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Diese Folgen hat der Angriff der Russen auf die Preise von Öl, Aktien und Energie

Russlands Präsident Wladimir Putin lässt seine Armee die Ukraine angreifen. Die Finanzmärkte reagieren mit grossen Verlusten. Zugleich steigen die Energiekosten, was die Inflation befeuern könnte – und Russland droht mit weiteren Preisschüben.

Der Schweizerische Bluechip-Index SMI ist am Donnerstag nach dem Handelsbeginn um 2,6 Prozent auf 11’630 Punkte gefallen und damit auf das Niveau vom vergangenen Oktober. Danach hat er sich allerdings wieder leicht erholt. Gemessen an den Kursen vom Vormittag hat der Ukraine-Krieg in der letzten Woche dennoch bereits deutliche Spuren an der Schweizer Börse hinterlassen.

Der SMI hat in der letzten Woche rund 3 Prozent verloren. Der grösste Verlierer war bislang die Credit Suisse, deren Bewertung nochmals um rund 10 Prozent nachgab. Allerdings hatte die Grossbank zu Beginn der Woche den Ukraine-Krieg kurzfristig aus den Schlagzeilen verdrängt, als via ein riesiges Datenleak unschöne Details über Kunden bekannt wurden. Doch die Konkurrentin UBS hat ebenfalls rund 10 Prozent eingebüsst, ohne einen eigenen Skandal produziert zu haben. An den Börsen wird anscheinend spekuliert, dass amerikanische Finanzsanktionen gegen Russland den Schweizer Banken das Geschäften erschweren könnten.

Dagegen zeigen sich die üblichen Schwergewichte einmal mehr recht krisenfest. Beim Nahrungsmittelkonzern Nestlé zum Beispiel blieb die Bewertung mehr oder weniger unberührt. Der Pharmakonzern Roche nahm auch so gut wie keinen Schaden an der Börse.

Kein sicherer Wert war bislang hingegen der Bitcoin. Die Kryptowährung verliert auch heute an Wert. Am Vormittag war es ein Minus von rund 4 Prozent. Im Vergleich zum Jahresanfang hat sich ein Verlust von einem Viertel der gesamten Bewertung angehäuft. Die Kryptowährung hat zwar schon einige Comebacks hingelegt. Auch dieses Mal könnte dies der Fall sein. Doch zeigt sie sich zumindest nicht als sicherer Wert in Krisenzeiten, sondern macht die Ausschläge der Aktienmärkte anscheinend zumeist mit. Gold hingegen spielt einmal mehr seine bekannte Funktion als sicherer Hafen. Das Edelmetall scheint auch heute an Wert zulegen zu können. Seit dem Jahresanfang steht es mit rund 8 Prozent im Plus.

Russland droht mit höheren Gaspreisen

Der Preis von Erdöl der Marke Brent überstieg heute zwischenzeitlich die Marke von 100 Dollar pro Fass. Seit dem Jahresanfang hat Erdöl nun schon einen Preisanstieg von um die 25 Prozent hinter sich. Die Preise für Gas stiegen ebenfalls. Nachdem Deutschland die Inbetriebnahme der Pipeline Nordstream 2 gestoppt hat, hatte Russland unverhohlen mit weiteren Preisanstiegen gedroht (siehe unten als Beispiel). Wobei das Stoppen der Inbetriebnahme von Nordstream 2 streng genommen das aktuelle Angebot an Gas nicht reduziert. Dafür müsste Russland schon die Zufuhr über die existierende Pipeline senken oder gar stoppen.

Der Preis für Aluminium ist mit dem russischen Angriff auf die Ukraine auf ein Rekordhoch gestiegen. An der Börse in London verteuerte sich eine Tonne am Donnerstagmorgen um 2,9 Prozent auf 3388 US-Dollar. Der Preis für das Metall übertraf damit das bisherige Hoch, das in der Wirtschaftskrise 2008 erreicht worden war. Der starke Anstieg der Energiepreise sowie von Aluminium könnten die Inflationsentwicklung weiter verstärken. Aluminium ist in vielen Produkten enthalten und Russland ist einer der weltgrössten Anbieter.

Verluste auch in Deutschland, aber vor allem in Russland

Russlands Angriff auf die Ukraine hat den deutschen Leitindex Dax am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Direkt zum Handelsstart fiel die Marke von 14’000 Punkten. «Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Es herrscht Krieg in Europa», sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt zur Nachrichtenagentur DPA. Dabei treffe die russische Invasion die Börsen zwar nicht unvorbereitet, «trotzdem laufen Schockwellen durch die Kapitalmärkte».

Europaweit eröffneten die Börsen ebenfalls mit starken Verlusten, die sie im Verlauf jedoch ebenfalls eindämmten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor zuletzt 3,58 Prozent auf 3831,15 Punkte. Im Sog des Konflikts um die Ukraine ist der Dax in den vergangenen sechs Börsentagen bereits um etwas mehr als 5 Prozent abgesackt. An der russischen Börse brach der RTS-Index zunächst um 40 Prozent ein, ehe ebenfalls eine gewisse Erholung einsetzte. Am Vormittag stand der Index um einen Viertel tiefer als am Vortagesschluss.

Am Donnerstagmorgen ordnete der russische Präsident Wladimir Putin den Angriff der Ostukraine offiziell an. US-Präsident Joe Biden, die westlichen Verbündeten und die Nato verurteilten Putins Vorgehen scharf und kündigten weitere Sanktionen an. Russland hat nach den Worten von Biden «vorsätzlich» einen «Krieg» gegen die Ukraine begonnen. (Mit Material der Agentur DPA)