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Personalisierte Tickets an Fussballspielen: Bundesrat will Hooligan-Daten nicht an Ticketverkäufer liefern

Die Kommission des Ständerats drängt auf die Einführung von personalisierten Tickets und will registrierte Gewalttäter bereits am Kauf von Tickets hindern. Dem Bundesrat geht das zu weit.

Wer in der Schweiz an einem Fussballmatch Gewalttaten begeht oder etwa beim Abbrennen eines pyrotechnischen Gegenstands erwischt wird, der bekommt in der Regel ein Stadionverbot. Über einen bestimmten Zeitraum darf dann die fehlbare Person keine Spiele mehr besuchen. Name, Adresse, Foto, Delikt und Dauer der Strafe werden in einem zentralen Register, der sogenannten Hoogan-Datenbank, gelistet.

Diesen Datensatz will die Sicherheitspolitische Kommission des Ständerats den Ticketverkäufern zugänglich machen. So soll ein Abgleich möglich sein, damit registrierte Gewalttäter gar nicht erst an Tickets für einen Match kommen. Eine entsprechende Motion kommt in der kommenden Wintersession in den Rat. Es ist der erste Schritt in Richtung personalisierte Tickets.Eine Massnahme, die von der Politik immer wieder als Lösung gegen Fangewalt rund um Fussballspiele genannt wird.

Doch ganz so einfach wie die Kommission sieht es der Bundesrat nicht. Er empfiehlt den Vorstoss zur Ablehnung. Es gebe grosse Fragen in Bezug auf den Datenschutz. Die Hoogan-Daten seien als «vertraulich» klassifiziert und darum würden die Informationen einen «hohen Schutz» geniessen, heisst es in der Antwort, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

«Entscheidend ist nicht, wer ein Ticket kauft»

Aber nicht nur das würde gegen das Ansinnen der Kommission sprechen. «Eine Kontrolle beim Verkauf der Tickets scheint wenig wirkungsvoll», schreibt der Bundesrat. «Entscheidend ist nicht, wer ein Ticket kauft, sondern wer am Eingang zum Stadion steht.» Bei der Einlasskontrolle darf schon heute auf die Infos der Hoogan-Datenbank zugegriffen werden.

Rund um die personalisierten Tickets läuft seit Jahren ein Machtkampf zwischen Liga, Clubs, Fans und Politik. Vereine, Super League und die Fanclubs stellen sich auf den Standpunkt, dass persönliche Eintrittsbillette kaum Nutzen und dafür viel Aufwand mit sich bringen. In der Politik erfreuen sie sich aber ungebrochener Beliebtheit.Mit Tickets, die auf die jeweilige Person registriert sind, werde es einfacher, gezielt solche Unruhestifter zu identifizieren, sagte unlängst Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger (Mitte/LU) zu CH Media.

Umstritten ist vor allem, ob die personalisierten Tickets auch ausserhalb des Stadions Wirkung zeigen – denn da passiert heute ein Grossteil der Vorfälle rund um Fussballmatches. Befürworter hoffen dabei auf eine generell abschreckende Wirkung.

Zur Sache selbst, also wie er zu einer Einführung von personalisierten Tickets steht, äussert sich der Bundesrat nicht. Die Hoheit für solche Fragen liege bei den Kantonen, heisst es in der Antwort. Die Regierung habe aber «Verständnis» dafür, dass die Kantone verstärkt gegen Gewalt an Sportanlässen vorgehen wollen. Zudem ist der Bundesrat bereit, das Anliegen der Motion als «Prüfauftrag» entgegenzunehmen.