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Erika und Heinrich Hochuli im ZT-Talk: «Wenn die Kantonspolizei anruft, wird erwartet, dass wir in 20 Minuten vor Ort sind»

Das Reitnauer Ehepaar Erika und Heinrich Hochuli hat in den letzten Jahren sein Bestattungsinstitut konsequent auf- und ausgebaut. Das Unternehmen kann auf eine 80-jährige Familientradition zurückblicken, die am 17. September gefeiert wird. Im zt Talk sagen Erika und Hochuli, welche Voraussetzungen sie für ihren Beruf mitbringen müssen, was sie der TV-Serie «Der Bestatter» zu verdanken haben – und wie sich die Wünsche der Hinterbliebenen in einem Todesfall verändert haben.

«Mein Grossvater hat im Kriegsjahr 1942 eine Schreinerei gegründet. Er produzierte Särge, Aufbahrungen fanden damals noch zuhause statt. Die Verstorbenen wurden danach mit Ross und Wagen zum Friedhof gebracht», sagt Heinrich Hochuli zu den Anfängen des Familienunternehmens. «In den letzten 80 Jahren hat sich natürlich gesellschaftlich sehr viel verändert.»

In die Wiege gelegt worden sei ihm der Beruf des Bestatters nicht. «Mein Vater verstarb sehr früh. Ich war nie mit ihm in einem Trauerhaus, wir sprachen am Mittagstisch nie über das Thema.» Als kleiner Junge half er seinem Vater in der Schreinerei, Särge auszupolstern. Kurz nachdem der Vater verstorben war, wurde er für einen Bestattungsauftrag angefragt. «Ich ging mit einer Ortsschwester mit. Sie zeigte mir sehr einfühlsam, um was es geht und was die Tätigkeiten eines Bestatters sind. Darauf bin ich zügig in eine Weiterbildung des Schweizerischen Verbandes der Bestattungsdienste eingestiegen.» In den letzten Jahren sei sein Unternehmen enorm gewachsen: «Wir sind mittlerweile an fünf Standorten.»

Momente, die das Ehepaar belasten, gibt es immer wieder, sagt Erika Hochuli – nicht nur, wenn Kinder oder jüngere Menschen sterben, sondern auch bei älteren Personen. «Das Wichtigste ist, dass wir ein gutes Team sind, in dem wir uns austauschen und über solche Momente sprechen können.» Eine Bestatterin oder ein Bestatter müsse empathisch bleiben und ein gutes Gespür für Menschen behalten. «Wenn das abhandenkommt, ist man kein guter Bestatter mehr.» Voraussetzung ist auch eine sehr hohe Flexibilität. Das Telefon klingelt manchmal mitten in der Nacht. «Wir sind 24 Stunden erreichbar. Wenn die Kantonspolizei anruft, wird erwartet, dass wir in 20 Minuten vor Ort sind», sagt Heinrich Hochuli.

Was sagt der richtige Bestatter Heinrich Hochuli zur TV-Serie «Der Bestatter» mit Mike Müller? «Ihm und seiner Serie haben wir viel zu verdanken», meint er. «Für uns gab es eine Plattform, so dass die Menschen auf zugekommen sind. Wir wurden bei Gewerbeausstellungen am Stand darauf angesprochen.» Erika Hochuli sowie eine Mitarbeiterin haben in der Serie sogar mitgespielt.

«Empathisch bleiben»: Erika und Heinrich Hochuli
Bild: pp