Fast 42 Prozent der Frauen haben schon Gewalt in der Beziehung erlebt
Viele Menschen erleben Gewalt, wenn sie in einer Paarbeziehung sind. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Dachorganisation der Schweizer Frauenhäuser. Von den über 3000 befragten Personen gab ein Drittel an, bereits einmal Gewalt erlebt zu haben. Bei Männer ist der Anteil mit 24 Prozent weniger hoch als bei den Frauen mit 42 Prozent. Am stärksten betroffen sind Frauen zwischen 26 und 45 Jahren. In dieser Altersgruppe hat fast die Hälfte bereits Gewalt erlebt.
Diese Zahlen stehen in Widerspruch zu den nur 15 Prozent der Befragten, die angaben, bereits einmal Gewalt an der Partnerin oder dem Partner ausgeübt zu haben. Auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Toleranz gegenüber Gewalt tut sich in der Studie ein Widerspruch auf. Zwar gaben 80 Prozent an, dass sie Gewalt in Paarbeziehungen als gesellschaftliches Problem ansehen. Trotzdem ist fast die Hälfte der Ansicht, dass «was zu Hause passiert, Privatsache ist» – wobei Männer dieser Aussage öfters zustimmten als Frauen.
Häufigster Trennungsgrund: Gewalt
Keine Informationen macht die Studie zu den Formen der Gewalt, welche die Befragten bereits erlebt haben. Gefragt wird jedoch nach den Gründen für eine Trennung. Dabei war «Gewalt in der Beziehung» die mit 75 Prozent am häufigsten gewählte Antwort. In einer Frage konnten die Befragten Angaben machen, welche Verhaltensweisen für sie problematisch sind. Dazu zählen Schläge, Einsperren, Ohrfeigen oder Festhalten.
Die Umfrage ist der erste Teil eine grösseren Kampagne der Dachorganisation der Frauenhäuser, wie einer Mitteilung zur Studie zu entnehmen ist. Für «zu viele» Menschen sei Gewalt in der Beziehung alltäglich. Die Frauenhäuser fordern die Politik deshalb zum Handeln auf. «Mit der Unterzeichnung der Istanbul-Konvention hat sich die Schweiz dazu verpflichtet, umfassende Massnahmen gegen geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt zu ergreifen», betont die Organisation.