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Erst zu nass, dann zu heiss – Honigertrag ist für die regionalen Imker unbefriedigend

Kaum Blütenhonig, wenig Waldhonig. Die Imker in der Region hatten dieses Jahr wenig Anlass zu Freudensprüngen. Der Rothrister Wanderimker Hans Burkhard erklärt, wieso es dieses Jahr wenig Honig gibt – und worauf seine Hoffnungen auf ein besseres Honigjahr 2024 gründen.

«Hans, was machen deine Bienen?» Das Schweigen am anderen Ende der Leitung ist lang – und vielsagend. Hans, das ist Hans Burkhard, erfahrener Wanderimker aus Rothrist und eigentlich nie um Worte verlegen, wenn es um Bienen geht. Denn der 60-jährige Burkhard, hauptberuflich Betriebsleiter in der Abteilung Kühlschrank­recycling bei der Flückiger AG, «bienlet» seit seinen Jugend­tagen. Zusammen mit seinem Team betreibt er die gleichnamige, seit über 100 Jahren bestehende und modern eingerichtete Wanderimkerei in der Rishalden. Ein Familienunternehmen, das Hans Burkhard in dritter Generation und mit viel Herzblut führt.
Das Überleben im Winter stelle für die Bienenvölker jedes Jahr eine grosse Herausforderung dar, sagt er. Diesbezüglich habe er einen ziemlichen Schlag einstecken müssen. «Ich habe rund 35 Prozent meiner Völker verloren.» Besonders schlimm, dass vor allem Jungvölker eingegangen seien. Sie wären die Hauptträger gewesen, um den Honig einzubringen.

Alle fünf Jahre hohe Winterverluste

Mit den hohen Winterverlusten hebt sich Burkhard negativ vom Durchschnitt der Schweizer Imker ab. Apisuisse, der Dachverband der rund 18000 Imkerinnen und Imker in der Schweiz, ermittelte in seiner jährlich durchgeführten Umfrage zu den Winterverlusten, dass 15 Prozent der im Herbst 2022 eingewinterten Bienen den Winter nicht überlebt hatten, und hielt fest: «Dies ist eine deutliche Verbesserung zum Winter 2021/2022, als über ein Fünftel der Bienenvölker eingegangen ist. Somit sind die Winterverluste wieder auf dem Niveau der Vorjahre.»

Eine stringente Erklärung für seine hohen Winterverluste kann Burkhard nicht abgeben. «Die Varroamilbe macht den Völkern nach wie vor zu schaffen und ist sicher der Hauptgrund für die Verluste gewesen», sagt er. Zudem stelle er – zumindest bei seinen Völkern – fest, dass es so etwas wie einen Rhythmus gebe. Vier Jahre mit kleinen Verlusten, dann ein Jahr mit hohen Verlusten. «Und dieses Jahr ist mein verflixtes fünftes Jahr gewesen.»

Cremiger Blütenhonig (links) und Waldhonig unterscheiden sich von der Farbe her deutlich.
Bild: Thomas Fürst

Von der Blüte der ersten Kirschbäume bis zum Verblühen der Rapsfelder vergehen rund sieben Wochen. Eine Zeit, die für die Entwicklung der Bienenvölker enorm wichtig ist. Rund 400 Gramm Nektar benötigt ein Volk täglich, um sich gut entwickeln zu können – rund 2 ½ Kilogramm kann es an einem sehr guten Tag sammeln. Den Nektarüberschuss kann der Imker für seinen Honig verwenden. Dieses Jahr: Fehlanzeige. «Der Frühling ist dieses Jahr eine Super-Katastrophe gewesen», hält Burkhard fest, zumindest im Mittelland. Entweder blies die Bise oder es regnete – das sei beides Gift für die Bienen, die viele Tage gar nicht ausflogen, sondern in der behaglichen Wärme des Bienenstocks verblieben. Als es dann endlich warm geworden sei, sei die Blüte im Mittelland bereits vorbei gewesen. «Die Bienen haben die Blütezeit dieses Jahr verpasst», bringt es der Rothrister auf den Punkt. «Ich habe in dieser Zeit wenigstens – im Gegensatz zum absoluten Katastrophenjahr 2021 – nicht zufüttern müssen, um den Bienen das Überleben zu sichern», hält Burkhard fest. Das Resultat: Es gab in der Region kaum oder gar keinen Blütenhonig. Burkhard selbst hätte zwar ganz wenig Blütenhonig entnehmen können, hat zum Wohl seiner Bienen aber darauf verzichtet.

Anfang Juni wurde es sehr schnell zu heiss

Ende Mai, Anfang Juni fiel das Wetter von einem Extrem ins andere. Es wurde sehr schnell sehr heiss. «Die Völker sind damals richtiggehend explodiert», sagt Burkhard. Die Voraussetzungen für eine reiche Sommer-­Honigernte wären damit eigentlich gegeben gewesen, wenn es nicht so heiss geworden wäre. Zu heiss. «Es ‹hungget› nur, wenn am Morgen die Autoscheiben leicht nass sind.» Diese Aussage seines Vaters komme ihm in den Sinn, wenn er eine Erklärung dafür geben müsste, wieso die Waldhonigernte dieses Jahr weit unterdurchschnittlich ausgefallen sei, sagt Burkhard.

Während Blütenhonig überwiegend aus Blütennektar besteht, sammeln die Bienen für den Waldhonig den sogenannten Honigtau. Honigtau ist eine zuckerhaltige Substanz, die von pflanzensaugenden Insekten, insbesondere Waldläusen, ausgeschieden wird. Honigtau wäre zwar dagewesen, erklärt Burkhard, bei den heissen Temperaturen und der häufig wehenden Bise ist er aber relativ schnell eingetrocknet. Dann können ihn die Bienen nicht mehr holen. «Immerhin: Wir haben wenigstens ein bisschen Waldhonig ernten können», sagt Burkhard, allerdings nur etwa einen Drittel des durchschnittlichen Ertrags.

Trübsal blasen mag der Imker deshalb nicht. Viel wichtiger sei, dass es den Bienen gut gehe. Und gerade diesbezüglich ständen die Vorzeichen gut. «Wenn es an diesem Jahr etwas Gutes gibt, dann die Tatsache, dass sich viele Jungvölker gebildet haben», betont er. Das fünfköpfige Burkhard-Team durfte einen Zuwachs von rund 70 Jungvölkern verzeichnen. «Jetzt ist die Varroabehandlung abgeschlossen, dann wird nochmals zugefüttert und anschliessend gehen die Bienen in den Winter.»

Und die Geschichte wird weitergeschrieben: Wie hoch sind die Winterverluste, wie sieht das Blütenangebot im nächsten Frühling aus, wie wird das Wetter sein? Wie auch immer die Geschichte weitergeschrieben wird – Burkhard wird im nächsten Herbst wieder sagen: «Es ist, wie es ist. Ich kann es nicht ändern.»

Daniel Strub zeigt eine volle Futterwabe.
Bild: Thomas Fürst

In der Zwischenzeit wird das Team mit Hans Burkhard, Lilian Strub-Burkhard, Daniel Strub, Beat Wüthrich und Daniela Wälchli an zwei Märkten in der Region – am Rothrister Märit vom 28. Oktober und am Zofinger Weihnachtsmarkt der Sinne vom 8. bis 10. Dezember – präsent sein und dort den gewonnenen Honig anbieten. Aber nicht nur. Denn seit vielen Jahren bietet die Wanderimkerei weitere Honigprodukte an, die ihr eigenes Angebot gut ergänzen. «Und mit denen sich der Marktstand auch schöner und abwechslungsreicher gestalten lässt», wie Burkhard lachend ergänzt. Produkte von Apinatura wie Shampoo, Handcreme, Lippenbalsam oder Propolis-Tinktur oder den hochwertigen Manukahonig aus Neuseeland, der nachweislich Entzündungen hemmt und die Wundheilung unterstützt.

Noch herrscht an den Einfluglöchern Flugbetrieb.
Bild: Thomas Fürst

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