Einigung erst um 04.30 Uhr! Streikdrohung ist vom Tisch – Swiss-Piloten erhalten neuen Vertrag
Das nennt man ein Fotofinish! Bis um halb fünf Uhr morgens haben Swiss-Chef Dieter Vranckx und Clemens Kopetz, Präsident der Pilotenvereinigung Aeropers, um eine Einigung für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag gerungen und sie schliesslich erreicht. Aeropers-Sprecher Tom Steffen bestätigt den Zeitpunkt der Schlichtung auf Anfrage von CH Media. Bereits vorher hatte der «Blick» über die Lösung des Zwists berichtet.
Bei der Swiss-Medienstelle heisst es, die Erleichterung sei gross. Auch ein Swiss-Pilot beschreibt den Gemütszustand gleich: «Niemand wollte, dass es zu einem Streik kommt.» Im Verlaufe des Vormittags will Aeropers über den Inhalt der Lösung kommunizieren. Die Swiss wird hingegen keine Details zur Einigung nennen, wie Sprecherin Karin Montani sagt.
Ein Streik wäre seit April möglich gewesen
Die Verhandlungen bis in die frühen Morgenstunden vom Montag zeigen, wie schwierig die Situation war. Monatelang hatten sich die beiden Parteien auf keinen neuen Gesamtarbeitsvertrag einigen können. Mitten in der Pandemie, vor rund eineinhalb Jahren, hatte die Swiss das Vertragswerk der Cockpit-Crew auf April 2022 hin gekündigt, weil es ihr zu wenig krisenresistent war. Seither flogen die Swiss-Piloten ohne Vertrag durch die Welt – und wären streikberechtigt gewesen.
Tatsächlich hatten sie eine Arbeitsniederlegung bereits aufgegleist. Vor einer Woche stimmten rund 95 Prozent der Aeropers-Mitglieder für einen Streik, sollte es nicht doch noch zu einer Einigung kommen. Und zwar zwischen Aeropers-Präsident Kopetz und Swiss-Chef Vranckx in Spitzengesprächen, flankiert jeweils von einer weiteren Person. Ein erstes fand vor zweieinhalb Wochen statt – ohne Einigung, doch mit der Vereinbarung, dass zwei weitere Spitzentreffen angesetzt würden. Diese fanden am vergangenen Wochenende statt – bis um halb fünf Uhr morgens am Montag. Also in der Verlängerung.
Mehr Lohn und bessere Einsatzpläne
Im Kern ging es Aeropers bei den Verhandlungen um eine bessere Vereinbarung von Privatem und Beruflichem. Denn sie erhalten bis heute ihre Einsätze erst am 25. des Vormonats, was unter anderem die Planung der Kinderbetreuung, aber auch von anderen privaten Verpflichtungen und Ferien erschwert. Zudem forderten die Swiss-Piloten einen Teuerungsausgleich.
Ein weiterer Streitpunkt sind die Auslagerungen der Swiss an externe Airlines. So führt seit vielen Jahren Helvetic Airways von Milliardär Martin Ebner Kurzstreckenflüge für die Lufthansa-Tochter durch – mit deutlich günstigeren Anstellungskonditionen als im Swiss-Cockpit. Und dieses Jahr kündigte die Swiss eine weitere so genannte Wet-Lease-Partnerschaft mit Air Baltic an, die sowohl von den Piloten als auch von den Flight Attendants scharf kritisiert wurde (CH Media berichtete).