Morgen ist ja auch noch ein Tag, oder? Diese Einstellung kann zu Problemen führen – ein paar Ratschläge
Wer unangenehme Aufgaben zu lange aufschiebt, muss mit negativen Konsequenzen rechnen. Das ist den Menschen durchaus bewusst, die unter Aufschieberitis leiden. Menschen, die ihr Berufsleben und ihren Alltag eigenverantwortlich gestalten können, sind besonders anfällig für die Aufschieberitis, die Fachleute als Prokrastination bezeichnen.
Unter Studenten ist dieses ständige Aufschieben besonders verbreitet, so sehr sogar, dass einige Universitäten den Betroffenen schon professionelle Hilfe anbieten. Prokrastination hat allerdings nichts mit Faulheit zu tun. Vielmehr handelt es sich dabei um ein ernsthaftes Problem der Selbststeuerung, für das es professionelle psychologische Hilfe gibt. Doch woran liegt es, dass einige Menschen genau die gleichen Aufgaben innerhalb der vorgegebenen Zeit erledigen, während andere sie lieber ständig vor sich her schieben?
Verbindung im Gehirn gestört
Ein deutsches Wissenschafterteam der Ruhr-Universität Bochum hat in einer Untersuchung herausgefunden, dass sich das Gehirn der Aufschieber von dem der Macher unterscheidet. Die Versuchsteilnehmer mit einer schlechten Handlungskontrolle hatten eine grössere Amygdala. Zudem war bei diesen Menschen die funktionelle Verbindung zwischen Amygdala und dem dorsalen anterioren cingulären Kortex (dorsaler ACC) weniger stark ausgeprägt.
Die Amygdala, auch Mantelkern im Gehirn genannt, ist vor allem dazu da, um Situationen und deren Ausgang zu beurteilen und uns vor möglichen negativen Konsequenzen zu warnen. Wohingegen der dorsale ACC Informationen über den potenziellen Ausgang einer Handlung nutzt, um auszuwählen, was umgesetzt wird. Die Theorie der Forscher ist nun, dass die Handlungskontrolle nicht mehr erfolgreich ausgeführt werden kann, wenn das Zusammenspiel zwischen Amygdala und dorsalem ACC gestört ist.
«Menschen mit höherem Amygdala-Volumen könnten eine grössere Furcht vor den negativen Konsequenzen einer Handlung haben. Sie zögern und schieben Dinge auf», resümiert Forscher Erhan Genc. «Die geringe funktionelle Kopplung zwischen der Amygdala und dem dorsalen ACC könnte diesen Effekt weiter verstärken, indem störende negative Emotionen und Handlungsalternativen unzureichend reguliert werden.» Nun ist natürlich nicht jeder gleich von Prokrastination betroffen, der mal eine Aufgabe verschiebt. Zum Problem kann das Aufschieben aber immer dann werden, wenn es Leid verursacht und ein normales Alltagsleben so nicht mehr möglich ist.
Einige Tipps für leichter Betroffene
Psychische und physische Probleme können die Folge sein, wie Unzufriedenheit bis hin zu Depressionen und Herz-Kreislaufproblemen. In diesem Fall sollten Betroffenen psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
Für solche, die nur leicht an Aufschieberitis leiden gibt es einige Ratschläge. Zum Beispiel den Arbeitsalltag zu strukturieren. Einen Kalender zu nutzen und eine To-do-Liste zu machen. Zudem sollte man Prioritäten setzen . Zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen.
Wichtig ist auch, sich nicht ablenken zu lassen. Ein ablenkungsarmes Arbeitsumfeld hilft dabei. Das Handy, wenn beruflich möglich, ganz abstellen und weglegen. Schliesslicht sollte man nicht zu perfekt sein wollen. Oftmals reicht es auch, nicht zu 100 Prozent erfolgreich zu sein.