Von einer Grammy-Gewinnerin bis zu einem König: Das ist das Programm des Jazz Festivals Willisau 2023
Das Festival bleibt seiner Ausrichtung treu: Improvisierte Musik steht im Zentrum der Programmgestaltung, wie die Verantwortlichen am Freitag bekannt gaben. Und trotzdem bildet auch in diesem Jahr die Auswahl der Künstlerinnen und Künstlern eine Öffnung ab. Das Festival will Acts bieten, die überraschen und die so nur selten zusammenkommen.
Mit Meshell Ndegeocello tritt eine Grammy-prämierte Multiinstrumentalistin, Sängerin und Songwriterin auf. «Rassismus und Queerness hat Meshell Ndegeocello schon Jahrzehnte vor dem Popmainstream verhandelt. Heute spielt sie spirituellen Jazz, den man bitte nicht so nennen soll», schrieb Stephan Kunze kürzlich in «Die Zeit» über die einflussreiche Musikerin aus Washington D.C.
Aus einer anderen Generation Musikerinnen stammt die in New York lebende Saxofonistin Zoh Amba. Mit 23 Jahren gilt sie in der New Yorker Impro-Szene als Shooting Star und spielt mit Grössen wie John Zorn, Vijay Iyer oder William Parker. Ihr Mentor ist kein Geringerer als David Murray. «Sie versucht jetzt, ihre Stimme zu finden, so wie ich versucht habe, meine Stimme zu finden, als ich mit 20 Jahren nach New York kam», sagt er. Wenn jemand die Fackel nach Jaimie Branchs Tod weitertragen kann, dann sie.
Die Reihe «Intimities», welche jeweils mit intimeren Konzerten einen Kontrast zur Bühne der Festhalle bietet, wird dieses Jahr in der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul eröffnet. Die beiden Schweizer Musikschaffenden Martina Berther und Philipp Schlotter werden ihr erstes gemeinsames Album «Matt» erstmals live aufführen. Das Duo arbeitet dabei mit der Kirchenorgel, mit Synthesizern sowie dem E-Bass und verfolgt einen experimentellen Ansatz, der zwischen Komposition und freier Improvisation pendelt.
Auf der Zeltbühne wird die Engelberger Band Jolly & the Flytrap auftreten. Sie existiert seit über 30 Jahren und hat seit drei Jahren einen komplett neuer Bläsersatz. Nach wie vor wird bei den «Jollys» mit viel Leidenschaft gesungen, gepustet und ab und wann auch vor Freude gebrüllt.
Daneben bietet die Ausgabe 2023 in Willisau mit Grössen wie dem «WHO Trio», dem britischen Drummer, Komponisten und Produzenten Tom Skinner, der als Mitglied des aufgelösten Quartetts Sons of Kemet Bekanntheit erlangte und 2022 mit Radiohead-Sänger Thom Yorke und Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood die neue Supergroup The Smile gründete, oder dem Trio «Space» mit den schwedischen Free-Jazz Musikerinnen Lisa Ullén, Elsa Bergman und Anna Lund internationales Musikschaffen.
Als Abschluss des Festivals wird am Sonntagnachmittag ein Feuerwerk gezündet. Trompeter Dave Douglas, «Der bescheidene König des New Yorker Independent Jazz», wie er auch schon genannt wurde, vereint in seinem neuen Quintett Grössen wie Schlagzeuger Joey Baron oder James Brandon Lewis mit aufstrebenden Musikern wie Nick Dunston am Kontrabass oder der polnischen Pianistin Marta Warelis. (pd/are)