Drei Fragen zur Zukunft: Wer wird Sportchef? Was passiert mit dem Trainer? Was plant der Verwaltungsrat?
Momentan steht beim EHC Olten natürlich die aktuelle Playoff-Serie gegen die GCK Lions im Mittelpunkt des Interesses. Nach der neuerlichen 3:5-Heimniederlage am Dienstag umso mehr. Die Mannschaft hat noch viel Arbeit vor sich, wenn sie den Sprung in den Final schaffen möchte.
Trotzdem wird im Hintergrund bereits kräftig an der Zukunft gearbeitet. Beim EHCO müssen schliesslich im Hinblick auf die kommende Saison zwei Schlüsselpositionen besetzt werden: Einerseits muss als Nachfolger von Marc Grieder ein neuer Sportchef gefunden werden. Ebenso offen ist noch, wer als Headcoach hinter der Bande stehen wird. Entsprechend ist der Verwaltungsrat des EHC Olten derzeit gefordert. Präsident Marc Thommen gibt einen kleinen Einblick in den Stand der Dinge.
Der Sportchef: Fünf Kandidaten in der engeren Auswahl
Als Sportchef Marc Grieder Ende Januar seinen Abgang per Ende Saison bekannt machte – er wird als «Manager Sport» zur National League wechseln – da kommunizierte der EHC Olten die Kündigung ungewöhnlich offensiv. Der Hintergrund war klar: Man wollte die Vakanz möglichst breit streuen, um eine grössere Anzahl an Bewerbungen zu erhalten.
Gegen 20 Dossiers sind gemäss Marc Thommen innert kurzer Frist reingeflattert. Nach einer ersten Evaluationsphase hat man das Kandidatenfeld nun auf fünf Namen eingegrenzt. Aus diesem Quintett soll der neue EHCO-Sportchef gewählt werden – und zwar laut Thommen «möglichst zeitnah, weil wir ja im sportlichen Bereich immer noch diverse Personalien offen haben und diesbezüglich vorwärtsmachen wollen und müssen.»
Eine der Grundbedingungen ist: «Er muss ein Flair haben für die Zusammenarbeit mit jungen Spielern. Aber er muss auch unsere Philosophie mittragen: Wir wollen weiterhin ein Spitzenteam in der Swiss League sein.» Was dieses Spannungsfeld bedeutet, hat nicht zuletzt Marc Grieder immer wieder zu spüren bekommen. Dazu sagt Marc Thommen: «Ja, wir haben ein anspruchsvolles Umfeld. Also muss man auch einen gewissen Erwartungsdruck aushalten können.»
Welche Namen zum Kandidatenkreis gehören, darüber schweigt man sich beim EHC Olten natürlich aus. Entsprechend brodelt die Gerüchteküche heftig. Hier ein paar Optionen, die möglich sein könnten – aber Achtung! –, ohne Anspruch auf Vollständig- und Richtigkeit. Es handelt sich um reine Spekulation:
André Rötheli:
Was für ihn spricht: Er ist ein Oltner Eigengewächs, seine Familie stammt aus Hägendorf. Er würde die EHCO-DNA, die Marc Grieder implementierte, mitbringen. Dazu arbeitet er jetzt beim SC Bern im Nachwuchsbereich.
Aber es gibt auch Punkte, die gegen ein Engagement von «Roots Senior» sprechen: Rötheli hat seine eigene (Eishockey-)Firma (Talentcoaching) und ist wie erwähnt auf Mandatsbasis in der SCB-Nachwuchsabteilung involviert. Ebenso ungünstig wäre der Umstand, dass sein Sohn Lucas Goalie des EHC Olten ist. Ein Szenario, das Konfliktpotenzial birgt. Dazu ist Röthelis Leistungsausweis als Sportchef des EHC Kloten (von 2013 bis 2016) eher durchwachsen.
Vincent Léchenne:
Wieso nicht Gary Sheehans ehemaligen, engen Weggefährten beim HC Ajoie als Sportchef nach Olten holen? Oder zumindest als Teammanager (Sheehan war der Mann, der auch die Transferfäden zog). Ein reizvoller Gedanke angesichts der grossen Erfolge, welche die beiden in Pruntrut gefeiert haben (zwei Meistertitel, Aufstieg, Cupsieg). Was gegen ein Engagement Léchennes spricht: Er hat keinerlei Bezug zum EHC Olten und dann wäre da noch die Sprachbarriere: Er spricht kaum Deutsch.
Andrew Ebbett:
Seine Amtszeit beim SC Bern geht zu Ende. Der Kanadier wird per Ende Saison durch Martin Plüss, bzw. Patrik Bärtschi ersetzt, wäre somit auf dem Markt und sicherlich eine interessante Option. Auch er ist fremdsprachig, wobei Englisch ja grundsätzlich die gängige Eishockey-Sprache ist. Sein EHCO-Bezug: null. Dann bleibt da noch die Frage nach dem Lohn. Da müsste Ebbett im Vergleich zum SCB sicher Abstriche machen, will er das? Und: Will er überhaupt in Europa bleiben?
Gian Kämpf:
Ein Name, der in Olten sicher weder schöne Gedanken noch gute Gefühle weckt. Aber kraft seines Knowhows und seines Leistungsausweises wäre der langjährige Sportchef des SC Langenthal eine absolut valable Alternative – wenn er denn überhaupt will. Als CEO einer Firma ist er in der Privatwirtschaft bestens abgesichert. Und eben: Kämpf wäre für das EHCO-Umfeld ein Kulturschock der gröberen Sorte. Prädikat: sehr unwahrscheinlich.
Andreas Fischer:
Der Name des amtierenden Schiedsrichterchefs von Swiss Icehockey wird überraschenderweise ebenfalls in der EHCO-Sportchef-Gerüchteküche gehandelt. Fischer war zu Beginn der 2000er-Jahre mehrere Saisons Sportchef beim EHC Chur, hat dann aber seine Eishockey-Karriere im Schiedsrichterwesen vorangetrieben. Der Bündner spielte eine Saison (1995/96) beim EHC Olten, hat sonst aber keine Berührungspunkte mit dem Klub.
Der Trainer: Die naheliegendste Lösung ist Gary Sheehan
Man kann zum Thema EHCO-Headcoach eine bekannte Redewendung bemühen: «Weshalb in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt?» Der EHC Olten hat mit Gary Sheehan bereits jetzt den richtigen Mann für die Zukunft an der Bande. Dumm nur, dass er noch keinen Vertrag für die kommende Saison besitzt.
«Es besteht das gegenseitige Interesse, die Zusammenarbeit fortzusetzen», sagt Marc Thommen zum Thema. Angesichts der laufenden Playoffs liegt der Fokus derzeit aber verständlicherweise auf der sportlichen Aktualität. «Wir werden uns aber zur gegebenen Zeit zusammen an einen Tisch setzen und die entsprechenden Gespräche führen.»
Eine Lösung mit dem Kanadier dürfte, wenn dann höchstens am Geld scheitern. Nicht auszuschliessen, dass zum Beispiel der ambitionierte HC Sierre die Fühler nach Sheehan ausstrecken wird. Wobei im Unterwallis offenbar der Plan ist, weiter mit dem im Januar engagierten Mario Pouliot zusammenzuarbeiten.
Verwaltungsrat: Gesucht wird Sportkompetenz
Ein Problem, welches sich auch im Rahmen der aktuellen Suche nach einem Sportchef mal wieder akzentuiert und manifestiert hat, ist die nicht ausgeprägte Sportkompetenz im Verwaltungsrat der EHC Olten AG. Ein Sparringpartner für den Sportchef wird auf dieser Ebene schon länger gesucht. Marc Thommen bekräftigt, dass diese Personalie im Hinblick auf die nächste GV immer noch höchste Priorität geniesst. «Die entsprechenden Gespräche mit interessierten VR-Kandidaten laufen.»