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«Einmalige Situation»: Seco meldet tiefste Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren

Fast alle Branchen befinden sich gleichzeitig im Aufschwung, meldet das Staatssekretariat für Wirtschaft. Im Juni sank die Arbeitslosenquote auf 2,0 Prozent.

Der Schweizer Arbeitsmarkt läuft «allmählich heiss». Das sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Donnerstag vor den Medien. Kurz zuvor hatte das Seco die neuen Arbeitslosenzahlen vermeldet: Ende Juni waren 92’511 Arbeitslose (minus 5493 gegenüber Mai) bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eingeschrieben. Das ist die tiefste Zahl seit 20 Jahren und der Einführung der Personenfreizügigkeit im Juni 2002.

Die Arbeitslosenquote sank von 2,1 auf 2,0 Prozent. Gegenüber Juni 2021 verringerte sich die Arbeitslosigkeit um 39’310 Personen. Sowohl die Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit als auch die Zahl der arbeitslosen Personen zwischen 50 und 64 Jahren ist gesunken. Dagegen erhöhte sich die Zahl der offenen Stellen im Juni um 694 auf 71’742 Stellen – ein laut Boris Zürcher «nach wie vor sehr hoher Wert».

Damit setze sich der anhaltende Rückgang der Arbeitslosigkeit fort, allerdings nicht gleich stark wie in den Vormonaten, sagte Boris Zürcher. Der Rückgang im Juni sei denn auch «ausschliesslich saisonbedingt». Das Seco beobachtet «weiter eine sehr hohe Dynamik» auf dem Markt: So standen im Juni den 25’000 neu Arbeitslosen rund 30’000 Personen gegenüber, die eine Stelle gefunden hatten.

Einzigartig: Fast gleich viel offene Stellen wie Arbeitslose

Das ganz grosse Thema ist weiterhin der «sehr ausgeprägte Fachkräftemangel». Seit Frühjahr 2021 würden viele Unternehmen aus verschiedenen Branchen gleichzeitig nach Arbeitskräften suchen. «Das ist eine einmalige Situation», sagte Zürcher. Normalerweise seien die Branchen nicht so synchron, doch jetzt befänden sich fast alle gleichzeitig im Aufschwung. «Historisch ziemlich einzigartig» sei auch, dass auf praktisch jede arbeitslose Person eine ausgeschriebene Stelle kommt.

Diese Situation der «praktischen Vollbeschäftigung» befeuere zwar den Fachkräftemangel. Doch es bedeute auch, dass Personen mit grösseren Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt jetzt eine Chance hätten, sich wieder zu etablieren. Zürcher bilanziert:

«Der Arbeitsmarkt läuft allmählich heiss, die Situation ist ausgezeichnet.»

Auch die Aussichten bezeichnet Boris Zürcher weiter als positiv, wenn auch etwas schwächer als noch im Mai. Die Situation dürfte noch eine Weile andauern, sagte der Leiter Arbeitsmarkt beim Seco. Auch wenn sich die wirtschaftliche Konjunktur eintrüben sollte, habe das zumindest für die nächsten Monate keine negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Fürs Jahr 2022 prognostiziert das Seco eine Arbeitslosenquote von 2,1 Prozent.

Mehr Ukraine-Geflüchtete arbeiten, Covid-Kurzarbeit geht dagegen rapide zurück

Aktuell sind rund 32’000 ukrainische Geflüchtete mit Schutzstatus S im erwerbsfähigen Alter (zwischen 18 und 64 Jahren) in der Schweiz registriert. Rund 2000 seien für die Erwerbstätigkeit registriert. Demgegenüber waren per Ende Juni 1441 Personen mit Schutzstatus S beim RAV gemeldet. Im Mai waren es noch 1173 Personen. 
Die Covid-Kurzarbeit verliert weiter an Bedeutung. Wie das Seco meldet, waren im April 6867 Personen von Kurzarbeit betroffen. Das sind 15’200 Personen weniger (minus 68,9 Prozent) als im März. Die Anzahl der betroffenen Betriebe verringerte sich um 2313 Einheiten (minus 66,3 Prozent) auf 1177. (aka)