Bei Notruf «leblos» oder «bewusstlos» zählt jede Sekunde: Der Aargau baut flächendeckendes Ersthelfer-System auf
Im Notfall kommt es auf jede Sekunde an, besonders wenn es sich etwa um ein Herz-Kreislauf-Stillstand handelt. Pro Jahr gibt es im Aargau rund 1800 Notrufe mit den Stichworten «leblos» oder «bewusstlos». Sogenannte First Responder können die Zeit bis zum Eintreffen der alarmierten Rettungskräfte überbrücken – und somit die Überlebenschancen der Betroffenen erhöhen. Aus diesem Grund will der Kanton ein flächendeckendes System im Aargau aufbauen.
Was sind First Responder?
Das sind ausgebildete, ehrenamtliche Ersthelferinnen und Ersthelfer. Sie können im Notfall einfache medizinische Massnahmen anwenden, zum Beispiel einen automatischen externen Defibrillators (AED). Sie sind keine Konkurrenz und auch kein Ersatz für die regulären Rettungsdienste.
Da First Responder aber in der Regel näher am Einsatzort sind und auch die örtlichen Begebenheiten besser kennen, sind sie in rund 85 Prozent der Notfälle noch vor dem Rettungsdienst vor Ort.
Wie funktioniert der Einsatz von First Respondern?
Die Sanitätsnotrufzentrale SNZ 144 kann im Notfall die in der Gemeinde hinterlegten First Responder alarmieren. Das tut sie beispielsweise dann, wenn die Stichworte «leblose Person», «vermuteter Herz-Kreislauf-Stillstand» oder «Bewusstlosigkeit» fallen.
Die Alarmierung erfolgt über die in der Schweiz bereits etablierte App «Momentum», die in den App Stores gratis heruntergeladen werden kann. Sind First Responder zum Zeitpunkt des Notrufs verfügbar, reagieren sie mittels der App und erlauben somit, dass ihr Standort geortet werden kann. Daraufhin erhalten sie die konkreten Einsatzdaten.
Die First Responder begeben sich dann zum Einsatzort und leiten medizinische Erstmassnahmen ein. Nach dem Eintreffen des Rettungsdiensts können sie diesen bei Bedarf noch unterstützen.
Was hat der Kanton Aargau vor?
Das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) hat Richtlinien für ein flächendeckendes First-Responder-System erarbeitet. Dabei gab es auch eine Vereinheitlichung mit den Systemen aus den umliegenden Kantonen. Das erleichtert die Zusammenarbeit. So können First Responder auch bei Patientinnen und Patienten ausserhalb des eigenen Einsatzkantons Hilfe leisten.
Das DGS stellt für First Responder ein Set mit Einsatzmaterial zur Verfügung. Dazu gehört auch eine Leuchtweste mit dem Logo der First Responder. Die Kosten für die obligatorische Einführungsschulung übernimmt der Kanton.
Wer kann mitmachen?
Das sind die Voraussetzungen um First Responder zu werden:
Gültiges BLS-AED-SRC-Komplett-Zertifikat (BLS = Basic Life Support, AED = Automatisierter externer Defibrillator, SRC = Swiss Resuscitation Council, Erneuerung alle 2 Jahre) oder Berufsdiplom*
Absolvierung der First-Responder-Einführung (einmalig ca. 1.5 Stunden)
Mindestalter 18 Jahre
Besitz eines Smartphones (Android / iOS)
Installation der App gemäss Vorgaben
Verfügbarkeit für First-Responder-Einsätze
Physische und psychische Belastbarkeit
Interessierte qualifizierte Ersthelferinnen und Ersthelfer können sich ab sofort registrieren und die obligatorische Einführungsschulung besuchen.
Informationen zu den Einführungsschulungen sowie weitere ausführliche Informationen zu den First Respondern im Kanton Aargau gibt es unter www.ag.ch/firstresponder.
*Folgende Medizinalberufe benötigen kein zusätzliches BLS-AED-Zertifikat: Ärztinnen und Ärzte, dipl. Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter HF, Transportsanitäterinnen und Transportsanitäter (keine Transporthelferinnen und Transporthelfer), Expertinnen und Experten Intensivpflege NDS HF; Notfallpflege NDS HF und Anästhesiepflege NDS HF. In diesen Fällen ist das Berufsdiplom anstelle des BLS-AED-Zertifikats in der App hochzuladen.