«Wir haben genug gewartet»: Frauenverbände rufen zum Streik auf
Am kommenden Mittwoch, dem 14. Juni, gehen Feministinnen in der ganzen Schweiz auf die Strassen, um für mehr Gleichstellung, Lohn und Respekt zu kämpfen. Auch im Aargau rufen verschiedene Verbände zur Teilnahme an der grossen Demo in Aarau um 17 Uhr am 14. Juni auf. Aktivitäten sind auch in Lenzburg, Baden und Rheinfelden geplant.
Baden 11:45 Uhr: Tanz, Übergabe der Forderungen an Stadtammann, danach Reden, Musik und Streikmittagessen.
Lenzburg 12 Uhr: Umzug rund um und durch die Altstadt, danach Rede von Mia Jenni, Essen und Trinken in der Rathausgasse.
Rheinfelden 12 Uhr: Streikmittagessen mit Musik, danach Strassennamen nach wichtigen Frauen neu benennen.
Aarau 17 Uhr: Demonstration, danach Reden und Musik.
Dabei unterstützen neun Aargauer Frauenverbände den Streikaufruf des Aargauer Streikkollektivs. Dieses fordert einen Sockelbeitrag für das Frauenhaus Aargau-Solothurn, die Wiedereinführung der Fachstelle für Gleichstellung, sichere Aufenthaltsbedingungen für geflüchtete Frauen, trans und nonbinäre Personen, sowie die Umsetzung der zweiten Etappe der Pflegeinitiative.
Klar sei, dass es Tausende Gründe für eine Teilnahme am Streik gebe und dass es einen heftigen Ruck im Aargau in Richtung Gleichstellung brauche, schreibt das Kollektiv in einer Medienmitteilung. Man habe genug gewartet und werde mit entsprechender Wut und Ungeduld die Strassen am 14. Juni füllen.
Um Arbeitnehmerinnen am Arbeitsplatz einzubeziehen, gibt das Streikkollektiv Vorschläge zur Solidarisierung: Beispielsweise können Gruppen oder Kollektive um 13.33 Uhr die Arme kreuzen, um sich symbolisch mit allen anderen Arbeitnehmerinnen zu verbünden.
Frauenhaus, Gleichstellung und Betreuungsarbeit
Die Frauenzentrale Aargau unterstützt den Streik und seine Forderungen, wie Präsidentin Gertrud Häseli sagt: «Im Aargau braucht es genügend Plätze und ein ausreichendes Betreuungsangebot in den Schutzunterkünften für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder.» Einzig eine angemessene Objektfinanzierung durch die öffentliche Hand erlaube es den Frauenhäusern, ihre Leistungen mit der notwendigen Qualität zu erbringen.
Auch Pia Viel, Präsidentin des Aargauischen Katholischen Frauenbundes, unterstützt den Streik und erklärt: «Mir ist die Wiedereinführung der Fachstelle für Gleichstellung ein wichtiges Anliegen». Auf diese Weise könne unter anderem eine bessere Lohntransparenz zwischen den Geschlechtern hergestellt werden.
Tatjana Binggeli, Geschäftsführerin des Schweizerischen Gehörlosenbundes und SP-Politikerin, stellt klar: Die Gleichstellung von Frauen sollte heute selbstverständlich sein – trotzdem würden Frauen immer noch massiv benachteiligt. «Das ist eine Schande für die Schweiz!» Gehörlose Frauen erlebten gar Mehrfachdiskriminierung – weil sie Frau und gehörlos seien.
Auch Amanda Sager-Lenherr, Präsidentin von Frauenaargau, ruft zum Streik auf und ergänzt: «Altersarmut ist weiblich – die unbezahlte Betreuungsarbeit wird noch immer zum grössten Teil den Frauen überlassen – Frauen verdienen in der Schweiz nach wie vor pro Jahr 100 Milliarden weniger als Männer.»