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Unglaublich, wie er sich jetzt vor Gericht aufführt: Franzose bot seine betäubte Frau 50 Männern zur Vergewaltigung an

Ein Rentner schläferte seine Frau zehn Jahre lang immer wieder ein, damit sich andere Männer an ihr vergehen konnten. Die tapfere Rentnerin setzte aber gegen Widerstände einen öffentlichen Prozess durch.

Der Gerichtssaal in Avignon ist fast zu klein für alle Angeklagten. Es sind Männer jeden Alters, aller sozialen Kategorien – ein Gärtner, ein Feuerwehrmann, ein Maurer, ein Journalist, ein Soldat, ein Gemeinderat. Einige bedecken sich das Gesicht mit der Hand, um nicht fotografiert zu werden, andere grüssen sich jovial.

Hinter einer Plexiglaswand sitzt der Hauptangeklagte. Dominique P., ein ehemaliger Angestellter des französischen Stromkonzerns EDF, 71 Jahre alt und weitgehend geständig. Er mischte Beruhigungsmittel in das Nachtessen seiner Frau, mit der er seit über 40 Leben in einem Haus mit Swimmingpool im Dorf Mazan lebte.

Wenn sie eingeschlafen war, bot er sie Männern, die er über ein Swinger-Forum im Internet kennengelernt hatte, zur Vergewaltigung im eigenen Ehebett an. Sie halb ohnmächtig, manchmal schnarchend, nackt, mit einem Tuch über dem Gesicht.

Dominique P. hatte an alles gedacht. Die eingeladenen Männer mussten ihr Auto eine Strasse weiter abstellen, sich in der Küche entkleiden und die Hände am Ofen wärmen, um das Opfer nicht aufzuwecken, wenn sie seine Frau berührten. Geld war nie im Spiel. P. wollte auch keine Präservative sehen.

Noch furchtbarer werden diese Umstände durch die Zahlen. Die Polizei kam auf 92 Vergewaltigungen zwischen 2011 und 2020, verübt von 83 Männern an der Frau von Dominique P. Deren 51 sitzen nun auf der Anklagebank.

Andere konnten nicht identifiziert werden, obwohl der Gatte genau Buch führte und alles filmte. «Charly, 6. Mal» lautete ein Eintrag in seinem Computer. Ein anderer präzisierte die Art des Vergehens; «Marc sodo, 5. Mal». Wohlgemerkt: All das tat er seiner eigenen Frau an, mit der er seit Jahrzehnten zusammenlebte und drei Kinder hat.

Provokante Antwort des Angeklagten

Man hätte erwarten können, dass der Organisator dieser unmenschlichen Soireen bei seinem Prozess einsichtig, zumindest etwas zerknirscht erscheinen würde. Zumal ihm die Polizei nur zufällig auf die Schliche gekommen war: Sie hatten ihn 2020 in einem Shoppingcenter dabei erwischt, wie er fremde Frauen unter deren Rock fotografieren wollte.

Zum Beginn der Gerichtsverhandlung antwortete Dominique P. aber auf die obligate Einstiegsfrage des Richters nach seiner aktuellen Adresse schnippisch, fast provokant: «Wie Sie doch wissen, im Gefängnis.»

Einvernommen wird Dominique P. in dem bis Dezember angesetzten Prozess erst später. Die 50 übrigen Angeklagten haben in den vorgängigen Verhören bestritten, dass sie sich an einer wehrlosen Person vergangen hätten. Das wäre ein erschwerender Faktor.

Ein Vergewaltiger sagte, er habe gedacht, dass es sich um ein Sexspiel des Paares gehandelt habe, bei dem sich die Frau schlafend stellte. Keiner der Besucher will etwas von den Schlafmitteln gewusst haben. «Er macht mit ihr, was er will», erklärte sich einer brutal das Verhalten von Dominiques Gattin.

Sie, das Opfer, mit Vornamen Gisèle, 72 Jahre alt, in Scheidung befindlich, ist an dem Prozess präsent. Sie wolle ihrem Mann in die Augen schauen, nachdem er sich über all die Jahre ohne ihr Wissen schamlos an ihr vergangen hatte, sagte ihr Anwalt. Wegen der starken und in hohen Dosen verabreichten Schlafmittel litt sie unter Gedächtnisverlust, Müdigkeit, Absenzen. Die Ärzte, die sie aufsuchte, kamen aber nicht hinter die Ursache. Gisèle P. auch nicht.

Verein gegründet gegen «chemische Unterjochung»

Den Antrag der Angeklagten, den Prozess hinter verschlossener Tür abzuwickeln, liess sie durch ihren Anwalt zurückweisen. Gisèle P. will eine öffentliche Verhandlung. Zum Gerichtstermin erschien sie mit dunkler Brille, in Begleitung ihrer drei Kinder.

Ihre Tochter Caroline hatte im Dossier auch unerklärbare Fotos entdeckt, auf denen sie in fremder Unterwäsche schläft. Sie gründete einen Verein mit dem Namen «M’endors pas» («Schläfere mich nicht ein»). Die «chemische Unterjochung», wie man sie in Frankreich nennt, sei verbreiteter als angenommen, erklärte sie.

Der Prozess wird darauf eingehen. Französische Medien berichten bereits über andere Fälle von Vergewaltigung unter Betäubung. Und sie ziehen alle den Hut vor dem tapferen Verhalten von Gisèle P. vor Gericht. Die Lektüre des schrecklichen Sachverhalts am Dienstag hielt sie ohne Gefühlsregung aus, während ihre Tochter den Saal verlassen musste.