«Es ist sehr anstrengend»: Betrugsmasche mit Sandra Boner wird schlimmer
Schnell und einfach viel Geld verdienen – diese Tipps soll SRF-Moderatorin Sandra Boner in einem Interview mit Reto Lipp geben. Doch ein genauer Blick verrät: Alles Lug und Betrug, diese Artikel sind gefaked. Auch Meldungen darüber, dass die Nationalbank die Solothurnerin verklagt haben soll, sind falsch.
Die Falschmeldungen rund um die Wetterfrau nehmen immer gröbere Züge an. Wie sie gegenüber 32Today sagt, werde sie immer mehr auf die Fake-Schlagzeilen angesprochen. Das Thema begleite sie jeden Tag. «Es braucht enorm viel Energie», sagt Sandra Boner. Es gebe verschiedene Reaktionen auf die Anzeigen. Viele weisen sie auf eine entdeckte Anzeige hin, andere wiederum glauben den Fakes und fragen sie: «Jösses, was hesch gmacht?»
Auf den ersten Blick sieht die gefälschte News-Seite aus wie eine echte Seite. Die gefakte Seite erkennt man unter anderem an der URL oben Links. Schnell wird klar: Der Artikel stammt nicht wirklich von «Blick».
«Mittlerweile gibt es Schlagzeilen, in denen mich Albaner umbringen»
Sandra Boner ist ratlos. Es brauche viel Energie, die Leute, die sie darauf ansprechen, aufzuklären. «Die Sache ist sehr anstrengend», sagt Boner. Auch weil ihre Familie mithineingezogen werde. Und für sie sei klar: «Meine Familie gehört einfach nicht in die Öffentlichkeit.» Ein Ende sei zurzeit nicht in Sicht. «Es macht mir Angst, wie sich die künstliche Intelligenz entwickelt und solche Fälle dadurch immer mehr zunehmen.»
Die Anzeigen der Fake-Artikel werden ausserdem immer extremer: «Inzwischen gibt es sogar Schlagzeilen, in denen ich von einer albanischen Gruppe umgebracht worden sei», sagt Boner. Hier wird also nicht nur Sandra Boners Gesicht missbraucht – sondern auch gegen Albaner gehetzt.
Sie hoffe, dass der Scam zumindest bei ihr langsam aufhört. «Ich kann schliesslich nicht mehr als tot sein.» Die Rechtsabteilung des SRF sei weiterhin an der Sache dran und suche nach Möglichkeiten, gegen die Täterschaft vorgehen zu können.
Sandra Boner ist bei weitem nicht die einzige Betroffene. Auch andere Personen der Öffentlichkeit sind von den Betrügereien betroffen.
«Sicherheitslücke» eindeutig bei Google
Auch auf den Today-Plattformen von CH Media erscheinen diese skurrilen Werbeanzeigen. «Der Gesamtmarkt hat damit zu kämpfen», sagt Phil Zeidler von der Werbe-Agentur Audienzz, die auch die Today-Plattformen vermarktet. Man sei sich des Problems bewusst, auch dass das Gesicht von Sandra Boners Gesicht für die Anzeigen missbraucht wird.
«Um diesen betrügerischen Aktivitäten entgegenzuwirken, setzen wir eine Vielzahl von Sicherheitsmassnahmen ein», sagt Phil Zeidler. Beispielsweise würden Filter regelmässig überprüft. Auch bestehe eine Zusammenarbeit mit Plattformen, um verdächtige Aktivitäten zu melden und zu blockieren.
Dazu sagt Zeidler: «Die ‹Sicherheitslücke› liegt eindeutig bei Google.» Google habe als global grösstes Werbenetzwerk mit Abstand das grösste Fadenkreuz auf dem Rücken. Deshalb glaube Zeidler, dass es extrem schwer sei, einen perfekten Workflow zu erstellen, der Werbemittel global und skalierbar prüfe. «Leider ist es schwierig, präventive Massnahmen zu ergreifen. Deshalb sind wir gezwungen, auf gemeldete Fälle zu agieren», erklärt Zeidler.
Täter besitzen «Schläfer-Accounts»
Die Täterschaft passe ihre Methoden ständig an und Google arbeite hart daran, Sicherheitsmassnahmen auszuarbeiten. Auch gebe es «Schläfer-Accounts», die über einen gewissen Zeitraum in Ordnung aussehen, die dann aber betrügerische Werbemittel untermischen. Die Täter so zu identifizieren, gestalte sich als sehr schwierig. «Sandra Boner könnte zufällig gewählt worden sein. Täter wählen ihre Opfer oft ohne klaren Grund», sagt Zeidler weiter. Natürlich würden sie immer Leute des öffentlichen Lebens wählen, auf die entsprechende Region zugeschnitten. Letztes Jahr waren es beispielsweise Roger Federer oder Boris Becker.