Statt teure Abklärungen: Ein Gurt soll helfen, Alzheimer früher zu erkennen
Wird ein Verdacht auf Demenz abgeklärt, müssen Betroffene für neuropsychologische Untersuchungen, Labortests und aufwendige – und damit teure – Prozeduren ins Spital. Diese Verfahren eignen sich darum nicht in grösserem Mass zur Früherkennung. Dabei gelten Alzheimer und Demenzerkrankungen heute zu den grossen Volksleiden. Und aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird deren Behandlung respektive Früherkennung in Zukunft noch stark an Bedeutung gewinnen.
Zumindest was die Früherkennung betrifft, können Alzheimer oder Demenz vielleicht bald schon einfacher und günstiger diagnostiziert werden. Forschende der Materialprüfungs- und Forschungsanstalt des Bundes (Empa) sowie des Kantonsspitals und der Geriatrischen Klinik St. Gallen haben nämlich eine nicht-invasiven Diagnose-Methode zur Erkennung von Symptomen einer Demenzerkrankung entwickelt. Dazu reicht ein weiterentwickelter Gurt, wie er bereits für EKGs verwendet wird.
Messungen in den Alltag integrieren
Wie die Empa am Donnerstag mitteilt, haben die Forschenden an dem neuartigen Diagnostik-Gurt zusätzliche Sensoren montiert. Diese erfassen weitere Parameter wie Körpertemperatur oder Gangmuster.
Die Idee hinter dem neuartigen Diagnostik-Gurt:
«Bevor bei einer Demenz das Erinnerungsvermögen nachlässt, tauchen feinste Veränderungen im Gehirn auf, die sich über das autonome Nervensystem äussern»
… schreibt die Empa über ihre Weiterentwicklung. Letzteres steuert bekanntlich unbewusste Körpervorgänge. Um Veränderungen dieser Parameter zu erkennen, sind jedoch Messungen über einen längeren Zeitraum nötig. Darum sollen diese auch möglichst in den Alltag integriert werden können, so die Absicht der Forschenden.
Gurt liefert bereits nützliche Ergebnisse
Das Ziel, ein Frühwarnsystem zu entwickeln, das den Verlauf von kognitiven Einschränkungen abschätzen kann, haben die Forschenden laut eigenen Angaben erreicht. So können sie in einer eben publizierten Studie nachweisen, dass mit dem Diagnostik-Gurt gemessene veränderte Hauttemperaturwerte einen Hinweis auf die kognitive Leistungsfähigkeit von Testpersonen geben. Und dies bereits bevor eine Demenzerkrankung auftritt.
Milde Hirnleistungsstörungen, wie sie in der Studie bei Testpersonen gemessen worden sind, sind laut den Autoren im Alltag zwar noch keine Behinderung. Sie gelten aber als mögliche Vorstufe von Alzheimer. In einem nächsten Schritt wollen die Forschenden mit Langzeitmessungen nun abklären, wie sich anhand der Sensor-Messungen der Verlauf von milden Hirnleistungsstörungen vorhersagen lässt.
Alzheimer Schweiz: «Wichtiger Beitrag zur Früherkennung»
Erfreut über die Forschungsergebnisse reagiert am Donnerstag auch Alzheimer Schweiz. Stelle sich der von der Empa entwickelte Sensor-Gurt «als zuverlässiges Warnsystem heraus», könne das Projekt …
«einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung einer Demenzerkrankung leisten»
… schreibt die Organisation auf Anfrage von CH Media. Alzheimer Schweiz erinnert in ihrer Stellungnahme daran, dass Demenz bisher nicht heilbar ist. Dennoch sei eine korrekte und frühzeitige Diagnose «sehr wichtig».
Dank dieser können laut Alzheimer Schweiz frühzeitig Massnahmen eingeleitet werden. Dies um Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und Erkrankten zu helfen, länger ihre Autonomie zu bewahren.