Credit Suisse verkauft auch den zweiten Aarauer Standort
Die CS muss sparen. Allein bis Ende Jahr will sie 500 Stellen einsparen, bis 2025 sollen es rund 2000 von 16’000 Stellen in der Schweiz sein. Und auch beim Filialnetz der zweitgrössten Schweizer Bank werden die Maschen grösser: Anfang November bestätigte die Bank einen Bericht des Branchenportals «Finews», dass 14 Filialen geschlossen werden. Bisher betrieb die Bank 109 Filialen in der Schweiz.
Bereits Liegenschaft am Aargauer Platz verkauft
Welche CS-Filialen betroffen sind, wollte die Bank damals noch nicht kommunizieren, da an den betroffenen Orten teilweise erst noch intern kommuniziert werden musste. Bereits da kam aber ein Verdacht auf: Trifft es die Stadt Aarau? War der Konzern bis 2020 noch mit einer CS-Filiale nahe des Aargauer Platzes und dem Sitz der Neuen Aargauer Bank ebenfalls an der Bahnhofstrasse vertreten, folgte 2020 erst die Integration der NAB in die CS und im Frühling 2020 der Verkauf des CS-Gebäudes. Zwei Filialen an der selben Strasse waren zu viel, klar.
Neu ist: Auch die Liegenschaft an der Bahnhofstrasse 49 wird nun durch eine Badener Immobilienfirma vermarktet. Wie im Immo-Business in der Grösse nicht unüblich, wurde die Liegenschaft nicht öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben, sondern einzelnen Playern angeboten. Der Leiter der CS-Region Aargau, Roberto Belci, bestätigt die Recherchen von ArgoviaToday: «Die Credit Suisse in Aarau ist der Hauptsitz der Region. Und wenn man zurückblickt, hat sie eine über 200-jährige Geschichte. 1812 haben wir hier gestartet. Verkauft werden die Liegenschaften, weil wir einen grossen Teil des Verwaltungsgebäudes nicht mehr selbst nutzen.»
Geschlossen werden soll die Filiale am ursprünglichen Hauptsitz der Neuen Aargauer Bank aber nicht: «Auf keinen Fall», betont Roberto Belci. Die Bank will künftig aber nur noch als Mieterin im eigenen Heim auftreten. Und das im pittoresken Gebäudeteil auf der Seite Bahnhofstrasse. Der hintere Teil am Apfelhausenweg wird schon heute kaum noch durch die Bank selbst genutzt.
Wie viel der Verkauf der Liegenschaft bringen wird, kann Roberto Belci noch nicht eingrenzen. Auf Anfrage von ArgoviaToday rechnet ein Kenner der Aargauer Immobilienlandschaft mit einem Preis von rund 30 Millionen Franken oder mehr.
Nur die Filiale Muri schliesst ihre Tore
Im Aargau wird laut Roberto Belci nur die Filiale in Muri geschlossen. Dabei handelt es sich heute bereits um einen Kleinst-Betrieb mit zwei Mitarbeitenden. Bereits vor vier Jahren wurde der Schalterbetrieb eingestellt. Das verbliebene Team sei deshalb selbst auf die Leitung zugekommen, dass sie die Integration in den grösseren Freiämter Ableger in Wohlen begrüssen würden. Die grösseren Standorte hätten aber weiterhin eine grosse Bedeutung für die Bank, sagt Belci: «Hier können wir unsere Kundinnen und Kunden physisch empfangen und betreuen. Trotzdem hat die Digitalisierung natürlich Einzug gehalten. Auch die digitalen Kanäle wollen wir weiterentwickeln. Die Kombination von beiden Seiten ist die Zukunft, auch bei der Credit Suisse.»
In einer zusätzlichen Kombination sieht Roberto Belci einen weiteren Vorteil der Credit Suisse: Mit dem Verschwinden des Brands «Neue Aargauer Bank» – diese gehörte vorher schon zur CS – könne man nun die Stärken einer Grossbank mit grosser Diversifikation der Produkte mit der lokalen Verbundenheit der Mitarbeitenden verbinden.
Andere Banken profitierten vom NAB-«Grounding»
Trotzdem: Von der Einverleibung der NAB haben die anderen Regionalbanken profitiert. So sagte AKB-Chef Dieter Widmer bereits vor einem Jahr gegenüber «Finews», mit dem Verschwinden der NAB sei «de facto eine Bank ‹gegroundet›» worden, und dass sich damit die Marktanteile neu mischen würden. Und: «Tatsächlich konnten wir einen deutlichen Anstieg von Neukundinnen und -kunden verzeichnen; etwa 1000 pro Monat und somit doppelt so viele wie sonst.»
Demnach lohnte sich damals auch die Eröffnung einer Valiant-Filiale in Wohlen und auch die Hypothekarbank «Hypi» Lenzburg gab zu verstehen: «Wir haben von der Veränderung auf dem Aargauer Bankenplatz profitiert und dürfen in unseren Geschäftsstellen täglich neue Privat- und Firmenkunden begrüssen.» Dazu sagt CS-Regionenleiter Belci: «Wir haben Kunden verloren, das stimmt. In der Übergangszeit, aber auch jetzt. Wir haben aber auch welche dazugewonnen.» Und zwar die, die genau die Dienstleistungen der neu geschaffenen Kombination aus regional verwurzelter Bank und Grossbank suchten.