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Knall-Feuerwerk jetzt auch auf kantonaler Ebene in der Kritik: Regierung soll Massnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren ergreifen

Die Stadt Baden will lautes Feuerwerk ab dem nächsten Jahr ganz verbieten, eine Volksinitiative verlangt schweizweit dasselbe – und nun wird auch die kantonale Politik aktiv. Grossratsmitglieder von GLP, Grünen, SP, Mitte und EVP fordern den Regierungsrat auf, das Abbrennen von Knallfeuerwerk strenger zu regeln.

In knapp einem Monat ist 1. August, dann werden auch im Aargau wieder zahlreiche Raketen gezündet. Für viele gehört das private Feuerwerk am Nationalfeiertag einfach dazu – doch es gibt auch Bestrebungen, das laute Vergnügen einzudämmen oder zu verbieten.Auf nationaler Ebene ist eine Initiative zustande gekommen, die privates Knallfeuerwerk verbieten will.Einer der Initianten ist Roman Huber, ehemaliger Journalist beim Badener Tagblatt und Hundetrainer.

Auch in mehreren Gemeinden sind die Feuerwerksgegner aktiv.Der Badener Stadtrat will privates Feuerwerk ab 2025 verbieten, für dieses Jahr ruft er zum Verzicht auf die Knallerei am 1. August auf.In Aarau kündigte SVP-Einwohnerrat Urs Winzenried einen Vorstoss an, um privates Feuerwerk einzuschränken – der Stadtrat sieht hier kein Problem.Aus der Bevölkerung kommt das Anliegen in Siglistorf im Zurzibiet:An der Gemeindeversammlung fand ein Antrag für ein Feuerwerksverbot eine klare Mehrheit.

Initiative gegen Feuerwerk im Aargau abgelehnt

Auf kantonaler Ebene scheiterte eine Volksinitiative für ein Verbot von Feuerwerk im Jahr 2015 an der Urne recht deutlich. Damals lehnten fast zwei Drittel der Stimmenden die Initiative ab, im Grossen Rat war das Anliegen mit 115 zu 9 Stimmen noch deutlicher verworfen worden. Doch nun wird Feuerwerk auch im Kantonsparlament wieder zum Thema: In einem Postulat wird die Regierung aufgefordert, eine «Regelung der Feuerwerke zum Schutze von Menschen und Tieren» zu erarbeiten.

Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau und GLP-Grossrat, fordert Einschränkungen für Feuerwerk von der Regierung.
Bild: Britta Gut

Matthias Betsche (GLP), Geschäftsführer von Pro Natura, vertritt den politischen Vorstoss als Sprecher, weitere Grossratsmitglieder von Grünen, SP, Mitte und EVP unterstützen die Forderung. Denkbar wären aus ihrer Sicht verbesserte Regelungen «betreffend Zeitpunkt, Ort und Dauer von lauten privaten Feuerwerken». Weiter schlagen sie Vorgaben für den Abstand zu Gesundheitsinstitutionen, Nutztierhaltungen, Weiden, Gewässern, Wald oder Naturschutzgebieten vor.

Wildtiere würden durch Feuerwerk aufgeschreckt und gerieten in Panik, dabei würden sie viel Energie verbrauchen. Dies sei im Winter lebensbedrohlich – auch an Silvester wird viel privates Feuerwerk gezündet.

Für viele Haustiere und ihre Halterinnen und Halter seien die Tage um Silvester oder 1. August eine Belastung, «denn vielerorts wird vor- und nach dem Feieranlass privat geböllert». So würden Hunde und Katzen vor und nach dem Fest wiederholt aufgeschreckt.

Die private Feuerwerksknallerei könne auch Menschen zusetzen und sie gefährden. «Nicht alle ertragen den durch die Knallerei erzeugten Lärm in gleicher Weise.» Diese beeinträchtige die Lebensqualität und das Wohlgefühl vieler nicht beteiligter Menschen.

Die Feuerwerke verursachten hohe Schadstoffbelastungen und verschmutzten Luft und Boden, denn durch pyrotechnische Mittel würden Feinstaub und giftige Substanzen wie Dioxine freigesetzt.

Zuletzt gab es 2010 zwei Feuerwerks-Vorstösse von SP und GLP, die kantonale Massnahmen gegen Lärm und Luftverschmutzung forderten. Die Regierung fand, ein kantonales Totalverbot von Feuerwerk oder eine starke zeitliche Einschränkung wäre unverhältnismässig. Sie lehnte die Vorstösse ab und hielt fest, die Gemeinden könnten in ihren Polizeireglementen selber Vorgaben machen. Zudem werde der Feinstaub-Grenzwert nur in Baden kurzzeitig überschritten, die Lärmbelästigung sei zeitlich begrenzt, die Boden- und Gewässerbelastungen gemäss Modellberechnungen des Bundesamts für Umwelt gering.