Katerstimmung in der Kinobranche: Die Säle füllen sich nur langsam
Das Aufatmen in der Kinobranche war gross, als der Bundesrat die Coronamassnahmen im Februar aufgehoben hat. Filmbegeisterten standen keine behördlichen Einschränkungen mehr im Weg und die Popcornmaschinen konnten wieder auf Hochtouren laufen.
Doch statt Freude herrscht vier Monate später bei den Schweizer Kinobetreibern Katerstimmung. Die erhoffte Publikumsmasse ist bislang fern geblieben. Das bestätigen die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Als Tom Cruise Ende Mai im Hollywood-Hit «Top Gun: Maverick» seine Kreise am Himmel drehte, klingelten bei den Kinos zwar wieder die Kassen. Die 177’000 Eintritte in der Woche reichen aber nicht annähernd an die Werte vor der Pandemie heran.
Insgesamt liegt die Zahl der Kinoeintritte noch immer ein Drittel unter dem Niveau von 2019. Damals setzten die Kinos in der Schweiz wöchentlich im Schnitt rund 250’000 Eintritte ab. Im laufenden Jahr waren es noch 160’000 Eintritte pro Woche.
Stephan Herzog vom Kinobetreiber Pathé Schweiz spricht mit Blick auf die Pandemie von einer Krise «historischen Ausmasses» für die Branche. «Entsprechend spüren wir nach wie vor die Auswirkungen», wie er auf Anfrage schreibt. Hinzu komme eine «immer noch präsente Verunsicherung bei einer älteren Zielgruppe». Deren Vertrauen gelte es nun wieder zu gewinnen.
Konkrete Zahlen zu den diesjährigen Eintritten in den landesweit acht Pathé-Kinos nennt Herzog nicht. Zwar habe der Betreiber einige Erfolge verbuchen können dank Filmen wie «Top Gun: Maverick» oder aktuell «Jurassic World: Dominion». Allerdings räumt er ein: «Bis wir jedoch das Niveau vor der Pandemie erreicht haben, wird es noch etwas dauern.»
Die Zahlen des BFS zeigen überdies einen beunruhigenden Trend in der Kinolandschaft. Gab es vor der Pandemie rund 250 aktive Kinos, waren es Ende Mai 2022 noch 201 Kinos in der ganzen Schweiz. Mehr als jedes fünfte Kino ist verschwunden. Wegen der Tendenz zu Multiplex-Kinos ging die Zahl der Kinosäle jedoch nicht ganz so stark zurück.
Trotz der schwierigen Situation wollen die Kinobetreiber den Kopf nicht in den Sand stecken. Stephan Herzog von Pathé ist überzeugt: «Die Magie des Kinos als gesellschaftliches Event ist ungebrochen.» Zudem setzt der Betreiber grosse Hoffnungen ins Programm des laufenden Jahres, das beispielsweise mit «Die Minions 2», «Thor: Love and Thunder» und «Avatar 2» aufwartet. Dies seien allesamt «starke Event-Filme», die auf der grossen Leinwand erlebt werden wollen. «Entsprechend sind wir sehr zuversichtlich für die Zukunft», so Herzog.