Schon wieder Rupperswil: Mann tötet seine Frau – Staatsanwaltschaft beantragt U-Haft
Sie haben die Handys gezückt und recken die Hälse. Die Menschen, die am Bahnhof Rupperswil stehen – und damit gleich vis-à-vis dem Tatort. Dem Imbiss, in dem am Mittwochmorgen eine 47-jährige Frau von ihrem zehn Jahre älteren Mann erstochen worden ist.
Einige stehen zufällig dort, weil sie wirklich zum Bahnhof wollten. Andere wurden von den Autos von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften angelockt. Der Platz ist grossräumig abgesperrt; die Schaulustigen versuchen aus der Entfernung, Fotos zu machen und unterhalten sich darüber, was wohl passiert ist.
Schon wieder Rupperswil. Das wird laut und halblaut geäussert. Es ist der erste Gedanke, der bei vielen aufkommt. Die Erinnerungen an den 21. Dezember 2015, als Thomas N. in Rupperswil vier Menschen ermordete, werden wach.
Auch Frau Gemeindeammann Mirjam Tinner, die am Mittwoch vor Ort ist, sagt: «Dass Rupperswil nun erneut mit so einem Ereignis in den Fokus rückt, ist tragisch. In erster Linie denken wir aber an die Hinterbliebenen und die Gemeinde bietet Unterstützung, wo sie kann.»
Mutmasslicher Täter wurde festgenommen
Die Polizei wurde um 8.40 Uhr alarmiert. Die Einsatzkräfte rückten sofort mit mehreren Patrouillen nach Rupperswil aus. Wenig später fanden sie im Imbiss «Berner’s Esswerk» in unmittelbarer Nähe zum Denner eine blutüberströmte und schwer verletzte Frau. Reanimationsversuche bei der Frau blieben erfolglos, sie erlag noch vor Ort ihren Verletzungen.
Laut ersten Erkenntnissen der Polizei müsse davon ausgegangen werden, dass der Mann, ein 57-Jähriger aus Sri Lanka, seine 47-jährige Frau mit einem Messer angegriffen habe. Beide waren im Imbiss tätig. Der mutmassliche Täter liess sich ohne Widerstand festnehmen. Er sei nicht einschlägig polizeibekannt, sagt Polizeisprecher Bernhard Graser auf Anfrage der AZ.
Zum Motiv und zum genauen Tathergang konnte Graser am Mittwoch noch nichts sagen. Die Kantonspolizei hat ihre Ermittlungen aufgenommen, die Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau eröffnete eine Strafuntersuchung und wird beim Zwangsmassnahmengericht Untersuchungshaft für den mutmasslichen Täter beantragen.
Der letzte Femizid ist kein Jahr her
Es ist noch kein Jahr her, dass im Aargau ein Mann seine Frau getötet hat. Am 25. September 2022 wurde in Bergdietikon eine Frau tot in einem Badezimmer aufgefunden. Die 41-jährige Kosovo-Albanerin war Lehrbeauftragte an der HSG in St.Gallen. Die Polizei hat ihren Ehemann verhaftet.
Am 12. März 2021 wurde die Polizei zu einem schweren Fall von häuslicher Gewalt nach Schafisheim gerufen. Vor Ort fanden die Einsatzkräfte eine 44-jährige Frau leblos im Bett. Der Sanität gelang es, sie zu reanimieren. Sie wurde auf die Intensivstation gebracht, wo sie später verstarb. Ihr Ehemann liess sich widerstandslos festnehmen.
Am 8. Januar 2018 tötete ein damals 54-jähriger Kosovare in Hausen seine Frau und deren Schwester. Das Obergericht hat letztes Jahr das Urteil des Bezirksgerichts Brugg bestätigt, den Täter des mehrfachen Mordes schuldig gesprochen und zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Der Ehemann war wegen häuslicher Gewalt polizeibekannt.