Hoffnung für Deutschland: Raab beim ESC wieder an Bord
Findet Deutschland eine neue Lena? Die Rückkehr von Stefan Raab zum Eurovision Song Contest (ESC) weckt erstmals seit vielen Jahren Hoffnungen auf einen Sieg bei dem Wettbewerb. Der Entertainer soll den nächsten Vorentscheid wieder mitorganisieren. Die ARD, der Norddeutsche Rundfunk (NDR) und der Privatsender RTL wollen die Details dazu am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekanntgeben, wie sie mitteilten.
Diese Ankündigung schlägt grosse Wellen. Raab gilt als sehr erfolgreicher ESC-Manager – und steht damit im Kontrast zu den fast durchweg katastrophalen bis mittelmässigen Platzierungen, die deutsche Acts in den vergangenen Jahren einfuhren, als sich der «Raabinator» weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.
Pseudonym Alf Igel
Raabs ESC-Historie reicht bis ins Jahr 1998 zurück, als er unter dem Pseudonym Alf Igel Guildo Horns Eurovision-Song «Guildo hat euch lieb» komponierte. Lied und Auftritt galten damals als Erweckungserlebnis für den angestaubten Schlagerwettbewerb, den man damals noch pathetisch Grand Prix Eurovision de la Chanson nannte.
Zwei Jahre später erreichte Raab selbst als Sänger auf der Bühne den fünften Platz mit dem Gaga-Lied «Wadde hadde dudde da?». 2004 landete sein Schützling Max Mutzke beim ESC in Istanbul auf einem beachtlichen achten Platz.
Für immer mit Raabs Namen verbunden bleibt aber vor allem der Sieg von Lena Meyer-Landrut mit dem Titel «Satellite» 2010 in Oslo. Raab galt damals als Mastermind hinter dem Triumph, der erst der zweite für Deutschland nach Nicoles Sieg 1982 mit «Ein bisschen Frieden» war. 2011 fand der ESC folglich in Deutschland statt – und wurde zur grossen Raab-Show. 2012 sass er noch einmal beim deutschen Vorentscheid in der Jury. Nun also soll er dabei helfen, ein Lied für Basel 2025 zu finden.
Rückkehr mit Boxkampf
Raab ist erst recht frisch wieder zurück im Rampenlicht. 2015 hatte er sich überraschend weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und fortan hinter den Kulissen gewirkt. Erst Mitte September 2024 kehrte er vor die Kameras zurück. Raab boxte dabei gegen die Ex-Boxweltmeisterin Regina Halmich. RTL zeigte die Show live, danach verkündete Raab seine längerfristige Rückkehr auf die Bildschirme.
Zugleich band er sich vertraglich an RTL. Mittlerweile moderiert er wieder eine wöchentliche Sendung (RTL+). Zudem ist eine Samstagabendshow mit seinem Kollegen Michael «Bully» Herbig angekündigt (RTL).
Für Raab steht mit seiner neuerlichen Beteiligung am ESC-Vorentscheid einiges auf dem Spiel. Bislang galt er als von vielen deutschen ESC-Fans qualvoll vermisster Guru, der sicherlich ein Rezept gegen die chronische deutsche Misere bei dem Wettbewerb hätte. Nun muss er tatsächlich liefern.
Die ESC-Bilanz Deutschlands war in den vergangenen Jahren sehr durchwachsen. Zuletzt erreichte Sänger Isaak für Deutschland in Malmö einen ordentlichen zwölften Rang. Zuvor hatte es aber viele letzte oder vorletzte Plätze gehagelt. Einzige Ausnahme war 2018 Michael Schulte mit Platz vier. Die Misere hatte auch dazu geführt, dass immer mal wieder der Name Raab diskutiert wurde – in Erinnerung an tatsächlich oder vermeintlich bessere Zeiten.
Für den kommenden ESC wird der NDR als ESC-Federführer der ARD nun also mit RTL zusammenarbeiten. Eine Kooperation mit einem Privatsender hatte es zuletzt 2012 gegeben. Damals gewann Roman Lob eine im Ersten und auf ProSieben ausgestrahlte Castingshow («Unser Star für Baku»). Mit auf die Talentsuche ging damals: Stefan Raab.(dpa)