Endlich findet in Zofingen wieder ein Kinderfest statt – das Gefecht soll überarbeitet werden
Das Zofinger Kinderfest 2022 findet statt – und zwar mit dem traditionellem Programm. Dies teilt die Kinderfestkommission am Freitag mit. In den vergangenen zwei Jahren fand das Kinderfest aufgrund der Corona-Pandemie in abgespeckter Form statt und bot primär den Kindern und Jugendlichen ein Programm. «In der Kinderfestkommission sind wir uns einig, dass wir dieses Jahr trotz der nach wie vor hohen Corona-Fallzahlen ein normales Kinderfest durchführen können», sagt Lukas Fankhauser, Stadtrat und neuer Präsident der Kinderfestkommission. Dass viele Programmpunkte draussen stattfinden, kommt der Kinderfestkommission bei der Planung des Anlasses entgegen. Für die Gesellschaft sei es wichtig, mit dem Virus leben zu lernen, sagt Fankhauser. Er hält aber fest, dass sich auch jeder seiner Eigenverantwortung bewusst sein müsse und zum Beispiel bei Symptomen auf eine Teilnahme am Fest verzichten sollte.
Allenfalls können Drittklässler der Oberstufe am Umzug teilnehmen
Anpassungen am Programm sind stand heute keine vorgesehen, denn der traditionelle Ablauf des Kinderfests ist mit den Elementen Zapfenstreich, Umzug der Schuljugend, Feier in der Stadtkirche sowie Gefecht und Fackelzug in der Zofinger Gemeindeordnung verankert. «Im Moment klären wir, ob Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen, die normalerweise nicht mehr am Kinderfest teilnehmen, auf freiwilliger Basis am diesjährigen Morgenumzug mitmachen möchten», sagt Lukas Fankhauser. So könnten die Schüler der dreijährigen Oberstufe, die in ihren ersten beiden Schuljahren das Kinderfest verpasst haben, doch noch zumindest einmal mitmachen.
In der Kinderfestkommission sind wir uns einig, dass wir dieses Jahr trotz der nach wie vor hohen Corona-Fallzahlen ein normales Kinderfest durchführen können.
Lukas FankhauserPräsident Kinderfestkommission
Auch andere traditionelle Kinder- und Jugendfeste im Aargau sollen dieses Jahr wenn möglich wieder stattfinden. Die Stadt Aarau hat Anfang März bekannt gegeben, dass der Maienzug regulär stattfinden soll. Die letzten zwei Jahre gab es einen Maienzug light. Ein Jugendfest light gab es auch in Lenzburg – das normalerweise alle zwei Jahre stattfindende Manöver zwischen Kadetten und Freischaren konnte letztes Jahr beispielsweise nur via Livestream verfolgt werden. Dieses Jahr nun soll das Manöver wieder wie gewohnt stattfinden.
Freischaren und Kadetten treten auch in Zofingen gegeneinander an. Dieses Jahr wird es das erste Kinderfest nach dem Unfall im Jahr 2019 sein, bei dem sich ein Freischärler beim Stopfen der Kanone an der Hand verletzt hat. «Nach dem Unfall vor drei Jahren wurde ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Dieses wird in Kürze vom Stadtrat verabschiedet und in Kraft gesetzt», sagt Lukas Fankhauser. Er betont, dass die Sicherheit an oberster Stelle stehe – dies sei auch schon vor dem Unfall so gewesen. Der zum Glück glimpflich verlaufene Unfall habe aber aufgezeigt, dass die Sicherheit trotz aller Anstrengungen immer noch verbessert werden könne.
Ist ein Gefecht angesichts des Ukraine-Kriegs legitim?
Betreffend Gefecht wird bald die Frage aufkommen, ob es legitim ist, dieses durchzuführen, wenn in der ehemaligen Jugendherberge Frauen und Kinder aus der Ukraine untergebracht sind. Eine ähnliche Diskussion gab es schon 2015, als im ehemaligen Pflegeheim des Spitals Zofingen Menschen aus Syrien wohnten. «Basierend auf den Erfahrungen, die wir damals gemacht haben, werden wir auch dieses Jahr entsprechend handeln», sagt Lukas Fankhauser. Er betont, dass man zwei Dinge unterscheiden müsse: «Was machen wir? Und was lösen wir damit aus?» Das Gefecht als solches sei ein traditionelles Element des Zofinger Kinderfests, eine Vorführung, ein Szenario, aber eben keine kriegerische Handlung. Andererseits ist sich Fankhauser bewusst, dass das Gefecht bei Personen, die aus der Ukraine vor kriegerischen Handlungen geflüchtet sind, auch Ängste auslösen kann. «Und diese Triggerpunkt nehmen wir ernst.»
Parallel zum Gefecht auf dem Heitern soll es darum in der Zofinger Altstadt eine alternative Veranstaltung geben. Dies könne beispielsweise ein Konzert oder eine Zaubervorführung sein, so Fankhauser. Wichtig sei einfach, dass es eine andere Geräuschkulisse gebe. An diesem alternativen Programm werden voraussichtlich auch die Kinder teilnehmen können, die nicht dem Gefecht beiwohnen wollen. «Die Schulpflege hat schon vor drei Jahren entschieden, dass künftig nicht nur die Oberstufenschüler während des Gefechts Wahlmöglichkeiten haben, sondern auch die jüngeren Schüler», sagt Fankhauser.
Das Gefecht während des Kinderfestes soll angepasst werden
Zum Thema Gefecht kündigt Lukas Fankhauser auch an, dass die Stadt in den Wochen vor dem Kinderfest eine Sensibilisierungskampagne starten will. Die Zofinger Bevölkerung soll über das Gefecht aufgeklärt und ihr der historischen Hintergrund näher gebracht werden. «Das Gefecht ist keine kriegerische Handlung, auch wenn man es als solche interpretieren könnte», so Fankhauser. Passend dazu wird in den nächsten Jahren auch der Ablauf des Gefechts angepasst, modernisiert. In Zusammenarbeit mit einem Regisseur solle es mehr zu einem Landschaftstheater werden, ähnlich wie dies heute schon in Lenzburg der Fall ist. Das Gefecht dieses Jahr wird erst leicht anders sein. «Es wird überraschende Elemente haben», verspricht Fankhauser.