PinkPanorama in Luzern: Wie geht romantische Liebe ohne Sex?
Die Liebe ist mannigfaltig. Genauso wie die Menschen. In diesem Jahr sei das Programm so vielfältig wie noch nie, verspricht die Leitung des queeren Zentralschweizer Filmfestivals PinkPanorama. Im Kurzfilm kann man schneller arbeiten, frecher sein und mehr wagen. Genau deshalb, und weil man formal und inhaltlich höchst unterschiedliche frische Kost in einem Menü präsentiert bekommt, sind Kurzfilme beim Festivalpublikum besonders beliebt. In der 23. Ausgabe sind es darum zweimal sechs kurze Werke, die einmal berührend und überraschend, einmal ohne Scheuklappen auf queere Lebensrealitäten schauen.
«Nach wie vor stark unterrepräsentiert»
Während Personen wie Nemo die nonbinäre Geschlechtsidentität in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt haben, gibt es Themenfelder aus der Community von LGBTQIA+, die noch wenig im gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen sind. Wie das A am Schluss, das für «Asexual» steht. «Asexuelle Menschen empfinden keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen und/oder sie haben kein Verlangen nach sexueller Interaktion», erklärt das deutsche «Regenbogenportal». Das Spektrum der Asexualität umfasse auch Menschen, «die kaum oder nur unter bestimmten Umständen sexuelle Anziehung empfinden».
Der Spielfilm «Slow» dreht sich um die Tänzerin Elena und den Gebärdensprachendolmetscher Dovydas – ein Liebespaar, das sich der Tatsache stellen muss, dass Dovydas asexuell ist. Ein Liebespaar? «Manche asexuellen Personen haben Interesse an romantischen Beziehungen, andere nicht», hilft das «Regenbogenportal» weiter. «Asexualität ist im Kino nach wie vor stark unterrepräsentiert», lässt sich Pascal Bolzern, der neue künstlerische Programmleiter des Filmfestivals, in der Medienmitteilung zitieren. «Slow» habe sie in jeder Hinsicht überzeugt. «Es ist uns ein grosses Anliegen, den Film einem breiten Publikum zugänglich zu machen.»
Liebe, Lebensentwürfe und Enttäuschungen
Die Geschichte eines schwulen Liebespaars erzählt «Flee». Vor allem aber diejenige einer Flucht. Der von Amin, den der dänische Regisseur Jonas Poher Rasmussen seit seiner Ankunft in Dänemark kennt. Der animierte Dokumentarfilm war 2022 dreifach oscarnominiert.
Mit «Der Wunsch» von Judith Beuth gibt es auch wieder eine Schweizer Premiere. Der Dokumentarfilm begleitet das Liebespaar Maria und Christiane über einen Zeitraum von zehn Jahren bei der Verfolgung seines Kinderwunschs. Ein Film über Liebe, Lebensentwürfe und Enttäuschungen, der beim Max-Ophüls-Festival 2024 den Publikumspreis gewann. Die Regisseurin und die beiden Protagonistinnen werden anwesend sein. Gehört doch genau das auch zum Festivalbonus: der vertiefte Austausch mit dem Publikum.