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Dieser Oftringer Künstler braucht Pistole statt Pinsel
«Ich bin ein ‹eingeborener› Oftringer», sagt der Mann mit der auffälligen Kopfbedeckung und der nicht weniger prägnanten roten Brille. Und ein Lebenskünstler mit grosser Lebenserfahrung, würde man sagen, nachdem der 73-Jährige ein wenig aus seinem Leben erzählt hat. Ein Leben, das ihn nach seiner Schulzeit auf den Rhein geführt hat. «Ich wusste nicht wirklich, was ich nach der Schule machen wollte», erinnert sich Muntwyler. Ein Ausflug mit seinem Vater nach Basel brachte einst Klarheit. Am Rheinhafen sagte der damals 16-Jährige zu seinem Vater, dass er sich gut vorstellen könnte, hier zu arbeiten. Drei Monate später startete Muntwyler seine dreijährige Ausbildung zum Matrosen. Nach Abschluss der Lehrzeit blieb er seinem Arbeitgeber ein weiteres Jahr treu, dann zog es ihn wieder nach Oftringen zurück. Das ewige Pendeln zwischen Basel und Rotterdam – für den jungen Muntwyler nicht unbedingt eine Wunschvorstellung für die Ewigkeit. Es folgten berufliche Wanderjahre, die den ehemaligen Rheinschiffermatrosen als Speditionsmitarbeiter zu Franke und Siegfried führten. Oder auch zum ehemaligen Warenhaus ABM in Oftringen, wo er unter anderem in der Schallplattenabteilung arbeitete.
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Zeichnet seit früher Jugend
«Gezeichnet habe ich immer gerne, schon in der Schule», führt Muntwyler aus. Neben dem Zeichnen und Malen, das ihn seit früher Jugend begleitet, schreibt er auch Gedichte und spielt als Gitarrist Rock und Heavy Metal. Seine frühen Werke entstanden denn auch in Farb- oder Bleistifttechnik – das Bild mit dem Titel «Stone washed» oder die filigranen Porträts beeindrucken besonders. Im Nachgang an eine Ausstellung im «Chömibode» im Obristhof sprach das Zofinger Tagblatt 1989 den «arbeitsaufwendigen, fein ausgearbeiteten, fotografisch genau festgehaltenen Bildern eine zarte Poesie» zu und nannte den Künstler «einen Meister der Zeichentechnik».
Auf die Airbrush-Technik gekommen
1998 entdeckte Muntwyler mit Airbrush eine Technik für sich, der er sich heute fast ausschliesslich widmet. Im Gegensatz zum bisherigen künstlerischen Schaffen mit Bleistift, Farbstift oder Acryl, das er autodidaktisch erlernte, eignete sich Muntwyler das Wissen um die andersartige Technik in Kursen an. Seine grossen Kenntnisse gab er später als Kursleiter an Interessierte weiter.
Airbrush ist eine faszinierende Form der Malerei, bei der die Farben durch den Einsatz von Druckluft über spezielle Spritzpistolen auf das Trägermaterial aufgebracht werden. Die Anwendung der Farben erfolgt meist in mehreren Schichten, um die notwendige Tiefe zu erzeugen. «Mit dieser Technik ist es möglich, feine Details und sanfte Farbverläufe zu erzeugen, die mit traditionellen Malmethoden oft nur schwer zu erreichen sind», betont Muntwyler. Airbrush ist auch eine enorm anspruchsvolle Technik. «Das ist so», sagt Erich Muntwyler, «ein falscher Luftdruck oder ein unsauberer Farbauftrag – und schon ist das gesamte Werk ruiniert.»
Die Wurzeln der Airbrush-Technik reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Der erste Airbrush wurde 1876 patentiert und diente ursprünglich der Retouche von Fotografien. In den Sechzigerjahren erlebte die Airbrush-Kunst einen Boom, insbesondere in der Popkultur und in der Automobilindustrie, wo sie zur Gestaltung von Fahrzeugen und Werbematerialien eingesetzt wurde. Eine Einsatzmöglichkeit, die auch Erich Muntwyler bestens bekannt ist. «Ich habe so mein eigenes Garagetor und auch Fahrzeuge mit Airbrush zu Kunstwerken gemacht», sagt er, doch heute mache er das nicht mehr.
Ausstellung Erich Muntwyler im Museum Oftringen
Vernissage: Freitag, 28. Februar, 19.30 Uhr
Weitere Öffnungszeiten: 2./16./30. März, 13./27. April, 11. Mai, 8./22. Juni, jeweils 15 bis 17 Uhr
Regionaler Museumstag, 18. Mai, 10 bis 16 Uhr
Vor allem Porträts und Tiersujets
Neun Jahre sind vergangen, seit Erich Muntwyler seine Bilder letztmals in der Öffentlichkeit gezeigt hat. «Es hat sich einfach nichts ergeben», bedauert er. Eine lange Zeit, entsprechend viele Bilder sind in dieser Zeit entstanden. «Es dürften sich rund 500 Bilder im Atelier befinden», schätzt er. Ein Teil davon wird an der Ausstellung im Alten Löwen erstmals zu sehen sein – daneben auch ältere Werke ab 1992.
Unter den ausgestellten Werken dominieren einerseits detailgetreue Porträts, die Muntwyler meist nach Vorlagen abbildet. Andererseits finden sich in der Ausstellung zahlreiche Tiersujets, darunter viele Orcas, die den Oftringer Künstler besonders faszinieren. Er setze beim Malen um, was ihn gerade beschäftige, sagt Muntwyler. Das können aber durchaus auch zeitkritische Themen aus der Tagesaktualität sein. Die Thematik der Klimaerwärmung etwa setzt Muntwyler gleich in mehreren Bildern um. Sie tragen Titel wie «Eisschmelze», «Eismeersymphonie» oder «Schmelzpunkt». Gerade in diesen Bildern tritt die Leidenschaft des Künstlers für die Schönheit, aber auch die Zerbrechlichkeit des Lebens besonders offensichtlich zutage.
Aufbruchstimmung in der Museumskommission
«Ich freue mich ausserordentlich auf die Vernissage am Freitag, 28. Februar», sagt Mathias Baumann, der neue, alte Konservator des Ortsmuseums Oftringen. Baumann, bereits von 2014 bis 2020 Konservator im Alten Löwen und im Hochstudhaus, hat sein Amt am 1. Dezember 2024 angetreten und freut sich über den guten Spirit in der Museumskommission, die momentan eine grössere Pendenzenliste abarbeitet. Auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidenten der Museumskommission funktioniere ausgezeichnet. «Lukas Müller ist in dieser Funktion ein Glücksfall für die Kommission», betont Baumann. Die Vorbereitungen auf den Museumstag vom 18. Mai sind gut angelaufen – ein spezielles Augenmerk wird dann auf «heimliche und unheimliche Mitbewohner» gelegt.
Doch zuerst sind im Alten Löwen die Bilder von Erich Muntwyler zu besichtigen. «Ich habe keine Erwartungen an die Ausstellung», sagt der Künstler. Aber er würde sich freuen, wenn möglichst viele Leute die Ausstellung im Alten Löwen besuchen würden. «Als ‹Eingeborener› kenne ich ja auch viele Leute in Oftringen», sagt er schmunzelnd.