist zu massiv weniger Durchgangsverkehr führen», lässt sich Tobias Vogel, Regionalplaner Zofingenregio, zitieren. «Durch die flankierenden Massnahmen an der Bernstrasse und am Rössliweg wird sich der Verkehr in den Wohngebieten entlang der Bernstrasse voraussichtlich mehr als halbieren.» Dies biete die einmalige Chance, den Ortskern neu zu gestalten. Zofingenregio regt zudem an, im Rahmen der Ausarbeitung des Bauprojekts zu prüfen, ob und wo weitere Verbesserungen für den Fuss- und Veloverkehr möglich sind. Auch sei es wichtig, die drei Autobahnein- und -ausfahrten sowie die damit verbundenen Kreisverkehre zu optimieren.
Der Finanzierung des über 36 Millionen Franken teuren Verpflichtungskredits über die Spezialfinanzierung Strassenrechnung und dem 35-Prozent-Beitrag der Gemeinde Rothrist an die Brutto-Aufwendungen innerorts stimmt Zofingenregio ebenfalls zu. Die Kredite wurden an der Gemeindeversammlung vom 30. November 2023 gesprochen. Der Regionalverband unterstütze diese demokratische Willensäusserung.
Wichtig sei zudem, dass der Abschnitt Nord der Wiggertalstrasse ein Projekt des Agglomerationsprogramms AareLand 3. Generation ist. «Um die zugesprochenen finanziellen Bundesmittel über das Agglomerationsprogramm zu sichern, gilt es, das Projekt fristgerecht und wie geplant, also inklusive der flankierenden Massnahmen, umzusetzen.»
GLP grundsätzlich dafür – EDU kritisiert das Projekt scharf
Uneinig sind sich die Parteien. Während die GLP Aargau grundsätzlich hinter dem Projekt steht, kritisiert es die EDU scharf. Mit dem Abschnitt Nord werde die durchgängige verkehrliche Erschliessung der Industrie- und Gewerbezonen im Unteren Wiggertal ermöglicht, hält die GLP in ihrer Stellungnahme fest. Zugleich werden der Autobahnanschluss Oftringen-Zofingen sowie die Zentren von Oftringen und Rothrist vom Verkehr entlastet.
Die GLP hält fest, dass die Linienführung immer wieder Anlass zu Diskussionen gegeben habe. Sie hätte eine Realisierung entlang oder gar auf der anderen Seite der Autobahn befürwortet. Positiv zu würdigen sei im vorliegenden Projekt die Umleitung des Durchgangsverkehrs auf die Wiggertalstrasse, die Reduktion der Verkehrsbelastungen auf der Bernstrasse (K235) und die Aufwertung zugunsten der Wohn- und Geschäftsstandorte. Ausserdem hebt die GLP die zurückhaltende Beleuchtung, die sinnvolle Kombination der Buswartehäuschen mit Velounterständen zur Attraktivierung des Verkehrs und des öffentlichen Verkehrs sowie den Umweltverträglichkeitsbericht (UVB) positiv hervor.
Die Grünliberalen heben aber auch negative Punkte hervor: den dauerhaften Flächenverlust für die Landwirtschaft von eineinhalb Hektaren, die Zerschneidung der Lebensräume von Kleintieren und vor allem die hohen Kosten des Vorhabens. Im Hinblick auf die Kreditvorlage an den Grossen Rat sind aus Sicht der GLP zwingend Einsparungsmöglichkeiten zu prüfen. Sei es durch die Realisierung des Knotens Wiggerbrücke mittels eines Kreiselsystems, durch den Verzicht auf den Rückbau des Rösslikreisels oder durch die finanzielle Optimierung weiterer flankierender Massnahmen. Letztere würden zudem punktuelle Verbesserungen brauchen. So sollen sie für die Anwohnerinnen und Anwohner am Rössliweg nicht zu Umwegen führen und müssen den Zugang zu den Geschäften im Zentrum gewährleisten. Auch die Anordnung der Bushaltestellen müsse nochmals überprüft werden. Zwingend ist für die GLP auch, dass die ökologischen Ausgleichsmassnahmen einen Mehrwert bringen.
Mit der Festlegung des Beitrags der Gemeinde Rothrist sind die Grünliberalen einverstanden. «Die Einwohnergemeindeversammlung Rothrist hat den Verpflichtungskredit für den Gemeindebeitrag bereits bewilligt. Allfällige Einsparungen hätten einen tieferen Gemeindebeitrag zur Folge.»
Anders als die GLP ist die EDU Aargau komplett gegen die Wiggertalstrasse selber und auch gegen die flankierenden Massnahmen. Sie habe sich schon verschiedentlich kritisch geäussert, dies bereits bei der Anhörung im Jahr 2016, schreibt die Partei. An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom März 2021 hat die EDU vorgeschlagen, dass der Ausbau und die Kapazitätserhöhung beim Ibis-Kreisel und bei der Autobahnauffahrt als erstes angegangen werden soll. Es sei unverständlich, dass über den Bau und die Finanzierung der Wiggertalstrasse und über die flankierenden Massnahmen nicht separat abgestimmt wurde.
Die EDU kritisiert die Linienführung
Ebenfalls nicht einverstanden zeigt sich die EDU mit der Linienführung. «Sie hat zwingend so zu erfolgen, dass möglichst wenig Land beansprucht wird.» Heisst: parallel zur A1 oder über der A1. Am allerbesten hätte die Auffahrt in die A1 direkt beim «Schwarzen Stier» zu erfolgen, so die EDU Aargau.
Die flankierenden Massnahmen seien in Rothrist sehr umstritten. Anstatt die neue Strasse so attraktiv zu gestalten, dass sie von den Verkehrsteilnehmern benutzt werden will, seien mehrere «einschneidende und teure Schikanen» in einem andern Teil des Dorfs geplant, um die Verkehrsteilnehmer zur Befahrung der Strasse zu motivieren. «Die Wiggertalstrasse ist viel zu umfangreich dimensioniert und mit den sogenannten flankierenden Massnahmen unnötig verteuert worden.»
Abschliessend hält die EDU fest: «Neben der unverständlichen und grosszügigen Linienführung durch eine Landwirtschaftszone und den unnötigen und schikanösen flankierenden Massnahmen geht eine grosse Fruchtfolgefläche verloren. Das Projekt muss zwingend bezüglich einer direkteren Linienführung und einer Reduktion der flankierenden Massnahmen auf das Minimum – falls überhaupt nötig – überarbeitet werden.»