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5 Prozent weniger Strom und 20 Prozent weniger Gas verbraucht: Mangellage trat nicht ein – doch der Kanton warnt vor Engpässen im nächsten Winter 

Dank hohen Temperaturen, mehr französischen AKW am Netz, funktionierendem Stromimport und genug Wasser in den Speicherseen blieb der Aargau von einer Strom- und Gasmangellage verschont. Für den kommenden Winter gibt es aber einige Unsicherheiten, wie Energiedirektor Stephan Attiger sagt.

«Wenn es keine extremen Veränderungen gibt, werden wir diesen Winter ohne Strom- und Gasmangel überstehen.» Das sagte Energiedirektor Stephan Attiger Mitte Januar in einem AZ-Interview – und er sollte recht behalten. In den gut zwei Monaten, die seither vergangen sind, waren höchstens die Temperaturen extrem: ausserordentlich hoch im langjährigen Vergleich, was den Strom- und Gasverbrauch sinken liess.

An einer Medienkonferenz am Donnerstag sagte Attiger, im Aargau seien im Zeitraum von Herbst 2022 bis Frühjahr 2023 schätzungsweise Energieeinsparungen in der Grössenordnung von fünf Prozent Strom und über zwanzig Prozent Gas erzielt worden. Dies dank den im Kanton getroffenen Massnahmen beziehungsweise dem Energiesparverhalten von Bevölkerung, öffentlicher Hand, Wirtschaft und anderen Verbrauchern.

Situation im August 2022 liess laut Attiger auf Mangellage schliessen

«Dank verschiedenen positiven Umständen und Entwicklungen ist es in diesem Winter glücklicherweise nicht zu einer Strom- und Gasmangellage gekommen», stellte der FDP-Regierungsrat fest. «Wichtigste Faktoren sind die milde Witterung, die Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke, die funktionierenden Energieimporte sowie die guten Füllstände der Schweizer Stauseen und die europäischen Gasvorräte.»

«Die von Bund, Kantonen, Energieversorgern und weiteren Institutionen und Gremien beschlossenen Massnahmen und getroffenen Vorbereitungen waren angesichts der drohenden Risiken wichtig und richtig», betonte Energiedirektor Attiger. Schon vor zwei Monaten hatte er gesagt, der Kanton habe die Situation nicht dramatisiert. Wegen der Höchststände der Grosshandelspreise für Strom und Gas im August 2022 habe man klar von einer sich abzeichnenden Mangellage ausgehen müssen.

Kantonsgebäude wieder voll beheizt, Schlösser wieder beleuchtet

Nun hat sich die Lage aber entspannt und auch der Kanton hebt per Mitte April gewisse Einschränkungen wieder auf.

Senkung der Raumtemperaturen in den kantonalen Gebäuden

Senkung der Raum- und Wassertemperatur im Hallenbad Telli, Aarau

Abschaltung der Beleuchtung von Schlössern und Kulturbauten

Weiterhin bestehen bleiben in der Kantonsverwaltung hingegen das Verbot von steckerfertigen Elektrogeräten zum Heizen oder zur Komfortkühlung sowie die Reduktion der Warmwasseraufbereitung zum Händewaschen.

Attiger wies darauf hin, dass ein schonender Umgang mit Energieressourcen weiterhin dringend nötig sei: «Für den Winter 2023/24 zeichnen sich wiederum erhöhte Risiken für eine Energiemangellage ab. Zum einen wegen der spärlichen Niederschläge in diesem Winter, zum anderen wegen der schwer beeinfluss- und abschätzbaren politischen und technischen Faktoren im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, aber auch wegen der möglichen Versorgungsengpässe im Zusammenhang mit den Klimaveränderungen.»

Energiesparen soll Teil des Alltags werden

Der sorgfältige Umgang mit Energie soll auch Teil des Alltags der Bevölkerung werden. «Beim Verlassen eines Raums das Licht zu löschen, für kurzes Abspülen der Hände kaltes Wasser zu verwenden, eine Schicht Kleider mehr zu tragen oder Treppen zu steigen, anstatt den Lift zu benutzen, helfen, ohne Komforteinbusse Energie sorgsam zu nutzen», heisst es in einer Mitteilung des Kantons.

Es sei sehr wichtig, Bevölkerung, Gemeinden, Wirtschaft und weitere Verbraucher zu sensibilisieren und zum sorgsamen und effizienten Umgang mit Energie zu motivieren. Dank einer neuen Achtsamkeit könnten alle dazu beitragen, möglichst gut auf den kommenden Winter vorbereitet zu sein. Investitionen in einfache Applikationen wie eine abschaltbare Steckerleiste, LED-Lampen und Duschsparbrausen lohnen sich laut Kanton auch finanziell.