
Gerettet – und jetzt Millionen aus Logen
Ajoie hat Visp 5:1 gebodigt und ist gerettet. Es wird gefeiert. Aber nicht ausgelassen und schon gar nicht hoffärtig. Es ist die Erleichterung, die nicht nur den Klub betrifft. Auch Liga-Manager Denis Vaucher tritt beruhigt den Heimweg ins Bernbiet an. Sorgsam auf politische Sensibilitäten bedacht, hat er das Spiel nicht in der präsidialen Loge verfolgt. Er stand diskret oben auf dem Durchgang hinter den Sitzplätzen.
Ganz tief ist das Aufatmen bei Ajoies Präsident Patrick Hauert. Er hat nämlich längst den Bau von acht neuen, zusätzlichen Logen auf der Längsseite des Stadions in Auftrag gegeben und finanziert. Jede einzelne ist bereits für 100′ 000 Franken pro Saison verkauft – für drei Jahre. Macht Einnahmen von netto 2,4 Millionen. Einfach sei das nicht gewesen. «Wir werden fast hundertprozentig durch die Wirtschaft in unserem Kanton unterstützt und die Uhrenkrise trifft uns alle hart. Aber es geht, die Lage dürfte sich stabilisieren.» Und was wäre, wenn Ajoie abgestiegen wäre? «Ganz ehrlich, ich weiss es nicht…»
Ajoie ist zwar in der höchsten Hockeyliga des Landes noch nie über den letzten Platz hinausgekommen. Aber mit dem Logen-Deal kann das Budget auf gut 15 Millionen erhöht werden. Die Rettung Ajoies ist für die gesamte Liga von enormer Wichtigkeit. Sportlich zwar nach wie vor nicht ganz konkurrenzfähig. Aber als «Farbtupfer» haben sich die Jurassier etabliert: Schlau gemanagt, mit einer schmucken, neuen Arena, wirtschaftlich stabil, allenthalben verlässlich und als «Gallisches Dorf» im Imperium der National League mit landesweitem Sympathiebonus.
Ein Aufsteiger wäre ein Desaster gewesen
Was die Meinungsmacher der Liga offiziell natürlich niemals bestätigen und von sich weisen wie der Teufel das Abendmahl: Ein Aufstieg von La Chaux-de-Fonds, Olten oder Visp – nur diese drei Klubs hatten ein Aufstiegsgesuch eingereicht, Olten hat es dann wieder zurückgezogen – wäre ein Desaster gewesen. Die drei Klubs wären sportlich und wirtschaftlich für die höchste Liga nicht bereit.
Ajoie ist also erst einmal gerettet. Aber Achtung: Am Horizont zieht eine grosse Gefahr herauf: Wenn – wie erwartet – das Volk im Juni den Segen gibt, wird Sierre für 80 Millionen einen neuen Hockey-Tempel bauen und strebt ab 2028 die Rückkehr in die höchste Liga an. Die Gefahr für das «ewige Schlusslicht» Ajoie ist deshalb erheblich, weil der für das Projekt weibelnde Chris McSorley wohl an die Bande zurückkehren wird. Sierre mit dem Schöpfer des modernen Servette an der Bande wird ein heisser Aufstiegskandidat sein.
Zwar hat erst «Lematin.ch» über eine Rückkehr von Chris McSorley ins Trainer-Business spekuliert. Der flamboyante Kanadier sagt: «Das sind bloss Gerüchte.» Und doch: Macht er sich Überlegungen in diese Richtung? Er könnte ja ein Trainersalär sparen und endlich hätte der Klub nicht mehr Clowns an der Bande. Er gibt zu, dass es tatsächlich Gedankenspiele in dieser Richtung gebe. «Aber mehr nicht.»
Doch Obacht: Eine chinesische Weisheit sagt, am Anfang stehe der Gedanke, dann folge das Wort und schliesslich die Tat. «Ja, ja, aber in meiner Familiengeschichte gibt es keine chinesischen Vorfahren. Wir stammen aus Irland.» Aber gelten die amerikanischen Iren nicht als besonders stur und hartnäckig und lassen, wenn sie sich mal ein Ziel gesetzt haben, nicht mehr davon abbringen? «Da haben sie recht. Ja ich kann stur und hartnäckig sein…» Also dürfen wir Chris McSorley wohl bald wieder im Trainerbusiness begrüssen.
Gut baut Ajoie jetzt seine Logen. Sozusagen als Arche Noah des jurassischen Hockeys: Sie ermöglichen ein sportliches Aufrüsten, um dem neuen Sierre unter Chris McSorley Paroli zu bieten und zu überleben.