Mindestens sechs Tote nach Explosion in Istanbul – Ermittlungen zu einer Verdächtigen laufen
Bei einem Anschlag im Zentrum der türkischen Metropole Istanbul sind nach offiziellen Angaben mindestens sechs Menschen getötet und 81 weitere verletzt worden. Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay sprach am Abend von einem «Terroranschlag». Eine Verdächtige habe demnach eine Bombe gezündet, die Ermittlungen liefen weiter. Er nannte keine weiteren Details zu der Frau oder zum möglichen Motiv für die Tat.
Die Explosion trug sich Präsident Recep Tayyip Erdogan zufolge um 16.20 Uhr Ortszeit zu. Er sprach von einem «hinterhältigen Anschlag» auf die Metropole, in der rund 16 Millionen Menschen leben. Oktay zufolge kamen vier Menschen noch vor Ort ums Leben. Auf nicht verifizierten Aufnahmen, die über die sozialen Medien verbreitet wurden, war ein Feuerball inmitten der belebten Strasse zu sehen.
Andere ebenfalls zunächst nicht verifizierte Bilder zeigten mit Blut überströmte Menschen, die reglos auf dem Boden lagen. Ein Kellner in einem Restaurant in der Nähe des Anschlagsorts berichtete, er habe einen lauten Knall gehört und Menschen wegrennen sehen.
Unter anderem die deutsche Bundesaussenministerin Annalena Baerbock drückte ihr Mitgefühl aus. «Furchtbare Bilder kommen aus Istanbul», erklärte sie über Twitter. «Meine Gedanken sind bei den Menschen, die einfach nur an einem Sonntag auf der Einkaufsstrasse Istiklal flanieren wollten und nun Opfer einer schweren Explosion wurden.»
Die Einkaufsstrasse Istiklal ist ein touristischer Hotspot im Zentrum des europäischen Teils der türkischen Metropole, auf der auch am Sonntag häufig grosses Gedränge herrscht. Ob Deutsche oder Angehörige anderer Nationen unter den Opfer waren, war zunächst unklar.
Rettungskräfte und Polizei seien in grosser Zahl vor Ort im Einsatz, berichtete der staatliche Sender TRT. Hubschrauber überflogen den Stadtteil Beyoglu und angrenzende Bezirke am frühen Abend.
Nachrichtensperre für MedienIn türkischen Medien wurde die Berichterstattung zu dem Anschlag später eingestellt. Die Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine vorläufige Nachrichtensperre für Medien. Berichte über die Explosion sollten vermieden werden, um nicht für Angst und Panik in der Bevölkerung zu sorgen, hiess es in dem Schreiben am Nachmittag. Die Sender CNN Türk und TRT etwa strahlten nur einzelne Interviews mit Ministern und dem Präsidenten aus. Die Behörde für Informationstechnologie und Kommunikation (BTK) reduzierte am Abend Berichten zufolge zudem die Bandbreite für Social-Media-Plattformen.
In der Türkei ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Anschlägen gekommen – auch im Zentrum Istanbuls. 2016 hatte sich etwa ein Selbstmordattentäter auf der Istiklal in die Luft gesprengt und vier Menschen getötet, 39 weitere wurden verletzt. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe selbst bekannte sich damals nicht zu der Tat. Rund zwei Millionen Menschen laufen offiziellen Angaben täglich über die Istiklal.
Im selben Jahr waren bei einem Selbstmordattentat des IS im historischen Zentrum Istanbuls zwölf Deutsche getötet worden. Auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verübt immer wieder Anschläge in der Türkei. (dpa)