Schlamassel am Pariser Flughafen ist nur der Vorgeschmack: Tausende von Koffern verschwunden
Geduld und gute Nerven sind empfohlen, wenn man über den grössten Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle reist. Seit Tagen kommt es dort zu Warnstreiks und Pannen, Verspätungen und Flugausfällen. Am Donnerstag legte ein Teil der Feuerwehr die Arbeit nieder. Der Flughafenbetreiber ADP musste darauf 17 Prozent der Flüge streichen. Viele Familien, die bereits eine Woche vor Beginn der Schulferien verreisen wollten, blieben stattdessen stundenlang in Warteschlangen stecken.
Am Freitag blockierten Gewerkschaftsvertreter des Bodenpersonals auch noch den Zugang zu den Flughäfen, um ihren Lohnforderungen – sechs Prozent mehr, ADP bietet aber nur vier Prozent – Nachdruck zu verleihen. Das führte zu Autostaus auf den Zubringerstrassen. Wer es in einen der Terminals schaffte, wurde oft enttäuscht: Am Samstagmorgen wurde ein Fünftel der Flüge annulliert.
Unerreichbares Spanien
Um das Chaos vollkommen zu machen, trat zugleich auch das Kabinenpersonal von Fluggesellschaften wie Easyjet oder Ryanair in den Ausstand. Vor allem Flüge nach Spanien waren davon betroffen.
In diesem Durcheinander spielten mit einem Mal auch die Computer verrückt. Ohne dass es bemerkt wurde, leitete das Informatiksystem von Roissy am Freitagmorgen Gepäckstücke an andere Reiseziele um. Der Gewerkschafter Emmanuel Duchemin-Humbert erklärte einem Pariser Livesender, bis zur Behebung der technischen Panne am späten Nachmittag seien «Tausende» von Gepäckstücken fehlgeleitet worden. Das stelle auch einen Verstoss gegen die Sicherheitsregeln dar.
Nur ein Vorgeschmack
Der Gewerkschafter hält die Gepäckstücke meist für «verloren», wenn sie an einem anderen Ort des Planeten gelandet seien. Der französische Flugexperte Jean Serrat schätzte, dass die Reisenden ihr Gepäck im besten Fall nach drei bis vier Tagen erhalten würden.
Dass die Panne fast einen Tag lang dauern konnte, wird auf das Fehlen von Informatikern zurückgeführt. In den Pariser Flughäfen mangelt es derzeit generell an Personal. Und die angespannte Lage dürfte sich nicht so schnell beruhigen – im Gegenteil: Zum ersten richtigen Ferienwochenende in Frankreich rufen Gewerkschaften zu einem neuen Streik auf. Die Personalvertreter der Billigflieger wie Easyjet planen ab Mitte Juli weitere, jeweils dreitägige Streikaktionen. Eine Sprecherin der französischen Regierung erklärte, sie könne sich «einfach nicht vorstellen, dass unsere Mitbürger diesen Sommer nicht verreisen können».