Dass Kamala Harris um ihre Wahl bangen muss, hat vor allem einen Grund
Diesseits des Atlantiks ist kaum zu verstehen, warum so viele Amerikaner Donald Trump wählen wollen. In den letzten Wochen wurden die Auftritte des 78-Jährigen irrer und wirrer. Kamala Harris plane, Fleisch zu verbieten, behauptete er diese Woche. Bald gäbe es keine Kühe mehr: «No more cows!» Davor hatte er das Märchen verbreitet, Einwanderer würden Katzen und Hunde verspeisen.
Solcherlei scheint Trump ebenso wenig zu schaden wie seine erratischen Positionsbezüge in der Aussenpolitik. Im Gegenteil, seine Zustimmungsrate erreicht laut dem Sender NBC gerade den besten Wert überhaupt. Sie liegt nun höher, als sie in Trumps Amtszeit (2017 bis 2021) je war.
Trump hat Chancen, weil er das Thema Migration anspricht
In der Schweiz, nicht gerade ein «linksradikales» Land – mit diesem Attribut versieht Trump seine Gegnerin –, würden 73 Prozent Harris wählen. Auch an der SVP-Basis fände Trump keine Mehrheit. Das ergab eine repräsentative Umfrage des «Nebelspalters».
Aber in den USA hat Trump reelle Wahlchancen, trotz aller Lügen und seinem Diktator-Gehabe (er schwadroniert von einem «Blutbad» bei einer Nichtwahl). Das hat verschiedene Gründe. Ein wichtiger ist die Migration.
Die illegale Einwanderung hat zugenommen, seit Trump Anfang 2021 das Weisse Haus verliess. Harris ist in der Biden-Regierung für das Dossier zuständig.Das macht sie verletzlich, wie man diese Woche bei ihrem Interview im TV-Sender Fox sah.Dort legte sie einen starken Auftritt hin. Aber sie hatte keine Antwort auf die Frage, warum sie Einwanderern ohne Dokumente ein Gratis-Studium an Universitäten und den Führerschein möglich machen wollte.
Inzwischen haben Biden und Harris die Grenzpolitik massiv verschärft.Das zeigt die Reportage von Kollegin Natasha Hähni aus Tijuana. Die Verschärfung ist das Eingeständnis eines Fehlers. Harris hat ihn spät erkannt.
So wie auch Regierungen in Europa die Sprengkraft illegaler Migration lange unterschätzt haben. Deshalb gab es den Brexit, deshalb gewinnen AfD, FPÖ und Le Pen Wahlen. Sollte am 5. November Trump tatsächlich siegen, wird man einen Hauptgrund dafür an der Südgrenze finden.