Weltweite Neuheit: Das Zementwerk Siggenthal von Holcim erhält einen digitalen Zwilling
Es ist wie Minecraft, aber für Erwachsene: Das auf Youtube veröffentlichte Video von Holcim zeigt virtuelle Bilder eines Zementwerks. Das ganze ist eine Animation. Realisiert wurde sie anhand des umfassenden Scans eines existierenden Areals – des Zementwerks Siggenthal im Aargau.
Der Zementhersteller mit Hauptsitz in Zug spricht dabei von einer weltweiten Neuheit: Noch nie habe man einen sogenannten «digitalen Twin» eines Werks erstellt. Somit kann das 200’000 Quadratmeter grosse Areal komplett digital abgebildet werden, samt den 100 Haupt- und Nebenlagen und den 60 Gebäuden.
Dafür hat der weltweite Riese HyBird, ein britisches Start-Up, an Bord geholt. In den vergangenen fünf Wochen wurde mit von der Firma hergestellten Spezialkameras das ganze Werk gescannt, um ein auf fünf Millimeter präzises Abbild zu erstellen. Der virtuelle Zwilling ist interaktiv mit dem «originalen» verbunden und wird somit stets aktualisiert.
Doch was nützt diese Computeranimation? Ein solches Werk sei wie ein lebendiger Organismus, schreibt Holcim in einer Medienmitteilung: «Die äussere Hülle und die Hauptanlagen sind die Konstanten – das Skelett, während sich die einzelnen Komponenten, Motoren, Sensoren und Maschinen durch den täglichen Gebrauch und die Instandsetzung permanent verändern. Für die Planung und Ausführung des betrieblichen Unterhalts stellt dies eine grosse Herausforderung dar, die ohne präzise Dokumentation undenkbar ist.»
Effizienzsteigerung dank Digitalisierung
Im Rahmen der globalen Digitalisierungsinitiative «Plants of Tomorrow» – «das Werk von morgen» – teste man nun diese neue Technologie, um die Zementproduktion «effizienter, nachhaltiger und sicherer zu gestalten».
Michael Suter, Leiter der Initiative in Siggenthal, erklärt: «Die Erstellung eines Digital Twins ermöglicht uns einen grossen Effizienzgewinn, indem alle Daten und Dokumentationen des gesamten Produktionsprozesses sowie die Vorgänge der Instandhaltung in das virtuelle Modell laufend eingespeist und zentral abgerufen werden können.»
Vor Ort sei somit die Sicherheit für Dienstleister gestiegen. Zudem könne die Instandhaltung nun effizienter gestaltet werden. Drittdienstleister können sich zur Vorbesprechung die Anreise sparen – neu können etwaige Instandhaltungsarbeiten über den digitalen Zwilling via Bildschirm besprochen werden, weil alle Details in Echtzeit vorhanden sind. Zudem können unvorhergesehene Wartungen und Ausfallzeiten reduziert werden, da mögliche Defekte vor ihrem Eintreten erkennt werden können.