Viola Amherds Zeit als Verteidigungsministerin war durchschnittlich – zumindest die Dauer
«Ich bin ja in diesem Departement fast eine Seniorin», sagt Viola Amherd am Mittwochnachmittag, als sie vor mehr oder weniger überrumpelten Medienschaffenden ihren Rücktritt auf Ende März bekannt gibt. Der Schalk steht in ihren Augen, sie ist offensichtlich erfreut über die gelungene Überraschung.
«Also in den letzten Jahrzehnten ist kein Departementschef so lange in diesem Departement geblieben», erklärt sie. Es ist eine ihrer Kernbotschaften: «Ich bin geblieben, weil es wichtig ist und weil die Weltlage nicht so schön ist.» Anders als ihre fahnenflüchtigen Vorgänger, die das Verteidigungsdepartement bei der erstbesten Gelegenheit verlassen haben. Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) galt zumindest bis zum Ukrainekrieg als B-Departement.
Drei Ehemalige blieben länger
Es ist eine überzeugende Erzählung, die zu den unsicheren Zeiten passt. Allerdings scheitert sie an der Wirklichkeit. Ein Blick zurück in die letzten Jahrzehnte zeigt: Es gibt drei ehemalige Bundesräte in der jüngeren Vergangenheit, die Viola Amherd klar geschlagen haben. Wenn sie Ende März abtritt, wird die scheidende Mitte-Bundesrätin das VBS sechs Jahre und drei Monate geführt haben.
Einer ihrer Vorgänger ist der Berner Samuel Schmid. Er führte das VBS von Januar 2001 bis Dezember 2008, damals noch für die SVP. Damit kommt er auf acht volle Jahre.
Am zweitlängsten hielt es SVP-Alt-Bundesrat Ueli Maurer aus: volle sieben Jahre, von 2009 bis 2015. Auch FDP-Politiker Kaspar Villiger übertrumpfte Amherds Ausdauer. Der Luzerner stand dem Departement von Februar 1989 bis September 1995 vor, also sechs Jahre und acht Monate.
Von ihren letzten fünf Vorgängern schlägt Amherd nur den amtierenden Wirtschaftsminister Guy Parmelin, der drei volle Jahre dem VBS vorstand, und den Berner Adolf Ogi, der von Oktober 1995 bis 2000 für die SVP fünf Jahre und drei Monate lang dem «eidgenössischen Militärdepartement» vorstand, das dann während seiner Amtszeit umbenannt wurde.
Amherds Amtsdauer ist also knapp durchschnittlich, denn von 1989 bis heute blieben die Departementschefs im Schnitt sechs Jahre und vier Monate. Ein Rekord ist ihr aber gewiss: Es gibt keine Frau, die länger als sie Verteidigungsministerin war – denn sie war die erste überhaupt.