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Die grosse Gefahr für die ZSC Lions ist die Renaissance des Heimvorteils

Lars Leuenberger und seine Männer haben alles richtig gemacht und sind doch gescheitert. Lausanne gewinnt Spiel 7 gegen Fribourg 5:1 und fordert ab Dienstag die ZSC Lions im Final. Die Zürcher sind die Nummer 1 Europas. Aber ein Detail kann ihnen zum Verhängnis werden.

Im Viertelfinal hat Gottéron das 7. Spiel auswärts in Bern 4:1 gewonnen. Und nun die 7. Halbfinalpartie in Lausanne 1:5 verloren. Die Erklärung ist erstaunlich einfach: Gegen Lausanne hat eine Prise Talent gefehlt.

Mit Mut, Leidenschaft, guter Taktik und dem Rückhalt von Reto Berra ist es gelungen, die verletzungsbedingten Ausfälle von Lucas Wallmark und Jacob de la Rose optisch zu kompensieren. Gottéron hat in Lausanne mit 29:22 Abschlüssen dominiert, im letzten Drittel gar mit 13:4.

Aber es war Sisyphus-Arbeit. So wird eine Arbeit bezeichnet, die trotz andauernder Anstrengung und Bemühung nicht zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden kann.

Der Ausdruck ergibt sich aus der Sage des ebenso schlauen Sisyphos aus der griechischen Mythologie. Er musste zur Strafe für allerlei Missetaten einen Felsblock auf ewig einen Berg hinaufwälzen, der, fast am Gipfel, jedes Mal wieder ins Tal rollt. Mit den beiden schwedischen National- und WM-Stürmern hätte es wahrscheinlich zum Finaleinzug gereicht.

Kein Erfolg – trotz Tapferkeit und Leidenschaft

Aber es ist, wie es ist. Vielleicht sollten künftige Generationen von einer Gottéron-Arbeit reden, wenn alle Anstrengungen am Ende doch vergeblich sind. Oder «es ist alles Gottéron» statt «es ist alles für die Katz» sagen. Immer und immer wieder, wenn es scheint, dass der Gipfel erreicht werden kann, folgt doch noch der Rückschlag: Viermal hat Gottéron bereits den Final verloren, dreimal sogar als Qualifikationssieger.

Nun war mit der Mannschaft, die noch Christian Dubé zusammengestellt hat, zum zweiten Mal hintereinander im Halbfinal Endstation. Noch nie ist Gottéron Meister geworden. Trotz generöser Anstrengung, Mut, Tapferkeit und Leidenschaft.

Das Talent von Lucas Wallmark und Jacob de la Rose fehlte, um die offensiven Bemühungen zu krönen. Dazu passt: Den einzigen Treffer am Samstagabend erzielte Kevin Etter (21). Kein Stammspieler, zeitweise bei Thurgau in der Swiss League und nun beim dritten Einsatz in den Playoffs sein erstes Playoff-Tor.

13:4 Torschüsse im letzten Drittel, aber 1:2 Tore, beide Gegentreffer ins leere Gehäuse, das Reto Berra zu Gunsten eines 6. Feldspielers verlassen hatte. Alle Anstrengungen der «Graubärte», Nonkonformisten, übersehenen Junioren und Hinterbänkler: Am Ende alles doch nur Sisyphus-Arbeit.

Geschafft! Die Lausanner Spieler feiern den erneuten Finaleinzug.
Bild: Laurent Daspres / Freshfocus (Lausanne, 12. 4. 2025)

Umgekehrte Vorzeichen

Lausanne fordert nun zum zweiten Mal hintereinander im Final die ZSC Lions heraus. Die Zürcher haben vor einem Jahr den Titel im 7. Spiel auf eigenem Eis geholt. Die Differenz zum letztjährigen Final: 2024 hatten die ZSC Lions als Qualifikations-Sieger Heimvorteil. Nun hat Lausanne die Qualifikation mit vier Punkten Vorsprung auf die Zürcher gewonnen und dieses Mal Heimvorteil.

Zwar hat der legendäre Nationaltrainer Ralph Krueger einst als Erklärung für das Versagen bei der Heim-WM von 2009 in Bern und Kloten (Viertelfinal verpasst) den Begriff «Heimnachteil» geprägt. Und tatsächlich ist es so, dass fünfmal hintereinander (2014, 2015, 2016, 2017, 2018) der Titel auswärts gefeiert worden ist. Auch 2009, 2011 und 2012 fand die Meisterfeier im gegnerischen Stadion statt. Ralph Kruegers «Heimnachteil» gab es also tatsächlich. Von zehn Titeln zwischen 2009 und 2018 sind acht auswärts gewonnen worden.

Die ZSC Lions, hier mit Torhüter Simon Hrubec und Stürmer Denis Malgin, haben den Heimvorteil dieses Mal nicht.
Bild: Jürgen Staiger / Keystone (Davos, 10. 4. 2025)

Aber inzwischen ist es im Final zu einer erstaunlichen Renaissance (= Wiedergeburt) des Heimvorteils gekommen. Zug (2021 und 2022), Servette (2023) und vor einem Jahr die ZSC Lions haben die Meisterschaft auf eigenem Eis gewonnen. Mehr noch: In den insgesamt 14 Finalspielen von 2023 und 2024 hat es nur noch eine einzige Heimniederlage gegeben.

Was die Angelegenheit noch delikater macht: Die ZSC Lions haben im letzten Final in Lausanne gleich alle drei Auswärtsspiele verloren (2:4, 2:5, 3:5). Sie sind dank vier Heimsiegen (2:1, 4:2, 3:0, 2:0) Meister geworden. Auf den Punkt gebracht: Wenn die ZSC Lions den Titel verteidigen wollen, dann müssen sie mindestens einmal in Lausanne gewinnen. Wie wir es auch drehen und wenden: An einem Auswärtssieg führt für die Zürcher kein Weg vorbei.

Lausanne konnte sich zwar im Viertelfinal gegen Langnau und nun im Halbfinal gegen Gottéron erst im 7. Spiel durchsetzen und hat drei Partien mehr in den Beinen. Aber Lausanne kann mit vier Heimsiegen erstmals in seiner Geschichte Meister werden, ist also auf einer Mission, und in Lausanne vermag das Publikum Energie auf die Spieler zu übertragen.

Die Energie wird für den Herausforderer bei Heimspielen also kein Problem sein. Kommt dazu: Torhüter Kevin Pasche hat im 7. Spiel im eigenen Stadion gegen Gottéron der immensen, der maximalen Belastung standgehalten und 96,55 Prozent der Schüsse pariert. Er ist auf eigenem Eis besser als auswärts.

Die ZSC Lions wiederum sind noch besser als vor einem Jahr. Sie haben die Champions Hockey League gewonnen und sind die Nummer 1 ausserhalb der NHL. Alles passt. Torhüter Simon Hrubec ist der beste Torhüter der aktuellen Playoffs. Die Zürcher sind über vier Linien besser besetzt, sie haben mehr Talent und mit Sven Andrighetto und Denis Malgin haben sie die beiden besten Playoff-Skorer in ihren Reihen. Auch in Zürich kommt es zur Energieübertragung vom Publikum auf die Spieler.

Aber Lausanne hat als Qualifikationssieger jetzt ein Heimspiel mehr. Dieser Heimvorteil ist das Detail, das den hockeytechnisch eigentlich klar besseren ZSC Lions zum Verhängnis werden kann.

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