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Drei Rothrister Waldweiher werden saniert – und ein neuer erstellt

An drei Waldweihern im «Stockmösli» starten in den nächsten Tagen Sanierungsarbeiten. Ein Gespräch mit Forstingenieur Dominik Graber über das Projekt und die Massnahmen, mit denen der Lebensraum für Grasfrosch, Fadenmolch und Bergmolch aufgewertet werden soll.

Sie stechen nicht wirklich ins Auge – die drei Waldweiher im Gebiet «Stockmösli» –, obwohl sie sich in unmittelbarer Nähe des Rothrister Waldhauses befinden. Zum Teil liegen sie sogar direkt an der Waldstrasse. Doch Waldgänger werden in der Zeit ab 10. Oktober bestimmt vermehrt auf die Weiher achten, weil dort ein Bagger auffahren wird. «Die Weiher sind verlandet und müssen deshalb saniert werden», weiss Forstingenieur Dominik Graber, der das entsprechende Sanierungsprojekt im Auftrag des Forstbetriebs der Ortsbürgergemeinde Aarburg und in Absprache mit dem Naturschutzverein Rothrist ausgearbeitet hat. Ein Projekt, das von der kantonalen Abteilung Wald bewilligt wurde.

Amphibienlaichgewässer von nationaler Bedeutung

Wie viele andere Waldweiher haben auch die Weiher im «Stockmösli» keinen natürlichen Ursprung. «Sie wurden in den 1970er-Jahren künstlich angelegt», erläutert der 62-jährige, selbständig tätige Forstingenieur aus Kölliken. Ganz allgemein gelten Waldweiher als wertvolle Biotope für Amphibien, Libellen, Vögel und zahlreiche kleinere, ans Wasser gebundene Tierarten. Auch jene im «Stockmösli». Denn so klein die Waldweiher auch sind, als Amphibienlaichgewässer von nationaler Bedeutung (Inventar-Objekt AG 655) geniessen sie doch eine besondere Aufmerksamkeit als kantonal bedeutende Naturschutzgebiete im Wald.

Sanierung soll schonend erfolgen

Weil die Weiher in der Vergangenheit nicht regelmässig unterhalten wurden, müssen sie jetzt saniert werden. «Auch wenn Bagger auffahren, so wird die Sanierung möglichst sanft erfolgen», betont Dominik Graber bei der Besichtigung von Weiher 1. Dieser wird ausgebaggert, aber nicht vergrössert, wobei der Bagger den Schlamm von der Waldstrasse aus entnehmen wird. Der Schlamm wird in unmittelbarer Nähe des Weihers deponiert. Zudem muss hier auch der Auslauf wieder freigelegt werden. Auf dem Weg zu Weiher 2 erläutert Graber, dass der Herbst die günstigste Zeit für die Ausführung solcher Eingriffe ist. «Jetzt ist es noch so warm, dass sich die wechselwarmen Amphibien noch nicht in der Winterstarre befinden – und den Weg in ein neues Winterquartier noch finden, sollten sie mit dem Schlamm ausgebaggert werden.» Ein wenig grösser ist der bei Weiher 2 angedachte Eingriff. Auch hier wird der stark verlandete Weiher ausgebaggert. Dazu soll der hintere Teil wieder freigelegt werden – allerdings nur so weit das möglich ist, denn auch hier will man mit dem Bagger nicht in den Weiher fahren. Zudem muss der Durchlass, welcher unter dem Waldweg durchführt und sich abgesenkt hat, komplett erneuert werden.

Im Wiggertal sind die Vorkommen der Kreuzkröte örtlich konstant.
Bild: Beat Rüegger

Ein kulturgeschichtlich interessanter Wasserlauf

Der dritte ist der grösste der drei Weiher und liegt etwas abseits der Waldwege. «An diesem Weiher gab es bis anhin kaum Besucher – und das soll auch so bleiben», betont Dominik Graber. Auch hier müssen die Sedimente aus dem Weiher entfernt werden. Allerdings nicht im hinteren Teil, denn dort soll eine Flachwasserzone entstehen. Die Ufer sollen geräumt werden, zudem soll der Damm leicht aufgeschüttet werden. Sinn dieser Aufschüttung ist es, Wasser aus dem Weiher in den angrenzenden Wassergraben zu leiten. «Ziel ist es, dass der Wassergraben in seinem Verlauf bis zur Strasse ganzjährig etwas Wasser führen würde», erklärt Graber.

Ein Wasserlauf, der übrigens kulturgeschichtlich interessant ist. Peter Liebi, der Rothrister Naturschützer und Präsident des Vereins «Karpfen pur Natur», habe darauf hingewiesen, dass der Wasserlauf bereits auf einer Karte von 1884 eingetragen gewesen sei. Damals hat er die Wasserversorgung der Gehöfte im Gfill gesichert, diente aber auch als Zuleitung zum Feuerlöschweiher und als Viehtränke. «Seine alten Funktionen wird der Wasserlauf nie mehr haben», doch immerhin werde mit dem zusätzlichen Wasserangebot der Lebensraum für Amphibien vergrössert.

Rund fünfzig Meter von Weiher 3 entfernt ist – bei geeigneten Bodenverhältnissen – die Schaffung eines neuen, kleinen Waldweihers vorgesehen. «Der Weiher wird realisiert, wenn der Boden genug lehmhaltig ist», führt Graber aus, ansonsten werde auf das Anlegen des Gewässers verzichtet.

Angeregt im Rahmen des Amphibienmonitorings 2020

Die Sanierung der drei Weiher wurde übrigens von Peter Liebi angeregt, welcher im «Stockmösli» die Aufnahmen zum Amphibienmonitoring Aargau 2020 durchführte. Seit mehr als zwanzig Jahren werden im Kanton Aargau jährlich etwa 300 der 1500 intakten und potenziellen Amphibienlaichgebiete von mehr als 90 ehrenamtlichen Amphibienkennerinnen und -kennern besucht. Die Erkenntnisse daraus ergeben ein gutes Bild der grossräumigen Verbreitung und der Bestände der acht Amphibien-Zielarten Laubfrosch, Kreuzkröte, Gelbbauchunke, Wasser-/Teichfrosch, Seefrosch, Kammmolch und Teichmolch.

Zusätzlich hat der Kanton zehn verschiedene Schwerpunkträume definiert. Einer dieser zehn Schwerpunkte ist der Raum «Wiggertal», in dem 2020 letztmals flächendeckende Erhebungen vorgenommen wurden. Festgehalten wird, dass das Gewässerangebot für Amphibien im Wiggertal im Zeitraum von zwanzig Jahren um rund einen Drittel zugenommen hat. Allerdings hat gleichzeitig eine Verlagerung der Vorkommen aus dem Offenland hin zum bewaldeten Gebiet stattgefunden. Wie im gesamten Kanton feststellbar haben auch im Wiggertal die Bestände des Wasserfroschs stark zugenommen. Stark gefährdet sind im Wiggertal die Gelbbauchunke, von der lediglich vier, sowie die Geburtshelferkröte, von der sogar nur noch drei Vorkommen bekannt sind. Anders als in anderen Schwerpunkträumen sind im Wiggertal die Vorkommen der Kreuzkröte örtlich konstant.

Neue Arten eher nicht zu erwarten

An den drei Weihern im «Stockmösli» liessen sich in erster Linie Vorkommen von Grasfrosch, Bergmolch und Fadenmolch feststellen. «Es sind dies Arten, die man häufig an kleineren Gewässern im Wald findet», führt Dominik Graber aus. Er denke nicht, dass man nach der Ausführung der Arbeiten mehr Arten – ausser wahrscheinlich der Erdkröte – an den drei Weihern finden werde. Trotzdem sei dieses eher kleine Projekt wichtig, denn der Lebensraum werde für die vorkommenden Arten sicher aufgewertet und sogar etwas erweitert. «Und sollte sogar noch der vierte Weiher realisiert werden können, so wird noch ein weiterer Trittstein in einem Gebiet realisiert, das bereits viele Feuchtbiotope aufweist», betont der Forstingenieur abschliessend.