Gjorgjevs Erlösung und Sorgen um den Captain: Was nach dem Aarauer Auswärtssieg in Nyon zu reden gibt
Es ist noch nicht lange her, dass der FC Aarau auf dem Centre sportif de Colovray in zwei Partien acht Gegentore kassierte und folglich in beiden Fällen als Verlierer vom Platz ging. Doch nun ist der Fluch der vergangenen Saison besiegt: Am Freitagabend feierte das Team von Brunello Iacopetta einen 2:1-Auswärtssieg. Es ist zudem ein historischer Erfolg, denn es ist der allererste Sieg in Nyon gegen Stade Nyonnais.
«Haben es geschafft, ihre Stärken aus dem Spiel zu nehmen»
Dabei wurde die Leidensfähigkeit der Aarauer ordentlich geprüft. Zwar hatten die Gäste bis zur 49. Minute die gefürchtete Nyon-Offensive im Griff und führten dank zwei anschaulichen Treffern von Yannick Toure und Nikola Gjorgjev mit 2:0, doch anschliessend wurde es dann doch noch brenzlig. Erst verkürzte Badara Diomande in der 68. Minute auf 1:2, danach drückten die Hausherren auf den Ausgleich. Malik Deme traf in der 82. Minute den Pfosten, und kurz vor Schluss scheiterte Momodou Jaiteh erneut am Aarauer Gehäuse.
Doch das Glück hatten sich die Aarauer auch mit unermüdlicher Verteidigungsarbeit erarbeitet. Im Vergleich zum letzten Auftritt gegen den FC Schaffhausen war es ein konzentrierter Auftritt. Es gab keine nennenswerten individuellen Fehler. Entsprechend ist Trainer Brunello Iacopetta sehr zufrieden mit dem Auftritt: «Es ist nie einfach, gegen Nyon zu spielen. Es ist eine physisch starke Mannschaft, die mit viel Tempo agiert und offensiv ausgerichtet ist. Wir haben es geschafft, ihre Stärken aus dem Spiel zu nehmen.»
«Wir setzen uns zu oft unter Druck»
Auffällig gegen Nyon war auch, dass der FC Aarau zu deutlich mehr gefährlichen Torschüssen kam als zuletzt gegen Schaffhausen. Folglich erzielte Nikola Gjorgjev aus rund 25 Metern den spielentscheidenden Treffer. Trainer Iacopetta lobt seinen Spieler: «Wir haben uns nach unserem letzten Heimspiel vorgenommen, dass wir zielstrebiger und mutiger werden und häufiger den Abschluss suchen müssen. Es freut mich sehr für Nikola, dass es endlich geklappt hat. Er arbeitet tagtäglich im Training hart und hat sich nun dafür belohnt.»
Tatsächlich muss dieser Treffer für Gjorgjev eine grosse Erlösung sein, denn es ist sein erster in dieser Saison. Was meint der Torschütze zu seinem Prachtstor? «Meine Mitspieler haben in der Pause gesagt, dass ich einfach häufiger aufs Tor schiessen soll. Deshalb habe ich dann einfach mal abgezogen. Zuerst dachte ich noch, dass ich den Ball nicht optimal erwischt habe, aber dann ging er trotzdem rein, weil der Schuss präzise war. Ich freue mich sehr, dass ich damit das Spiel entscheiden konnte.»
Gänzlich zufrieden mit dem Aarauer Offensivspiel ist Gjorgjev allerdings noch nicht: «Es gibt noch zu viele Überzahlsituationen, die wir ungenutzt lassen. Da müssen wir künftig zielstrebiger den Abschluss suchen. Und generell fehlt uns in der Offensive die Ruhe am Ball. Wir setzen uns noch zu oft unter Druck und agieren im Angriff zu hektisch. Wenn wir das in den Griff bekommen, werden wir sicherlich auch mehr Tore erzielen.»
«Man hat ein Knacksen gehört»
Auswärts ist der FC Aarau in dieser Saison noch ungeschlagen. Es gab bisher zwei Siege und zwei Remis. Ganz anders die Bilanz im Brügglifeld: Dort kassierte der FC Aarau in fünf Meisterschaftspartien vier Niederlagen. Zufall oder steckt da mehr dahinter? Der Aarauer Trainer erklärt dazu: «Wir spielen eigentlich viel lieber zu Hause vor einem grossen Publikum und nehmen uns bei den Heimspielen extrem viel vor, aber unsere Pläne funktionieren nicht immer so, wie wir es erwarten.»
Machen sich die Spieler also zu viel Druck vor den Spielen im Brügglifeld? «Ich hoffe nicht, dass dem so ist. Die Heimspiele sind eigentlich eine grosse Motivation für die Mannschaft. Wohl eher hat es damit zu tun, dass die Gegner im Brügglifeld etwas anders auftreten.» Iacopetta führt aus: «Sie stehen defensiver, und wir haben gegen tief stehende Gegner noch zu selten die richtigen Lösungen gefunden. Da gilt es nun in der kommenden Woche, den Hebel anzusetzen und das richtige Fazit aus den bisherigen Heimspielen zu ziehen. Denn wir wollen auch im Brügglifeld eine Macht werden.»
Den ersten Schritt dazu kann der FC Aarau bereits am kommenden Samstag gegen den FC Vaduz machen. Aktuell sieht es danach aus, dass die Aarauer dabei auf Oli Jäckle verzichten müssen. Der Aarauer Captain musste in Nyon nach 29 Minuten gestützt von seinen Mitspielern und mit schmerzverzerrtem Gesicht den Platz verlassen. Offenbar handelt es sich um eine Verletzung am Sprunggelenk: «Wie schlimm es ist, wissen wir noch nicht. Man hat auf dem Platz ein Knacksen gehört. Aktuell laufen die Abklärungen. Wir hoffen natürlich, dass er möglichst rasch wieder fit ist, denn er ist für uns ein ganz wichtiger Spieler», betont der Trainer.