«Es gibt Raben, es gibt Krähen, und es gibt die Rabenkrähen»
«Eine Exkursion im freien Feld, Mitte Januar, das geht doch nicht!» Christoph Vogel, pensionierter Lehrer aus Zofingen, war alles andere als begeistert. Trotzdem sagte er zu, und das Wetter spielte mit. Ihm war ein kühler, sonniger Frühfrühlingstag beschert. Die Gruppe der Interessierten war entsprechend gross.
Schon im frühen Alter von zehn Jahren beschäftigte sich Christoph Vogel gerne mit den gefiederten Freunden. Später wurde es dann professionell, mit Schwerpunkt auf Krähen und Raben. Vogel ist Autor eines Buches sowie einer Broschüre, und er arbeitete während vieler Jahre für die Vogelwarte Sempach. Gerne gibt er sein Wissen weiter. Früher führte er seine Schulkinder in die Geheimnisse der Natur ein und öffnete ihnen Augen und Sinne für die Umwelt, und dazu gehörte auch die Vogelwelt. Nicht zuletzt war das Suhrental ab und zu Ziel vonVeloausfahrten. Er beteiligte sich in dieser Gegend auch an einem Feldlerchenprojekt.
Die Exkursion widmete er ausschliesslich der Familie der Rabenvögel. Bis heute zählt man 51 Sorten davon, zum Teil auch mit buntem Gefieder, wie zum Beispiel beim Eichelhäher, dem buntesten der einheimischen Rabenvögel. Auch die Elster ist ein bedeutendes Familienmitglied, ihre Intelligenz ist beachtens- und bestaunenswert. «Es gibt Raben, es gibt Krähen, und es gibt die Rabenkrähen», so die Ausführungen des Exkursionsleiters. Anhand der auf den offenen Feldern weidenden Exemplare erklärte er die Unterschiede. Raben sind – man mag es kaum glauben – Singvögel: «Obwohl das Stimmorgan der Rabenvögel besonders komplex gebaut ist, singen sie nur leise plaudernd und geben vorwiegend schackernde oder krächzende Rufe von sich», ist Christoph Vogels Broschüre zu entnehmen. Vogel versteht es ausgezeichnet, die verschiedenen Laute zu imitieren. Sogar ein anwesender Jagdhund reagierte auf sein Krächzen.
Das Leben der Rabenkrähen ist klar strukturiert, Hierarchien werden strikte eingehalten. Den Ausführungen von Christoph Vogel ist zu entnehmen, dass sie in zwei Gesellschaftsklassen leben.
Brutpaare leben ganzjährig in reich strukturierten Landschaften und Siedlungen. Sie kennen ihre Nachbarn persönlich und respektieren Grenzen. In baumlosen Ebenen und ausgeräumten Gebieten leben grosse Schwärme aus nicht geschlechtsreifen oder ledigen Rabenkrähen und revierlosen Paaren. Diese «Habenichtse» sind nicht ortsgebunden, streifen weit herum, brüten aber nicht. Diese beiden Klassen tragen bisweilen heftige Auseinandersetzungen aus.
Während über zwei Stunden schöpfte Christoph Vogel aus seinem reichen Wissen. Grosszügig verteilte der Referent auch seine Broschüre: «Raben – schwarz, schlau und verspielt», sodass jedermann danach die Möglichkeit hatte, das gehörte zu vertiefen. (st.)