Ein Meister der ruhigen Hand: Hans Leuenbergers Modelle sind im Museum Zofingen zu sehen
Die Modelle geben Einblick in eine Zeit, in der Technik noch handwerklich greifbar und analog war. Die Ausstellung ist eine Hommage an den Feinmechaniker Hans Leuenberger, dessen Modelle die Mechanik nicht nur anschaulich, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes «begreifbar» machen.
Zur öffentlichen Vernissage der Ausstellung «Die ruhige Hand von Zofingen – Hans Leuenbergers Modelle» am Sonntag, 24. November 2024 um 11.00 Uhr sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
Am Mittwoch, 4. Dezember 2024 um 19.00 Uhr laden der Feinmechaniker Hans Leuenberger und Museumsleiterin Heidi Pechlaner Gut zu einem Ausstellungsrundgang ein. Die Vernissage und die Führung sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Weitere Veranstaltungen und Vorträge zur Ausstellung: museumzofingen.ch
Museumsleiterin Heidi Pechlaner Gut führte ein Interview mit dem 81-jährigen Modellbauer, um mehr über seine Passion zu erfahren.
Heidi Pechlaner Gut: Herr Leuenberger, Sie haben eine beeindruckende Sammlung an Dampfmaschinen und Automodellen geschaffen, alles selbst gefertigt. Was weckte in Ihnen diese Leidenschaft für den exakten Modellbau?
Hans Leuenberger: „Schon in der Schule habe ich lieber Modellflieger gebastelt, als Vokabeln zu lernen. Dafür hatte ich im Zeichnen beim Kunstmaler Heinz Balmer immer eine Sechs!“, erzählt der 81-jährige Feinmechaniker mit einem breiten Lächeln. „Mein Weg zur Feinmechanik war allerdings lang und nicht einfach. Als Kind war ich oft krank, ich hatte Tuberkulose und nach einer Operation konnte ich den Beruf als Maler, den ich bei Willy Siegrist im „Dorfbach“ in Zofingen erlernt hatte, nicht weiter ausüben. Doch ich fand meinen Weg über eine Ausbildung zum Feinmechaniker im AZB in Strengelbach, baute meinen Maschinenpark langsam zu Hause auf und arbeitete schliesslich über 30 Jahre von meinem Heim aus für Zubler Modellbau in Suhr. Meine Frau Margrit hat mich dabei sehr unterstützt. Meine beiden Töchter und später auch die Enkelin verbrachten viel Zeit in meiner Werkstatt. Ich gab ihnen oft die Aufgabe, Schrauben und Muttern zu sortieren – fast wie im Märchen von Aschenputtel – damit ich in Ruhe weiterarbeiten konnte!“
Für dieses exakte Kunsthandwerk braucht es sicher nicht nur technisches Können, sondern auch eine ruhige Hand und ein sehr genaues Auge, oder?
Ganz genau. Mein Interesse für den Bau von Dampfmaschinenmodellen verdanke ich dem „Energiekanton“ Aargau. Ich habe sechs Jahre lang beim kantonalen Hochbauamt in Aarau gearbeitet und war dort an der Erstellung von exakten Zonenplänen beteiligt. Während dieser Zeit musste ich Pläne für den Hochwasserschutz entlang der Reuss mitzeichnen und recherchierte viel in alten Bauzeitschriften. Diese waren voll mit Abbildungen von Dampfmaschinen, und so begann ich, die Modelle abzubilden und nachzubauen. Zu besonderen Anlässen und während den Museumsöffnungszeiten werden einige Modelle mit einem kleinen Kompressor in Betrieb gesetzt, damit die Besuchenden die Zahnräder und Kolben in Aktion erleben können. Zum Beispiel werden wir zweizylindrige Industriedampfmaschine in Betrieb nehmen. Meine zweite Leidenschaft sind Automodelle, von denen ich im Museum eine Auswahl zeige – die meisten im Massstab 1:8 und natürlich voll funktionsfähig.
Was hat Sie dazu inspiriert, ausgerechnet Oldtimer und einen italienischen Hafenschlepper nachzubauen?
Das liegt vielleicht an einem Kindheitstraum. Als ich an Weihnachten 1951 im Kinderheim für tuberkulosekranke Kinder in Unterägeri war, bekam ich einmal ein Oldtimer-Spielzeugauto mit einer Steuerung geschenkt. Doch es war so begehrt, dass alle 40 Kinder damit spielen wollten, und dabei ging es leider kaputt. Mein erstes selbstgebautes Modellauto war später ein Bugatti 50 T „Surprofilée“ mit Jahrgang 1932. Ein weiteres Modell ist der Mercedes Benz 540K Cabrio-Spezial von 1936. Im Museum wird diese Miniature von einer Figur gesteuert – lassen Sie sich überraschen, von wem!
Der Hafenschlepper «Muimotta» ist mein grösstes Modell und stellte uns vor eine logistische Herausforderung – wir mussten ihn mühsam durch die Eingangstür des Museums manövrieren. An diesem Modell fasziniert mich das Zusammenspiel von Maschinen und Wasser. Es erinnert mich auch an meinen Bruder, der als Matrose zur See fuhr.