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Die Überzeugung von Murat Yakin: «Wir werden Italien überraschen»

Am Abend vor dem EM-Achtelfinal Schweiz-Italien beantworten Torhüter Yann Sommer und Trainer Murat Yakin die drängendsten Fragen rund um die Nati.

Es ist spät geworden in Berlin. Der Flieger, der den Schweizer Nati-Tross von Stuttgart an den Ort des EM-Achtelfinals bringt, verspätet sich. Solange die Schweizer im EM-Achtelfinal gegen Italien rechtzeitig bereit sind, ist das nicht weiter tragisch. Unten im Bauch des Berliner Olympiastadions, das für 71’000 Fans Platz bietet, nehmen Yann Sommer und Murat Yakin Platz. Sie beantworten die letzten Fragen vor dem grossen Duell.

Sommer erlebt seinen fünften Achtelfinal als Stammtorhüter. Was ist anders jetzt? «Vergleiche sind schwierig», sagt er, «jedes Mal herrschte eine andere Ausgangslage. Jedes Mal war der Gegner ein anderer. Ich erlebe derzeit eine tolle Stimmung. Eine sehr erfolgsorientierte auch. Es ist ein grosses Spiel für beide. Ich freue mich!»

Zuerst die Tochter, dann der historische Viertelfinal

Einmal gelingt es der Schweiz, die Achtelfinal-Mauer zu durchbrechen. Drei Jahre ist es mittlerweile her, dieses legendäre Penaltyschiessen gegen Frankreich. Für Sommer ist das Turnier 2021 ein Märchen. Nach dem 0:3 gegen Italien in der Vorrunde liegt die Nati am Boden. Sommer fliegt direkt nach dem Spiel zurück in die Heimat, weil er zum zweiten Mal Vater wird. Nach zwei Tagen mit der Familie schliesst er sich der Nati wieder an. Später wird er zum Helden gegen Frankreich, weil er Mbappés Penalty pariert.

Sommer und die Penaltys, die Geschichte geht danach einfach immer weiter. Zweimal scheitert Italiens Jorginho in der WM-Qualifikation. Es ist die Basis dafür, dass es die Nati nach Katar schafft. Ist das auch heute noch ein Thema? «Wir denken nicht mehr zurück. In diesem Spiel wird es neue Momente geben», sagt der mittlerweile 35-Jährige Sommer in Berlin.

Den Schuss von Robert Andrich hält Sommer nicht – aber das Tor zählt auch nicht.
Bild: Toto Marti/Freshfocus

Die WM 2022 wird für Sommer zur Enttäuschung. Auch, weil er zwischenzeitlich krank ist. Danach nehmen die Diskussionen um die Torhüter-Position der Nati zu. Gregor Kobel meldet Ansprüche an. Zumindest sind seine Leistungen bei Dortmund phänomenal. Aber (fast) jedes Mal, wenn er mit der Nati zum Einsatz käme, ist er verletzt. Und Sommer kämpft sich nach einem missglückten Halbjahr bei den Bayern in Mailand eindrucksvoll zurück. Kein Torhüter in Europas Topligen erhält weniger Tore als er bei Inter.

Nun trifft er im Achtelfinal auf einige seiner Teamkollegen. Barella, Bastoni, Darmian, Frattesi und Di Marco heissen sie. Wobei Letzterer verletzt ist. «Wir waren immer wieder in Kontakt unter uns Inter-Jungs», erzählt Sommer, «aber in den letzten Tagen ist es natürlich etwas ruhiger geworden.» Eine letzte Frage noch: Wer ist Favorit in diesem Duell. Tatsächlich die Schweiz? «Nein, nein, so würde ich das nicht sehen. Wir spielen gegen den amtierenden Europameister. Und Weltmeister war Italien auch schon. Das sagt alles.»

Yakin: «Wir werden auch Italien überraschen – hoffentlich»

Ein paar Minuten nach Sommer betritt Yakin die Bühne. Es ist der zweite Achtelfinal an einem grossen Turnier für ihn als Nationaltrainer. Der erste, dieses 1:6 an der WM 2022 gegen Portugal hat lange nachgehallt. Die Frage lautet darum: Welche Lehren hat Yakin daraus gezogen? Yakin sagt: «Es sind zwei unterschiedliche Turniere. Wir sind hier bei der EM. Und mich interessiert sehr wenig, was in der Vergangenheit passiert ist. Mich interessiert, was ich jetzt beeinflussen kann.» Und er fügt an: «Wir sind gut drauf!»

Yakin ist einer der Gewinner an diesem Turnier. Jede seiner Überlegungen ging bisher auf. Er holte sich dafür in ganz Europa Bestnoten ab. Das ist auch darum wichtig, weil sein Vertrag nach der EM ausläuft.

«Wir werden vorbereitet sein», Murat Yakin vor dem Italien-Vergleich.
Bild: Toto Marti/Freshfocus

Gegen Italien kann er weitere Argumente für eine Verlängerung sammeln. Aber darum geht es ihm nicht. Er will die Erfahrung machen, die viele seiner Spieler seit 2021 haben: Das Gefühl des Viertelfinal-Einzugs. «Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, werden gut vorbereitet sein», sagt er noch. Und ganz zum Schluss, als er zur Taktik Italiens befragt wird: «Ein Land der vielen Taktiken, das gefällt mir. Und trotzdem liegt der Fokus auf meiner Mannschaft. Wir werden Italien überraschen – hoffentlich.»

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