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Donald Trump will die seltenen Erden der Ukraine – was macht die Metalle so wertvoll?

Schätzungsweise fünf Prozent aller kritischen Rohstoffe der Welt befinden sich in der Ukraine. Die Metalle sind essenziell für Luft- und Raumfahrt, Militärtechnik, Computerchips und andere Hightechanwendungen.

US-Präsident Donald Trump ist nicht der Erste, der Begehren an den reichen Bodenschätzen der Ukraine bekundet. Bis zu einem gewissen Grad soll auch der Einmarsch Russlands von dem Interesse getrieben worden sein, diese wichtigen Ressourcen zu erobern und zu kontrollieren.

Denn tatsächlich macht die Geologie die Ukraine eigentlich reich: Das kriegsgebeutelte Land verfügt über 20’000 Lagerstätten, die über 110 verschiedene Mineralien beherbergen. Erschlossen waren vor der russischen Invasion rund 3000 Lagerstätten – es gibt also noch viel zu holen.

Viel Titan und Lithium

Zum Mineralienreichtum der Ukraine gehören die sogenannten seltenen Erden, eine Gruppe von siebzehn chemischen Elementen. Ihr Name ist etwas irreführend. Sie sind nämlich nicht unbedingt selten, aber schwer zu gewinnen, da sie oft nur in geringen Konzentrationen vorkommen.


An Titan, das zu den seltenen Erden zählt, ist die Ukraine besonders reich: Sie verfügt über schätzungsweise 7 Prozent aller weltweiten Titanreserven und ist eines der wenigen Länder, die Titanerze überhaupt abbauen. Doch aus unserem Alltag ist es kaum wegzudenken. Das Material ist superleicht, extrem stabil, beständig, hält hohen Temperaturen stand und lässt sich gut verarbeiten. Entscheidend ist es unter anderem für die Luftfahrt, in der Raketentechnik, der Medizin und der Elektronik.

Abbau von Titan in der Ukraine.
Bild: Getty

Geologinnen und Geologen vermuten zudem, dass die Ukraine die grössten Lithiumreserven Europas beherbergt (schätzungsweise 500’000 Tonnen). Lithium wird primär zur Herstellung von Akkus verwendet. Es ist also unerlässlich für die Energiewende. Auch in der Glas- und Keramikherstellung wird es gebraucht.

Das osteuropäische Land ist ausserdem der fünftgrösste Förderer von Gallium. Dieses Element ist unverzichtbar für die Halbleiterindustrie. Auch war die Ukraine zumindest bis vor dem Krieg ein wichtiger Produzent von Neongas: Sie lieferte bis zu 90 Prozent des hoch gereinigten Neons für die US-Chipindustrie.

Auch gibt es in der Ukraine Beryllium- und Uranvorkommen, die unter anderem für die Kernkraft- und Militärindustrie von entscheidender Bedeutung sind. Zudem Reserven vonZirkoniumundApatit(Nuklear- und Medizintechnik) sowie Graphitlagerstätten. Konkret machen die Graphitreserven des Landes 20 Prozent der weltweiten Ressourcen aus. Das Mineral wird vor allem wegen seiner hervorragenden elektrischen und thermischen Leitfähigkeit sowie seiner Hitzebeständigkeit genutzt. Zum Beispiel in der Batterie-, Stahl- und Metallindustrie, der Luft- und Raumfahrt sowie im Militär.

Geostrategisches Interesse

Die Liste liesse sich schier endlos weiterführen. Zwar variieren die Schätzungen über den Wert der Mineralvorkommen in der Ukraine erheblich, aber sie dürften in die Billionen gehen. Manche Experten beziffern den Gesamtwert aller ukrainischen Rohstoffreserven auf über 26 Billionen (oder 26’000 Milliarden) US-Dollar

Diese Ressourcen sind vor allem aus geopolitischer Sicht von enormer Bedeutung. Denn es ist China, das den Weltmarkt um die seltenen Erden und andere wertvolle Mineralien kontrolliert. Der Westen versucht deshalb schon länger, sich aus der Abhängigkeit zu befreien. Durch Trumps Deal sollen nun die USA Zugang zu ukrainischen Rohstoffen erhalten.

Und Europa? Gerade einmal 3 Prozent des jährlichen Verbrauchs an kritischen Rohstoffen werden derzeit hier gefördert. Immerhin:Vor zwei Jahren fand man in Schweden über eine Million Tonnen an Seltenerd-Oxiden– und damit die grösste bekannte Lagerstätte dieser Art in Europa. In zehn bis fünfzehn Jahren könnte der Abbau beginnen.