Kiloweise Kokain in die Schweiz geschmuggelt: Aargauer Behörden lösen Drogenring «Presidente» auf
Die Aargauer Strafverfolgungsbehörden haben einen in den Kantonen Aargau und Solothurn ansässigen Drogenring erfolgreich aufgelöst. In gleich mehreren koordinierten Aktionen wurden Strafverfahren gegen über 20 Personen aus dem Aargau und anderen Kantonen eröffnet, teilt die Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau am Mittwoch mit.
Die Gruppe war zwar nur lose organisiert, schleuste in den vergangenen zwei Jahren allerdings Drogen im grossen Stil in die Schweiz.
Nun wurden vor wenigen Tagen bei den Bezirksgerichten Aarau und Zofingen ein 35-jähriger Kroate und ein 57-jährige Ungar angeklagt. Sie sollen als Kuriere Drogen und Bargeld haben. Mit den beiden Anklagen wurden die ersten von mehreren Untersuchungen im «Presidente»-Drogenring abgeschlossen.
Das wird den beiden Männern vorgeworfen
Der Kroate soll im Februar 2022 zehn Kilogramm Kokain in die Schweiz geschmuggelt haben. Der Beschuldigte holte die Drogen mit einem Auto in Rotterdam ab. In einer gezielten Aktion wurde er bei seiner Ankunft in Luzern von Polizeikräften verhaftet, wie es in einer Mitteilung der Aargauer Oberstaatsanwaltschaft heisst. Von seinen Auftraggebern wurden ihm 10’000 Franken als Lohn versprochen.
Zum Zeitpunkt der Verhaftung war bereits ein weiterer Coup vorbereitet. Ein Lieferwagen war gemäss Mitteilung schon am Wohnort des Beschuldigten parkiert. Mit ihm wollte der Beschuldigte 50 Kilogramm Marihuana abholen und in die Schweiz bringen.
Dealer waren mit der Qualität des Kokains nicht zufrieden
Auch der 57-jährige Mann aus Ungarn war als Transporteur für den Drogenring tätig. Er versuchte, wie der Mann aus Kroatien, zehn Kilogramm Kokain über die Grenze zu schmuggeln. Dieses Mal sollten die Drogen aber nicht in die Schweiz, sondern aus der Schweiz gebracht werden. Der Grund: Die Dealer waren mit dem Reinheitsgrad des Kokains nicht zufrieden. Der Ungar konnte in Basel verhaftet werden.
Bei den weiteren Untersuchungen stellte sich gemäss Mitteilung heraus, dass der Mann ausser in seiner Tätigkeit als Drogenkurier auch als Geldkurier, und damit als Geldwäscher für den Drogenring, arbeitete. Er wird beschuldigt, über 300’000 Franken für die «Presidente»-Gruppe gewaschen zu haben.
Das fordert die Staatsanwaltschaft
Die beiden Männer sassen mehrere Wochen in Untersuchungshaft, bis sie im Frühjahr 2022 in den vorzeitigen Strafvollzug wechselten. Sie wurden nun wegen qualifizierter Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt.
Dem Kroaten werden zudem Anstaltentreffen zur Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz und weitere Widerhandlungen in mehrfacher Ausführung im selben Gesetzesbereich zur Last gelegt, der Mann aus Ungarn wird zusätzlich der Geldwäscherei beschuldigt.
In beiden Fällen fordert die Staatsanwaltschaft im Rahmen eines abgekürzten Verfahrens eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und zehn Jahre Landesverweis. Die Untersuchungen gegen die anderen Mitglieder der Gruppe dauern an.
Hauptdrahtzieher der «Presidente»-Gruppe ist «Vollblut-Aarauer»
Einer der Hauptdrahtzieher der «Presidente»-Gruppe sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Bereits im November 2022 wollte der «Vollblut-Aarauer», der mit dem Handel von grossen Mengen von Kokain und Marihuana in Verbindung gebracht wird, aus der U-Haft entlassen werden.
Mehrfach wehrte er sich gegen die Zwangsmassnahme. Mehrfach scheiterte er nicht nur, die Haftdauer wurde jeweils gar verlängert. Auch das Obergericht wies seine Beschwerde ab. Es bestehe weiterhin Fluchtgefahr, hiess es.
Die Fluchtgefahr bestritt der Mann dezidiert. Er besitze zwar eine andere Staatsangehörigkeit, denke aber nicht daran, in dieses Land zu flüchten. Er sei ein «Vollblut-Aarauer», schrieb er gar in seiner Beschwerde gegen die U-Haft.
Die kantonale Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen qualifizierter Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz, qualifizierter Geldwäscherei und mehrfacher Urkundenfälschung.