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Der Bund bleibt auf 34 Millionen Impfdosen sitzen – was wird daraus?

Bestellt und nicht abgeholt: Haufenweise Corona-Impfstoff ist übrig geblieben für dieses Jahr. Der Bundesrat prüft derzeit, was damit geschehen soll. 

Die Coronamassnahmen fallen, der Bundesrat erklärt die Pandemie weitgehend für beendet. Der Bundesrat hebt auf Ende März die besondere Lage auf, einer Rückkehr zurück zur Normalität scheint nichts mehr im Weg zu stehen.

Entsprechend lässt die Impfbereitschaft in der Bevölkerung seit Wochen nach und immer mehr Städte – wie Zürich, Bern und St.Gallen – schliessen diverse Impfzentren. Allerdings sitzt der Bund derzeit noch auf 34 Millionen Impfdosen. Eine beträchtlich hohe Zahl. Damit könnte fast die ganze Schweizer Bevölkerung viermal geimpft werden. Der Bund hat für dieses Jahr 14 Millionen des Pfizer-Impfstoffes, 18 Millionen des Moderna-Impfstoffes und eine Million des Novavax-Impfstoffes bestellt. Hinzu kommen die Reserven bei der Armee von Ende Jahr von etwa einer Million Fläschchen.

Sind das nicht viel zu viele Impfdosen? Denn viele Kantone haben für das Jahr 2022 gar keine oder nur sehr wenige Impfdosen bestellt beim Bund, wie zum Beispiel die Kantone Luzern, Aargau und St.Gallen. Denn die Bestellung der Impfdosen werden auf die Nachfrage nach Impfungen abgestimmt, um die Lagerbestände möglichst klein zu halten. Hat sich der Bund also verschätzt? Nein, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). «Es sind ausreichend Impfdosen vorhanden, falls im Laufe des Jahres eine weitere Auffrischimpfung nötig würde, oder wenn aufgrund einer neuen Virusvariante zusätzliche Impfdosen verabreicht werden müssten.» Der Bund habe die Impfverträge so abgeschlossen, dass genügend Impfdosen zur Verfügung zu stehen würden, damit alle, die das wünschen, Impfungen für die Grundimmunisierung sowie eine Auffrischimpfung erhalten könnten.

Zuerst zu wenig, jetzt zu viel

Im ersten Pandemiejahr geriet das BAG in die Kritik, weil es bei der Impfstoffbeschaffung anderen Ländern, wie zum Beispiel den USA, hinterherhinkte. Die SVP zielte damals auf die BAG-Impfchefin Nora Kronig und machte ihr den Vorwurf, die Beschaffung «vermasselt» zu haben.

Jetzt ist das Problem genau andersrum. Der Bund hat so viele Impfdosen, dass sich die Frage stellt: Was tun mit dem ganzen Impfstoff? Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel (Mitte) sagt: «Die Schweiz soll die Impfdosen an Länder abgeben, die sie nötig haben.» Jedenfalls, solange die Impfdosen nicht abgelaufen sind.

Wann wird das sein? «Bis März gibt es kein Verfallsdatum für bereits ausgelieferte Impfstoffdosen», schreibt das BAG. Der Bundesrat prüfe derzeit verschiedene Fragen rund um das Impfstoff-Management und wird demnächst Beschlüsse fassen.

Kritik an der globalen Impfpolitik

Gleichzeitig kritisiert die «People’s Vaccine Alliance», ein Zusammenschluss von 80 Hilfsorganisationen, dass die EU-Länder mehr Impfdosen entsorgen als spenden. 30 Millionen von den Europäern nach Afrika geschickten Impfstoffdosen standen nach Angaben der «People’s Vaccine Alliance» rund 55 Millionen Dosen gegenüber, die demnach bis Ende Februar entsorgt werden müssen. Dies habe verheerende Auswirkungen, schreibt die «People’s Vaccine Alliance». Nur 11 Prozent der Bevölkerung auf dem gesamten afrikanischen Kontinent seien derzeit zweimal geimpft. Auf die Vorwürfe angesprochen, schreibt das BAG: «Die Planung des Bundes hat das Ziel, dass keine Impfdosen verfallen oder vernichtet werden müssen.» Man versuche nur den Bedarf abzudecken. Genaue Prognosen seien aber schwierig.