Gewalt an Frauen: Organisationen lancieren 16 Aktionstage
Gewalt an Frauen ist ein weltweites Problem, welches vor der Schweiz nicht halt macht. Im Schnitt wird hierzulande mindestens jede zweite Woche eine Frau oder eine als Frau gelesene Person – also eine nicht-binäre Person oder ein Transmann – getötet, weil sie eine Frau ist. Meistens ist der Täter der Partner oder Ex-Partner. Diese sogenannten Femizide stehen im Zentrum der diesjährigen Präventionskampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen».
Ab Freitag, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, planen über 180 Organisationen während 16 Tagen im ganzen Land über 180 Veranstaltungen und Aktionen. Unter anderem werden Gebäude orange beleuchtet, um ein Zeichen gegen Femizide zu setzen. Koordiniert wird die Kampagne bereits zum 15. Mal von der feministischen Friedensorganisation cfd.
Staat und Politik sollen handeln
Kampagnenleiterin Anna-Béatrice Schmaltz kritisiert, dass der Begriff Femizid in der Schweiz nicht offiziell verwendet werde und es keine Statistiken dazu gebe. «Das trägt zu Nicht-Beachtung und Fehleinschätzungen bei und erschwert deutlich, gegen diese geschlechtsspezifische Gewalt vorzugehen», lässt sie sich in einer Mitteilung vom Donnerstag zitieren.
Marlies Haller, Geschäftsführerin der Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern, betont derweil, dass Femizide nicht aus heiterem Himmel kämen, sondern die Konsequenz nach Jahren voller Leid und Gewalt seien. «Oft wäre genug Zeit, um zu reagieren und einen Femizid zu verhindern, wenn der Staat seine Aufgabe in Prävention und Sensibilisierung wahrnimmt», sagt sie.
Das Problem sei, dass es in der Schweiz zu wenig Frauenhausplätze gebe und auch die Opferhilfe-Beratungsstellen überlastet seien. Doch auch bei der Täterarbeit brauche es einen Ausbau – etwa in Form von Lernprogrammen. Haller verlangt deshalb vom Staat und von der Politik: «Finanziert die Ursachenbekämpfung, den Schutz und die Prävention bevor es zur Ermordung von Frauen kommt.»
Öffentlicher Diskurs
Nach Ansicht von Anna-Béatrice Schmaltz stehen aber nicht nur Staat und Politik in der Verantwortung. Denn geschlechtsspezifische Gewalt baue auf Diskriminierungen auf, die alltäglich und normalisiert seien. «Das Fundament und der Nährboden bilden patriarchale Vorstellungen von Geschlechterrollen.» Dazu gehöre etwa das Bild, dass Frauen passiv seien und besitzt werden können, und dass es Männern zustehe, Frauen zu besitzen.
Aus diesem Grund ist es laut der Kampagnenleiterin wichtig, auch die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. «Geschlechtsspezifische Gewalt muss immer wieder thematisiert werden, damit sie verhindert werden kann.»