Über hundert Tote: Schwerer Terroranschlag in Iran verschärft die Krise im Nahen Osten
Während einer Zeremonie zum vierten Todestag des populären Generals Qassem Soleimani sind in der Nähe des Friedhofs der zentraliranischen Stadt Kerman Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Jafar Miadfar, der Leiter der Nationalen Medizinischen Notfallorganisation Irans, sagte gegenüber staatlichen Medien, dass mindestens 73 Menschen getötet worden seien. 170 Menschen seien verletzt und in medizinische Einrichtungen gebracht worden. Viele der Verletzten sollen in den tumultartigen Szenen nach den beiden Explosionen niedergetrampelt worden sein.
Iranische Staatsmedien zitierten einen lokalen Beamten in der Provinz Kerman mit den Worten, die Explosionen seien «durch terroristische Anschläge verursacht worden». Die Iraner verdächtigen Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad, für den Anschlag verantwortlich zu sein.
Soleimani, der am 3. Januar 2019 in Bagdad durch eine von einer amerikanischen Drohne abgefeuerte «Höllenfeuer-Rakete» getötet wurde, wird von systemtreuen Regierungsanhängern als Märtyrer verehrt. Zu seinem Grabmal in der Saheb al-Zaman-Moschee in Kerman waren am frühen Mittwochnachmittag Zehntausende Menschen gepilgert.
In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. In den sozialen Melden veröffentlichte Handy-Videos waren zahlreiche Leichen und Schwerverletzte zu sehen.
Spekulationen der iranischen Nachrichtensender
Zuvor hatte der halbstaatliche Nachrichtensender Nournews berichtet, dass mehrere Gaskanister auf der zum Friedhof führenden Strasse explodiert seien. In anderen Berichten ist von detonierenden Kleidersäcken die Rede. Auch Selbstmordanschläge werden nicht ausgeschlossen.
Wie iranische Offizielle gehen auch die meisten unabhängigen Beobachter im Iran von einem Terroranschlag aus. Auf Twitter bekannten sich bislang unbekannte iranische Oppositionsgruppen zu den Anschlägen.
Für den Abend hat Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah eine Rede geplant, die er ursprünglich nur dem iranischen «Märtyrer» Soleimani widmen wollte. Nach dem mutmasslichen israelischen Drohnenangriff auf Hamas-Führer Saleh al-Arour am Dienstagabend in Beirut erwarten die Anhänger des proiranischen Schiiten eine Kriegsansage an Israel.
Zusätzlichen politischen Sprengstoff erhält die Rede durch die beiden verheerenden Explosionen am Grabmal in der Grabmoschee von Soleimani in Kerman.